About a Boy
hingehen«, sagte Marcus, als sie ihm schon den Rücken zugekehrt hatte. Sie drehte sich lächelnd um. »Nicht, dass es irgendwen interessiert.« »Natürlich tut es das«, sagte Suzie. »Meinst du?«
Die Frau kam wenige Minuten später zurück, lächelnd und nickend, als habe Fiona gerade ein Baby geboren und nicht nur die Erlaubnis zum Übernachten außer Haus gegeben. »Ihr ist es recht. Ich soll Ihnen danken.«
»Gut. Dann komm, Marcus. Du kannst mir helfen, das Schlafsofa auszuklappen.«
Suzie setzte Megan wieder in den Kindersitz, und sie gingen
raus auf den Parkplatz.
»Bis bald«, sagte Will. »Ich rufe dich an.«
»Ich hoffe, mit Ned und Paula kommt alles in Ordnung.« Da war wieder dieser Moment totaler Leere: Ned und Paula, Ned und Paula … ah, ja, seine Exfrau und sein Sohn. »Oh, da habe ich keine Sorge. Danke.« Er küsste Suzie auf die Wange, boxte Marcus auf den Arm, winkte Megan zu und suchte sich dann ein Taxi. Es war alles sehr interessant gewesen, aber jede Nacht brauchte er das nicht.
11
Er lag auf dem Küchentisch; gerade stellte er die Blumen in die Vase, wie Suzie es ihm gesagt hatte, als er ihn entdeckte. Gestern Abend waren alle so in Eile und so durcheinander gewesen, dass ihn niemand bemerkt hatte. Er nahm ihn in die Hand und setzte sich.
Lieber Marcus,
ich vermute, dass, was auch immer ich in diesem Brief schrei be, bei Dir nur Hass auf mich zurückbleibt. Vielleicht ist das etwas zu endgültig: vielleicht wirst Du, wenn Du älter bist, etwas anderes als Hass empfinden. Aber ganz sicher wirst Du noch sehr lange denken, dass ich etwas Falsches, Dummes, Selbstsüchtiges, Liebloses getan habe. Darum möchte ich den Versuch machen, Dir alles zu erklären, auch wenn es nichts hilft.
Hör zu. Ein großer Teil von mir weiß, dass ich etwas Falsches, Dummes, Selbstsüchtiges, Liebloses tue. Sogar der größte Teil von mir. Das Problem ist, dass es nicht mehr dieser Teil ist, der mich kontrolliert. Das ist ja so schrecklich an der Krank heit, an der ich in den letzten Monaten gelitten habe - sie hört einfach auf nichts und niemanden. Sie will nur ihren Willen haben. Ich hoffe, Du musst nie erleben, wie das ist. Nichts davon hat irgendwas mit Dir zu tun. Ich fand es schön, Deine Mum zu sein, immer, auch wenn es hart war und mir manchmal schwergefallen ist. Und ich weiß nicht, warum es mir nicht genügt, Deine Mum zu sein, aber es genügt nicht. Es ist auch nicht so, als sei ich zu unglücklich, um weiterzuleben. So ein Gefühl ist das nicht. Es ist mehr so, als wäre ich müde und gelangweilt, und die Party dauert schon viel zu lange, und ich will nur noch heim. Ich fühle mich ausgebrannt, und es gibt nichts mehr, worauf ich mich freuen könnte, also mache ich lieber Schluss. Wie kann ich mich so fühlen, wenn ich Dich habe? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, wenn ich nur Deinetwil len weitermachen würde, würdest Du es mir nicht danken, und ich glaube, wenn Du das hier erst überwunden hast, wird es Dir besser gehen als vorher. Wirklich. Du kannst zu Deinem Dad ziehen, oder zu Suzie, die immer gesagt hat, sie würde sich um Dich kümmern, falls mir etwas passiert.
Ich werde immer bei Dir sein, wenn ich kann. Ich glaube, wenn einer Mutter etwas passiert, wird ihr das erlaubt, auch wenn es ihre eigene Schuld war. Ich würde gern noch mehr schreiben, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Ich liebe Dich,
Mum.
Er saß immer noch am Küchentisch, als sie mit Suzie und Megan aus dem Krankenhaus zurückkam; sie sah sofort, was er gefunden hatte. »Scheiße, Marcus. Den hatte ich vergessen.«
»Du hast ihn vergessen. Du hast einen Abschiedsbrief vergessen?«
»Na ja, ich hätte nicht gedacht, dass ich mich noch mal daran erinnern müsste.« Darüber lachte sie. Sie lachte. Das war ganz seine Mutter. Wenn sie nicht beim Frühstück in ihre Cornflakes heulte, lachte sie über den eigenen Selbstmord.
»Jesus«, sagte Suzie. »Das war es also? Ich hätte ihn nicht hier absetzen dürfen, ehe ich dich abholen ging. Ich dachte, es wäre nett, wenn er ein bisschen aufräumen würde.«
»Suzie, ich glaube ehrlich nicht, dass du dir etwas vorzuwerfen hast.« »Ich hätte daran denken müssen.«
»Vielleicht sollten Marcus und ich uns unter vier Augen un
terhalten.«
»Natürlich.«
Suzie und seine Mutter umarmten
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