About a Boy
glaube, sie hätte gerne einen Freund.«
»Marcus, ich kann nicht mit irgendwem ausgehen, nur weil du
es gerne möchtest. Ich muss diesen Menschen auch mögen.«
»Was stimmt mit ihr nicht?«
»Gar nichts stimmt mit ihr nicht, aber … «
»Du willst mit Suzie ausgehen, was?«
»Darüber will ich mit dir nicht sprechen.«
»Das dachte ich mir.«
»Ich habe nichts gesagt. Ich habe nur gesagt, dass … Hör mal, ich will darüber wirklich nicht mit dir sprechen. Geh nach Hause.«
»Okay. Aber ich komme wieder.« Und dann ging er. Als Will sich seine wilde Geschichte zurechtgelegt hatte und SPAT beigetreten war, hatte er sich süße kleine Kinder vorgestellt, nicht Kinder, die es fertig bringen würden, ihn aufzuspüren und zu Hause zu besuchen. Er hatte sich vorgestellt, ihre Welt zu betreten, aber er hatte nicht vorausgesehen, dass sie in seine Welt eindringen könnten. Er war ein Besucher im Leben anderer; auf Gegenbesuche legte er keinen Wert.
15
Marcus war nicht blöd. Okay, er stellte sich manchmal blöd an, mit der Singerei zum Beispiel, aber er war nicht dumm-blöd, nur verschusselt-blöd. Ihm war sofort klar, dass die Dinge, die er über Will wusste - das mit kein Kind und keine Exfrau haben -, zu gut waren, um sie sofort auszuplaudern; sie waren etwas wert. Wäre er nach seinem ersten Besuch in Wills Wohnung geradewegs nach Hause gegangen und hätte seiner Mutter und Suzie gleich alles erzählt, wäre es aus und vorbei gewesen. Sie hätten ihm verboten, mit Will zu reden, und das wollte er nicht.
Er wusste nicht genau, warum er das nicht wollte. Er wusste nur, dass er seine Information nicht sofort preisgeben wollte, genau so, wie er Geburtstagsgeld nie sofort ausgeben wollte: Er wollte es in der Hosentasche behalten, während er sich umsah und sich darüber klar wurde, was es wert war. Er wusste, dass er Will nicht dazu bringen konnte, mit seiner Mutter auszugehen, wenn der keine Lust hatte, aber vielleicht konnte er ihn zu etwas anderem bringen, zu etwas, an das er bis jetzt noch nicht gedacht hatte. Also fing er an, Will fast täglich nach der Schule zu besuchen, um auf eine Idee zu kommen. Als er zum ersten Mal wiederkam, war Will nicht sehr erfreut, ihn zu sehen. Will blieb einfach mit der Hand an der Klinke im Türrahmen stehen. »Was ist?«, sagte Will.
»Nichts. Ich dachte, ich schaue mal rein.« Darüber musste Will lächeln, obwohl Marcus nicht einsah, warum. »Was machst du gerade?«
»Was ich mache?«
»Genau.«
»Fernsehen.«
»Was siehst du dir an?«
»Countdown.«
»Was ist das?« Marcus wusste, was das war. Jedes Kind, das je von der Schule nach Hause gekommen war, wusste, was das war: Es war die langweiligste Sendung in der Geschichte des Fernsehens. »Eine Quizsendung. Worte und Zahlen.«
»Oh. Ob die mir gefällt?« Natürlich würde sie ihm nicht gefal
len. Sie gefiel niemandem, außer der Mutter der Freundin sei
nes Vaters.
»Ich weiß nicht, ob mich das interessiert.«
»Ich könnte sie mir mit dir zusammen ansehen, wenn du willst.«
»Das ist sehr nett von dir, Marcus, aber das schaffe ich auch allein.«
»Ich bin gut in Anagrammen. Und in Mathe. Ich könnte eine große Hilfe sein, wenn dir was dran liegt, gut abzuschneiden.« »Du weißt also doch, was C ountdown ist.«
»Ja. Ich erinnere mich wieder. Das sehe ich gerne. Ich gehe, wenn es aus ist.«
Will sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Ach, zum Teufel, dann komm rein.«
Marcus war sowieso schon fast drin. Er setzte sich auf Wills breites cremefarbenes Sofa, streifte die Schuhe ab und legte die Beine hoch. Es war so dämlich, wie er es in Erinnerung hatte, Countdown, aber er beschwerte sich nicht und bat auch nicht darum, etwas anderes sehen zu dürfen. (Will hatte Kabel, wie Marcus sich für später merkte.) Er saß nur geduldig da. Will tat nichts, während die Sendung lief: Er brüllte die Antworten nicht in den Fernseher, und er schnalzte auch nicht mit der
Zunge, wenn jemand einen Fehler machte. Er rauchte nur.
»Man braucht Papier und Bleistift, um richtig mitzumachen«,
stellte Marcus am Schluss fest.
»Tja, stimmt.«
»Hast du das schon mal gemacht?«
»Manchmal.«
»Und warum heute nicht?«
»Ich weiß nicht. Lieber Himmel.«
»Hättest du ruhig machen können. Hätte mir nichts ausge
macht.«
»Das ist wirklich nett von dir.«
Er machte mit der Fernbedienung den Fernseher aus, und sie saßen schweigend da.
»Was willst du, Marcus? Hast du keine Hausaufgaben zu ma
chen?«
»Doch. Willst du mir
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