About a Boy
Schwierigkeiten zu begegnen, hielt er für einen denkwürdigen Rekord, und obwohl er nichts dagegen hatte, Marcus die eine oder andere Dose Cola zu spendieren, war er nicht bereit, sich auf dieses erbärmliche Scheißspiel einzulassen, das Marcus Leben nannte. Warum auch?
In der folgenden Woche wurde Wills Rendezvous mit Count
down von einem Geräusch unterbrochen, das klang, als würden Steinchen an sein Wohnzimmerfenster prasseln, unmittelbar gefolgt von einem lang anhaltenden, verzweifelten und hartnäckigen Klingeln an der Haustür. Will wusste, dass es Ärger gab - ohne Ärger warf niemand Steine an seine Fenster, und es klingelte nicht Sturm an der Tür, sagte er sich - und im ersten Moment war er versucht, den Fernseher lauter zu stellen und das Ganze einfach zu ignorieren. Aber schließlich siegte so etwas wie Selbstachtung über die Feigheit und trieb ihn vom Sofa an die Haustür.
Marcus stand auf den Stufen, und irgendwelche Bonbons hagelten auf ihn nieder, steinförmige, steinharte Brocken, die leicht ebenso viel Schaden anrichten konnten wie echte Steine. Das merkte Will, weil er selbst ein paar Volltreffer abbekam. Er schob Marcus ins Haus und konnte dann die Artillerie ausmachen, zwei gemein aussehende Teenager mit kurzen Stoppelhaaren. »Habt ihr sie noch alle?« »Wer sind Sie?«
»Wer ich bin, geht dich nichts an. Wer zum Teufel seid ihr?« Will konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal Lust verspürt hatte, irgendwen zu verprügeln, aber er hatte jetzt große Lust, diese beiden zu verprügeln. »Verpisst euch.« »Oooo-wah«, sagte einer von ihnen kryptisch. Daraus sollte er wohl entnehmen, dass er ihnen keine Angst einjagen konnte, vermutete Will, aber die gespielte Tapferkeit verlor ein wenig durch ihren prompten und hastigen Rückzug. Der überraschte und erleichterte ihn. Will wäre in einer Million Jahren nicht vor sich selbst weggerannt (genauer gesagt, in dem zugegeben unwahrscheinlichen Fall, dass Will sich selbst in einer dunklen Gasse begegnen würde, würden beide Wills mit dem gleichen Affenzahn in entgegengesetzte Richtungen fliehen). Aber er war jetzt erwachsen, und obwohl es stimmte, dass Teenager keinerlei Respekt mehr kannten, alle ab ins Arbeitslager und so weiter und so fort, riskierten nur die sehr bösen oder sehr bewaffneten die Konfrontation mit jemandem, der größer und älter als sie war. Als Will ins Haus zurückging, fühlte er sich größer und älter und war gar nicht unzufrieden mit sich selbst. Marcus hatte sich einen Keks genommen und saß nun auf dem Sofa und sah fern. Er sah genau so aus wie immer, vom Programm gefesselt, den Keks halb zum Mund geführt; äußerlich ließ er keinerlei Zeichen von Beunruhigung erkennen. Wenn dieser Junge, der sich da auf dem Sofa C ountdown ansah, je terrorisiert worden war, dann war das Jahre her und längst vergessen.
»Wer waren die denn?« »Wer?«
»Wer? Na, die Jungen, die gerade versucht haben, dir mit Bonbons die Schädeldecke zu zertrümmern.«
»Ach die«, sagte Marcus, die Augen noch auf den Bildschirm
gerichtet. »Ich weiß nicht, wie sie heißen. Die sind in der
Neunten.«
»Und ihre Namen weißt du nicht?«
»Nein. Sie haben mich einfach auf dem Heimweg von der Schule verfolgt. Also dachte ich, ich gehe besser nicht nach Hause, damit sie nicht rauskriegen, wo ich wohne. Ich dachte, ich komme lieber hierhin.« »Herzlichen Dank.«
»Dir werden sie keine Bonbons an den Kopf schmeißen. Sie
waren hinter mir her.«
»Kommt so was denn oft vor?«
»Mit Bonbons haben sie noch nie geschmissen. Das ist ihnen heute erst eingefallen. Gerade eben.«
»Ich rede nicht von den Bonbons. Was ich meine, ist… dass äl
tere Kinder dich umzubringen versuchen.«
Marcus sah ihn an.
»Ja. Das habe ich dir doch erzählt.«
»Aber so dramatisch hat es damals nicht geklungen.« »Wie meinst du das?«
»Du hast gesagt, ein paar Kinder hätten dich geärgert. Du hast nicht gesagt, dass dich Leute, die du nicht mal kennst, verfolgen und mit Zeug beschmeißen.«
»Damals haben sie das noch nicht gemacht«, sagte Marcus geduldig. »Darauf sind sie gerade erst gekommen.« Will verlor bald die Geduld; hätte er irgendwelche Süßwaren zur Hand gehabt, hätte er selbst angefangen, damit nach Marcus zu schmeißen. »Marcus, um Himmels willen, ich rede nicht von den verdammten Bonbons. Musst du immer alles so gottverdammt wörtlich nehmen? Ich habe kapiert, dass sie das vorher noch nie gemacht haben. Aber sie schikanieren dich
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