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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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mehr. Für wen hielt sich dieser Will?
    »Ich bin nicht sicher, ob ich es war.« Er würde seine Theorie
antesten. Wenn Suzie ihm nicht glaubte, würden es die Polizei
und die Richter erst recht nicht tun.
»Wie bitte?«
    »Ich glaube, sie war krank. Ich glaube, sie wäre sowieso gestorben.« Niemand sagte irgendwas; Will schüttelte ärgerlich den Kopf. Marcus kam zu dem Schluss, dass er mit dieser Verteidigungsstrategie seine Zeit verschwendete, obwohl es die Wahrheit war.
    Sie starrten so gebannt auf den Tatort, dass sie den Parkwächter erst bemerkten, als er direkt neben ihnen stand. Marcus wurde es mulmig. Jetzt war er dran.
    »Eine Ihrer Enten ist gestorben«, sagte Will. Seine Stimme klang, als sei es das Traurigste, was er je gesehen hatte. Marcus schaute zu ihm hoch; vielleicht hasste er ihn doch nicht. »Mir wurde gesagt, Sie hätten etwas damit zu tun«, sagte der Parkwächter. »Sie wissen, dass das strafbar ist, oder?« »Ihnen wurde gesagt, ich hätte etwas damit zu tun?«, sagte Will. »Ich?«
    »Vielleicht nicht Sie selbst, aber Ihr Junge hier.« »Wollen Sie damit sagen, dass Marcus die Ente getötet hat? Marcus liebt Ente n, nicht wahr, Marcus?«
    »Ja. Das sind meine Lieblingstiere. Na ja, die zweitliebsten. Nach Delfinen. Aber sie sind definitiv meine Lieblingsvögel.« Das war Schwachsinn, weil er alle Tiere hasste, aber er dachte, es würde helfen.
    »Mir wurde gesagt, er hätte mordsmäßig große Baguettes nach ihr geworfen.«
    »Das hat er, aber ich habe das jetzt unterbunden. So sind Jungs
nun mal«, sagte Will. Marcus hasste ihn wieder. Er hätte wis
sen müssen, dass er ihn verpfeifen würde.
»Also hat er sie getötet?«
    »0 Gott, nein. Tut mir Leid, jetzt verstehe ich. Nein, er hat mit Brot nach dem Kadaver geworfen. Ich glaube, er wollte ihn versenken, weil sich Megan hier so aufgeregt hat.« Der Parkwächter betrachtete die schlafende Gestalt im Buggy. »Sie sieht nicht sehr aufgeregt aus.«
    »Nein. Hat sich in den Schlaf geweint, das arme Herzchen.« Es entstand ein Schweigen. Marcus war klar, dass das der entscheidende Moment war; der Aufseher konnte sie entweder alle für Lügner halten und die Polizei rufen oder so was, oder die Sache auf sich beruhen lassen.
    »Dann muss ich wohl reinwaten und sie holen«, sagte er. Sie waren aus dem Schneider. Marcus würde nicht für ein Verbrechen ins Gefängnis gehen, das er wahrscheinlich - na gut, möglicherweise - nicht begangen hatte.
    »Ich hoffe, das ist nicht irgendeine Seuche«, sagte Will mitfüh
    lend, als sie zu den anderen zurückgingen.
    In diesem Moment sah Marcus seine Mutter - oder glaubte sie zu sehen. Sie stand direkt vor ihnen, mitten auf dem Weg, und sie lächelte; er winkte und drehte sich um, um Suzie zu sagen, dass seine Mutter gekommen war, aber als er zurückschaute, war sie nicht da. Er kam sich dumm vor und sagte nie jemandem ein Wort davon.

    Marcus hatte nie begriffen, warum Suzie darauf bestanden hatte, ihn in die Wohnung zu begleiten. Er war früher schon mit ihr unterwegs gewesen, und sie hatte ihn dann einfach vor der Tür abgesetzt, gewartet, bis er die Tür aufgeschlossen hatte, und war dann gefahren. Aber an diesem Tag parkte sie das Auto, hob Megan aus dem Kindersitz und begleitete ihn. Sie konnte später selbst nicht erklären, warum.

    Will war nicht eingeladen, aber er kam mit hinein, und Marcus hinderte ihn nicht daran. Alles in diesen zwei Minuten war auf geheimnisvolle Weise einprägsam, auch damals schon: der Weg die Treppe hinauf, die Kochgerüche, die im Flur hingen, das Muster des Teppichs. Nachher glaubte er sich auch zu erinnern, nervös gewesen zu sein, aber das bildete er sich wohl ein, denn es hatte keinen Grund gegeben, nervös zu sein. Dann steckte er den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür, und ein neuer Abschnitt seines Lebens begann, rumms, ohne jede Warnung.
    Seine Mutter lag halb auf, halb neben dem Sofa: Ihr Kopf hing nach unten. Sie war kalkweiß, und auf dem Teppich war eine Lache von Erbrochenem, aber an ihr selbst war nichts - entweder hatte sie so viel Verstand gehabt, von sich weg zu kotzen, oder sie hatte einfach Glück gehabt. Im Krankenhaus sagten sie ihm, es sei ein Wunder, dass sie nicht an ihrem

    eigenen Erbrochenen erstickt wäre. Die Kotze war grau und klumpig, und das Zimmer stank.

    Er konnte nicht sprechen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er weinte auch nicht. Dafür war es viel zu ernst. Also stand er nur da. Aber Suzie ließ den Kindersitz fallen,

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