About a Boy
helfen?«
»Das habe ich nicht gemeint. Ich meine, warum gehst du nicht nach Hause und machst sie?«
»Ich mache sie nach dem Abendessen. Du solltest nicht rauchen, weißt du.«
»Ja, ich weiß. Danke für den Hinweis. Wann kommt deine
Mutter nach Hause?«
»Ungefähr jetzt.«
»Und?«
Marcus ignorierte ihn und begann die Wohnung zu durchstöbern. Beim letzten Mal war ihm nur aufgefallen, dass es keinen Ned gab, und vieles andere war ihm entgangen: die schicke Stereoanlage, Hunderte von CI)s und Tausende von Platten und Tapes, die Schwarzweißfotos von Leuten mit Saxophonen und die Filmplakate an der Wand, die Parkettböden, der Teppich. Die Wohnung war klein, das überraschte Marcus. Wenn Will so viel verdiente, wie Marcus glaubte, dann konnte Will sich eine viel größere als die leisten. Aber cool war sie. Wenn Marcus eine eigene Wohnung gehabt hätte, hätte sie genauso aussehen müssen, nur dass er wahrscheinlich andere Filmplakate ausgesucht hätte. Will hatte Plakate von alten Filmen, von denen Marcus nie gehört hatte Frau ohne Gewissen, Tote schlafen fest. Marc us hätte unbedingt Liebli ng, ich habe die Kinder geschrumpft ge nommen, und Free Willy, und … nein Hellhound 3 oder Bo ilerhead hätte er nicht genommen. Nicht mehr. Seit dem Tag der toten Ente war ihm die Lust auf solche Sachen vergangen. »Nette Wohnung.« »Danke.« »Ist aber ziemlich klein.« »Für mich ist sie groß genug.«
»Aber du könntest auch eine größere haben, wenn du wolltest.« »Ich bin mit dieser sehr zufrieden.«
»Du hast viele CDs. Mehr als jeder andere, den ich kenne.«
Marcus ging hin, um sie sich anzusehen, auch wenn er eigentlich nicht wusste, wonach er suchte. »Iggy Pop«, sagte er und lachte über den komischen Namen, aber Will sah ihn nur an. »Wer sind die Leute an der Wand? Die mit den Saxophonen und Trompeten?« »Saxophonisten und Trompeter.«
»Aber wer sind die? Und warum sind sie an deiner Wand?« »Das ist Charlie Parker, und das ist Chet Baker. Und sie sind an meiner Wand, weil ich ihre Musik mag und weil sie cool sind.« »Warum sind sie cool?«
Will seufzte. »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich, weil sie Drogen genommen haben und gestorben sind.«
Marcus schaute ihn an, um zu sehen, ob er ihn auf den Arm nahm, aber das schien nicht der Fall zu sein. Marcus würde an seinen Wänden keine Bilder von Leuten haben wollen, die Drogen genommen hatten und gestorben waren. Er würde solche Sachen lieber vergessen wollen, anstatt sie jeden Tag vor Augen zu haben.
»Möchtest du irgendwas? Eine Tasse Tee oder eine Cola oder
so was?«
»Ja, okay.«
Marcus folgte ihm in die Küche. Sie war nicht wie ihre Küche
zu Hause. Sie war viel kleiner und weißer, und es gab viel
mehr Apparate, die alle aussahen, als seien sie nie benutzt
worden. Zu Hause hatten sie einen Entsafter und eine Mikro
welle, beide voller Flecken, die mit der Zeit schwarz geworden
waren.
»Was ist das?«
»Espressomaschine.«
»Und das?«
»Eismaschine. Was möchtest du?«
»Ich nehme ein Eis, wenn du welches machst.«
»Mache ich nicht. Das dauert Stunden.«
»Dann kann man es ja gleich im Laden kaufen.«
»Cola?«
»Ja.«
Will reichte ihm eine Dose, und er riss sie auf.
»Siehst du denn den ganzen Tag fem?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Was machst du denn dann?«
»Lesen. Einkaufen. Freunde treffen.«
»Schönes Leben. Bist du als Kind zur Schule gegangen?« »Ja, klar.«
»Warum? Ich meine, eigentlich musstest du doch gar nicht, oder?«
»Wie kommst du denn darauf? Was glaubst du, wozu die Schule da ist?«
»Damit man einen Job bekommt.« »Was ist mit Lesen und Schreiben?«
»Das kann ich schon seit ein paar Jahren, und ich gehe immer noch zur Schule. Weil ich später einen Job brauche. Du hättest mit sechs oder sieben von der Schule abgehen und dir den ganzen Mist sparen können. Man muss doch nicht Geschichte lernen, um einkaufen zu geben oder zu lesen, oder?« »Kommt darauf an, ob du was über Geschichte lesen willst.« »So was liest du also?« »Nicht oft, nein.«
»Okay, warum bist du dann zur Schule gegangen?« »Halt die Klappe, Marcus.«
»Wenn ich wüsste, dass ich keinen Job bräuchte, würde ich es lassen.«
»Magst du die Schule nicht?« Will machte sich eine Tasse Tee.
Als er die Milch eingegossen hatte, gingen sie wieder ins
Wohnzimmer und setzten sich aufs Sofa.
»Nein. Ich finde sie zum Kotzen.«
»Warum?«
»Das ist nichts für mich. Ich bin kein Typ für die Schule. Ich habe dafür das falsche
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