About a Boy
zu lassen. Er wusste, wenn sie wieder so etwas versuchen würde, dann nicht in nächster Zeit, denn fürs Erste war sie noch in dieser seltsam gelassenen Stimmung. Aber Will zu sagen, er wolle seine Mutter mitnehmen, war eine Möglichkeit, sie und Will zusammenzubringen, und danach, vermutete er, müsste es kinderleicht sein. Seine Mutter war hübsch, und Will hatte Geld, also könnten sie mit Will und seinem Kind zusammenleben, dann wären sie zu viert, und vier waren doppelt so gut wie zwei. Und vielleicht könnten sie, wenn sie wollten, noch ein Baby bekommen. Seine Mutter war nicht zu alt. Sie war achtunddreißig. Mit achtunddreißig konnte man noch Kinder kriegen. Damit wären sie dann zu fünft, und es käme nicht so drauf an, ob einer von ihnen starb. Na ja, es käme schon drauf an, aber wenigstens würde dann keiner von ihnen, er oder seine Mutter oder Will oder Wills kleiner Junge, ganz alleine zurückbleiben. Marcus war gar nicht mal sicher, ob er Will mochte oder nicht, aber das fiel nicht mehr ins Gewicht; er sah, dass er kein übler Kerl war, oder ein Säufer, oder gewalttätig, also musste er genügen.
Es war nicht so, als wüsste er nichts von Will: Marcus hatte ihn überprüft. Eines Nachmittags hatte er auf dem Heimweg von der Schule Will beim Einkaufen gesehen, und er war ihm nach Hause gefolgt wie ein Privatdetektiv. Im Grunde hatte er nicht viel über ihn herausbekommen, außer, wo er wohnte und in welche Läden er ging. Aber er schien allein zu sein - keine Freundin, keine Frau und auch kein kleiner Junge. Es sei denn, der kleine Junge wäre mit der Freundin zu Hause. Aber wenn Will eine Freundin hatte, warum versuchte er dann, Suzie anzubaggern?
»Um wie viel Uhr kommt dieser Typ?«, fragte seine Mutter. Sie räumten die Wohnung auf und hörten dabei Exo dus von Bob Marley.
»Etwa in zehn Minuten. Du ziehst dich doch um, oder?« »Warum?«
»Weil du wie ein Wrack aussiehst, und er geht mit uns zum Lunch ins Planet Hollywood.« Letzteres wusste Will noch nicht, weil Marcus es ihm noch nicht gesagt hatte, aber er würde nichts dagegen haben.
Sie sah ihn an. »Warum ist es so wichtig, was ich trage?«
»Planet Hollywood.«
»Was ist damit?«
»Ich will nicht, dass du da wie eine alte Schlampe aussiehst.
Falls dich einer von ihnen sieht.«
»Falls wer mich sieht?«
»Bruce Willis oder so.«
»Die sind nicht da, Marcus.«
»Sie sind dauernd da. Außer sie arbeiten. Und sogar dann versuchen sie, Filme in London zu drehen, damit sie zum Lunch hingehen können.«
Fiona lachte und lachte. »Wer hat dir das denn erzählt?« Ein Junge in der Schule, Sam Lovell, hatte ihm das erzählt. Wenn Marcus jetzt so überlegte, hatte Sam ihm schon ein paar Sachen erzählt, die sich später als unwahr herausgestellt hatten: dass Michael Jackson und Janet Jackson dieselbe Person seien und dass Mr. Harrison, der Französischlehrer, einer von den Beatles gewesen sei. »Das ist doch bekannt.«
»Willst du trotzdem hingehen, auch wenn wir keine Stars zu Gesicht bekommen?«
Wollte er eigentlich nicht, aber das musste sie nicht erfahren.
»Ja. Klar.«
Seine Mutter zuckte mit den Achseln und ging sich umziehen. Will kam noch in die Wohnung, ehe sie losgingen. Er stellte sich vor, was Marcus ziemlich dämlich fand, da jeder jeden bereits kannte.
»Hi. Ich bin Will«, sagte er. »Wir haben uns … Tja, ich …« Aber er wusste offenbar nicht, wie er ihr auf höfliche Art sagen sollte, dass er sie letzte Woche weggetreten und völlig bekotzt auf dem Sofa hatte liegen sehen, also sprach er nicht weiter und lächelte nur.
»Ich bin Fiona.« Seine Mutter sah gut aus, fand Marcus. Sie trug ihre besten Leggings und einen weiten, flauschigen Jumper, sie trug zum ersten Mal seit dem Krankenhaus wieder Make-up und ein Paar hübsche, baumelnde Ohrringe, die ihr irgendwer aus Zimbabwe geschickt hatte. »Danke für alles, was Sie letztes Wochenende getan haben. Das war wirklich nett von Ihnen.«
»War mir ein Vergnügen. Ich hoffe, Sie sind … Ihnen geht es … «
»Meinem Magen geht es gut. Aber wahrscheinlich bin ich noch immer ein bisschen plemplem im Kopf. So was steckt man nicht so einfach weg, nicht wahr?«
Will sah schockiert aus, aber sie lachte nur. Marcus hasste es, wenn sie Witze bei Leuten machte, die sie noch nicht gut kannten.
»Hast du dich entschieden, wo wir hingehen wollen, Marcus?«
»Planet Hollywood.«
»0 Gott. Ehrlich?«
Ja. Soll genial sein.«
»Ach, wirklich? Wir lesen offenbar nicht dieselben
Weitere Kostenlose Bücher