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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Persönlichkeitsprofil.« Seine Mutter hatte ihm vor einiger Zeit von Persönlichkeitsprofilen erzählt, kurz nachdem sie umgezogen waren. Sie seien beide introvertiert, hatte sie gesagt, was für sie vieles schwieriger mache -zum Beispiel neue Freunde kennen zu lernen und sich an neuen Schulen und neuen Arbeitsplätzen einzugewöhnen. Sie hatte das so gesagt, als müsse er sich danach besser fühlen, aber natürlich hatte es überhaupt nicht geholfen, und er verstand nicht, wie um alles in der Welt ihm das ihrer Meinung nach helfen sollte: Soweit er sehen konnte, bedeutete introvertiert zu sein nur, dass man es gar nicht erst zu versuchen brauchte. »Schikanieren dich die anderen?«
    Marcus sah ihn an. Woher wusste er das? Es musste schlimmer
stehen, als er dachte, wenn andere es merkten, noch ehe er et
was gesagt hatte.
»Eigentlich nicht. Nur ein paar Kinder.«
»Und womit ärgern sie dich?«
»Nichts Besonderes. Nur, na ja, meine Haare und die Brille.
Und das Singen und so.«
»Was ist das mit dem Singen?«
»Ach, das ist nur … manchmal singe ich, ohne es zu merken.«
Will lachte.
»Das ist nicht witzig.«
»Tut mir Leid.«
»Ich kann nichts dafür.«
»An den Haaren könntest du was ändern.«
»Was denn?«
»Sie schneiden lassen.«
»Wie wer?«
»Wie wer! So wie du willst.«
»Ich habe sie so, wie ich will.«
    »Dann musst du die anderen Kinder ertragen. Warum willst du deine Haare so haben?«
    »Weil es so wächst, und weil ich es hasse, zum Friseur zu ge
hen.«
»Das sehe ich. Wie oft gehst du denn?«
»Nie. Meine Mum schneidet es mir.«
    »Deine Mum? Du lieber Himmel. Wie alt bist du? Zwölf? Ich würde sagen, du bist alt genug, um dir selbst die Haare schneiden zu lassen.«
    Dieses »alt genug« interessierte Marcus. Das bekam er nicht oft zu hören. »Meinst du?«
    »Klar. Zwölf. In vier Jahren kannst du heiraten. Willst du dir dann auch noch von deiner Mum die Haare schneiden lassen?« Marcus glaubte nicht, dass er in vier Jahren heiraten würde, aber er verstand, was Will ihm damit sagen wollte. »Das würde ihr nicht passen, oder?«, sagte er. »Wem?«
    »Meiner Frau. Wenn ich eine Frau hätte, obwohl ich nicht glaube, dass ich eine haben werde. Nicht in vier Jahren.« »Daran hatte ich eigentlich nicht gedacht. Ich dachte, du würdest dir vielleicht wie ein ziemlicher Trottel vorkommen, wenn deine Mutter vorbeikommen müsste, um so was alles zu machen. Dir deine Haare schneiden und deine Fußnägel schneiden und dir den Rücken schrubben.« »Ach so, ja. Verstehe, was du meinst.«
    Und, ja, er verstand, was Will meinte, und, ja, Will hatte Recht. Unter solchen Umständen würde er sich wie ein Trottel fühlen. Aber man konnte das alles auch anders betrachten: Wenn seine Mutter in vier Jahren noch vorbeikam, um ihm die Haare zu schneiden, bedeutete das, dass in der Zwischenzeit nichts Schreckliches geschehen war. In seinem momentanen Gemütszustand wäre er durchaus bereit gewesen, sich dafür alle paar Monate zum Trottel zu machen.

    Marcus besuchte Will in diesem Herbst häufig, und nach dem dritten oder vierten Mal spürte er, dass Will sich an ihn gewöhnte. Beim zweiten Mal hatten sie einen kleinen Streit gehabt - Will wollte ihn wieder nicht reinlassen, und Marcus musste energisch werden, aber schließlich erreichten sie ein Stadium, in dem Marcus nur noch zu klingeln brauchte und Will einfach die Tür offen ließ, ohne abzuwarten, wer kam; er ging einfach zurück ins Wohnzimmer und wartete darauf, dass Marcus nachkam. Einige Male war Will nicht da, aber Marcus wusste nicht, ob das Absicht war, und er wollte es auch nicht wissen, also fragte er nicht.
    Am Anfang sprachen sie über nichts Besonderes, aber als die
    Besuche schließlich zur Gewohnheit wurden, schien Will zu glauben, sie müssten sich richtig unterhalten. Allerdings war er darin nicht besonders gut. Beim ersten Gespräch dieser Art unterhielten sie sich gerade über den dicken Kerl, der in Countdown alles gewann, als Will sagte: »Und, wie geht’s zu Hause?«, ohne dass Marcus dafür einen Grund sehen konnte. »Du meinst meine Mum?« »Wen sonst?«
    Es war so offensichtlich, dass Will lieber über den fetten Kerl in Countdown gere det hätte, als über das, was damals passiert war, dass Marcus einen Moment lang Zorn in sich aufsteigen spürte, weil er diese Wahl nicht hatte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er pausenlos über den fetten Kerl in Count down nachgedacht, aber das gelang ihm nicht, weil er an zu viel anderes zu

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