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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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seine lebenslange Leistungsverweigerung, aber er war stolz auf sein Talent, sich im großen Ozean von Zeit, der ihm zur Verfügung stand, über Wasser zu halten; ein weniger einfallsreicher Mann, meinte er, wäre vielleicht untergegangen und ertrunken.
    Die Abende waren kein Problem; er hatte Bekannte. Er wusste nicht, woher er sie kannte, weil er niemals Kollegen gehabt hatte und mit seinen Freundinnen nicht mehr sprach, sobald sie zu Exfreundinnen wurden. Aber es gelang ihm, im Vorbeigehen Leute aufzugabeln - Typen, die mal in Plattenläden gearbeitet hatten, in denen er oft kaufte, Typen, mit denen er Fußball oder Squash spielte, Typen eines Pub-Rateteams, in dem er mal mitgemacht hatte, so was eben - und die genügten ihm auch. Für den unwahrscheinlichen Fall irgendeiner depressiven Selbstmordneigung oder den noch unwahrscheinlicheren Fall eines gebrochenen Herzens wären sie wohl keine Hilfe, aber für eine Runde Pool oder einen Drink und ein Curry waren sie genau richtig.
    Nein, die Abende waren kein Problem; es waren die Tage, die seine Geduld und seinen Einfallsreichtum auf die Probe stellten, weil alle diese Leute dann auf der Arbeit waren - sofern sie nicht wie John, Vater von Barney und Imogen, im Erziehungsurlaub waren und Will sie ohnehin nicht sehen wollte. Seine Technik, mit den Tagen fertig zu werden, bestand darin, sich Aktivitäten als Zeiteinheiten von jeweils dreißig Minuten auszudenken; ganze Stunden, fand er, waren entmutigender, und für die meisten Dinge, die man tagsüber tun konnte, brauchte man eine halbe Stunde. Die Zeitung lesen, ein Bad nehmen, die Wohnung aufräumen, Home and Away und Countdown sehen, ein schnelles Kreuzworträtsel auf der Toilette, frühstücken und zu Mittag essen, in die Läden im Viertel gehen … Damit waren neun Einheiten eines ZwanzigEinheiten-Tages (er machte sich keine Gedanken um die Abende, an denen er tat, wozu er Lust hatte) schon mit dem Allernotwendigsten ausgefüllt. Er hatte tatsächlich ein Stadium erreicht, in dem er sich fragte, wie seine Freunde Leben und Job unter einen Hut brachten. Das Leben kostete so viel Zeit, wie konnte man da am selben Tag arbeiten und Zeit für ein Bad finden? Er hatte den Verdacht, dass einige seiner Bekannten sehr unreinliche Lebensgewohnheiten hatten.
    Gelegentlich, wenn ihn die Stimmung überkam, bewarb er sich um Stellen, die auf den Medienseiten im G uardian ausgeschrieben waren. Er mochte die Medienseiten, weil er sich für die meisten angebotenen Stellen qualifiziert fühlte. Wie schwierig konnte es sein, das Hausjournal der Bauindustrie zu redigieren, einen Kleinkunstworkshop zu leiten oder Werbetexte für Ferienkataloge zu schreiben? Überhaupt nicht schwierig, stellte er sich vor, also schrieb er beharrlich Briefe, in denen er potentiellen Arbeitgebern darlegte, warum er genau der Mann war, den sie suchten. Er fügte sogar einen Lebenslauf bei, obwohl der so gerade eben auf die zweite Seite weiterlief; die Seiten hatte er, eine Glanzleistung, mit Eins und Drei beschriftet, so dass man denken konnte, Seite zwei, die Seite mit den näheren Einzelheiten seiner brillanten Karriere, sei irgendwo verloren gegangen. Er stellte sich vor, die Leute wären so beeindruckt von dem Brief, so geblendet von seinen vielseitigen Interessen, dass sie ihn zu einem Vorstellungsgespräch einladen würden, bei dem er dann nur seine schillernde Persönlichkeit wirken lassen musste. Allerdings hatte er nie von irgendwem gehört, obwohl er gelegentlich einen Formbrief mit einer Absage erhielt.
    In Wirklichkeit war es ihm egal. Er bewarb sich um die Jobs mit derselben Geisteshaltung, mit der er sich zur freiwilligen Mitarbeit in der Volksküche gemeldet hatte, und mit derselben Geisteshaltung, mit der er Neds Vater geworden war: Das alles war eine traumhafte, alternative Realität, die sein reales Leben, worin auch immer das bestand, nicht im mindesten berührte. Er brauchte keinen Job. Er fühlte sich auch so ganz wohl. Er las viel; er sah sich nachmittags Filme an; er ging joggen; er machte für sich und seine Freunde gerne ein schönes Essen; er reiste ab und zu nach Rom und New York und Barcelona, wenn die Langeweile besonders akut wurde … er konnte nicht sagen, dass der Wunsch nach Veränderung sehr heftig in ihm brannte.

    Jedenfalls war er heute Morgen leicht irritiert von den seltsamen Ereignissen des Wochenendes. Aus irgendeinem Grund -möglicherweise, weil er im Verlauf eines durchschnittlichen

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