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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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einem Selbstmord gestanden, und trotzdem versuchte in dem Film ein Kerl etwa dreitausend Mal, sich umzubringen. Okay, es gelang ihm nicht, aber das machte es nicht lustig; seiner Mutter war es auch nicht gelungen, aber niemand hatte Lust dazu, eine Komödie darüber zu drehen. Warum war da kein Warnhinweis? Es musste jede Menge Leute geben, die sich eine gute Komödie ansehen wollten, kurz nachdem sie versucht hatten, sich umzubringen. Angenommen, sie suchten sich alle diese aus?
    Zuerst war Marcus still, so still, dass er fast zu atmen aufhörte, Er wollte nicht, dass seine Mutter seine Atemzüge hörte, für den Fall, dass sie denken könnte, sie seien lauter als sonst, weil er aufgeregt war.
    Aber dann ertrug er es nicht länger, und er machte den Film mit
der Fernbedienung aus.
»Was ist denn?«
    »Ich wollte bloß das da sehen.« Er deutete auf den Bildschirm, auf dem ein Mann mit französischem Akzent und Kochmütze einem der Gladiators beizubringen versuchte, wie man einen Fisch aufschnitt und ausnahm.
    Die Sendung sah nicht aus wie eine von denen, die Marcus sich
sonst ansah, besonders, da er Kochen hasste. Und Fisch. Und
Gladiators riss ihn auch nicht vom Hocker.
»Das? Warum willst du dir das ansehen?«
    »Wir kochen in der Schule, und sie haben gesagt, wir sollten uns das als Hausaufgabe ansehen.«
    »Au revoir«, sagte der Mann mit der Kochmütze. »Bis dann«, sagte der Gladiator. Sie winkten, und die Sendung war vorbei. »Dann hast du morgen Ärger«, sagte seine Mutter. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du das heute Abend sehen musstest?« »Ich hab’s vergessen.«
    »Na, dann können wir uns ja jetzt den Rest des Films anse
hen.«
»Willst du das wirklich?«
»Ja. Er ist lustig. Findest du ihn nicht lustig?«
»Er ist nicht sehr realistisch, oder?«
    Sie lachte. »Oh, Marcus! Ich muss mir mit dir Sachen ansehen, wo Leute aus explodierenden Hubschraubern auf Zugdächer springen, und du beschwerst dich über mangelnden Realismus.«
    »Ja, aber man sieht, wie sie es machen. Man kann wirklich sehen, wie sie diese Sachen machen. Man kann aber nicht mit Sicherheit wissen, ob er wirklich immer wieder am selben Tag aufwacht, weil sie das ja auch einfach so tun können, oder?« »Du redest einen Stuss.«
    Das war ja toll. Er versuchte seiner Mutter zu ersparen, sich einen Mann ansehen zu müssen, der am laufenden Band Selbstmord beging, und sie nannte ihn einen Idioten.
    »Mum, du musst doch wohl wissen, warum ich ausgemacht
habe?«
»Nein.«
Er konnte es nicht glauben. Sie musste doch bestimmt ständig
daran denken, genau wie er?
»Wegen dem, was du tun wolltest.«
Sie sah ihn an.
    »Tut mir Leid, Marcus, ich verstehe dich immer noch nicht.« »Diese … Sache.«
    »Marcus, du bist ein sprachgewandter Junge. Du kannst es doch besser.«
    Sie trieb ihn zum Wahnsinn. »Die letzten fünf Minuten hat er dauernd versucht, sich umzubringen. Wie du. Ich wollte es nicht sehen, und ich wollte nicht, dass du es siehst.« »Ah.« Sie griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. »Es tut mir Leid. Ich war wohl sehr schwer von Begriff, was?« »Ja.«
    »Da habe ich gar keinen Zusammenhang gesehen. Unglaublich. Gott.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss meinen Kopf zusammenhalten.«
    So langsam kam Marcus bei seiner Mutter nicht mehr mit. Noch bis vor kurzem hatte er immer gedacht, sie sei . .. nicht perfekt, weil si e stritten und sie ihn manches nicht machen ließ, was er machen wollte, und so weiter, aber er war nie auf den Gedanken gekommen, sie sei dumm oder verrückt oder im Unrecht. Selbst wenn sie sich stritten, sah er ein, worum es ihr ging: Sie sagte die Sachen, die Mütter so sagen mussten. Aber im Moment verstand er sie überhaupt nicht. Er hatte die Heulerei nicht verstanden, und nun, wo er erwartet hatte, sie würde sich doppelt so elend fühlen wie vorher, war sie völlig normal. Er begann, an sich selbst zu zweifeln. War ein Selbstmordversuch etwa gar keine so große Sache? Gab es danach nicht lange Gespräche darüber, und Tränen und Umarmungen? Offenbar nicht. Man setzte sich einfach aufs Sofa, sah sich Videos an und benahm sich, als sei nichts geschehen. »Soll ich den Film wieder anmachen?«, fragte er sie. Das war ein Test. Die alte Mum würde wissen, dass er es nicht so meinte.
    »Wenn es dir nichts ausmacht?«, sagte sie. »Ich würde gerne sehen, wie er ausgeht.«

    12

    Den Tag rumzukriegen war für Will eigentlich nie ein Problem gewesen. Er war nicht unbedingt stolz auf

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