About a Boy
ließ, dabei auf Ellies Titten zu starren. Er hoffte, sie würde begreifen, dass sein Interesse dem Bild und nicht ihren Titten galt.
»Ehrlich?« Er sah mehr wie ein Sänger als ein Fußballspieler aus. Fußballspieler waren normalerweise nicht depressiv, und dieser Mann sah depressiv aus. Außerdem hätte er nie geglaubt, dass Ellie zu den Menschen gehörte, die sich für Fußball interessieren.
»Klar. Letzten Samstag hat er fünf Tore für sie gemacht.« »Wow«, sagte Marcus.
Mrs. Morrisons Tür ging auf, und zwei aus der Siebten kamen mit bleichen Gesichtern heraus. »Komm rein, Marcus«, sagte Mrs. Morrison.
»Tschüs, Ellie«, sagte Marcus. Ellie schüttelte nur den Kopf wie gehabt, immer noch sichtlich darüber verbittert, welcher Ruf ihr vorauseilte. Marcus freute sich nicht auf das Gespräch mit Mrs. Morrison, aber wenn die Alternative dazu hieß, mit Ellie draußen im Flur zu sitzen, würde er das Rektorzimmer jederzeit vorziehen.
Bei Mrs. Morrison platzte ihm der Kragen. Eine ganz dumme Sache, sah er später ein, wenn einem bei der Direktorin seiner neuen Schule der Kragen platzte, aber er konnte nicht anders. Sie war so begriffsstutzig, dass er am Ende einfach laut werden musste. Anfangs lief es noch gut: Nein, er hatte vorher noch nie Ärger mit den Schuhräubern gehabt, nein, er wusste nicht, wer sie waren, und nein, er fühlte sich nicht besonders wohl an der Schule (bis hierher nur eine Lüge). Aber dann begann sie von etwas zu reden, was sie »Überlebensstrategien« nannte, und da wurde er dann sauer.
»Ja, sicher hast du auch selbst schon mal daran gedacht, aber kannst du nicht einfach versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen?«
Hielten ihn denn alle für bescheuert? Glaubten sie, er würde morgens aufstehen und sich vornehmen, die Leute zu finden, die ihn beschimpften und terrorisierten und ihm die Turnschuhe klauten, damit sie ihm wieder etwas tun konnten? »Das habe ich versucht.« Mehr konnte er in diesem Moment nicht sagen. Er war zu frustriert, um sonst noch irgendwas zu sagen.
»Vielleicht hast du es nicht ernsthaft genug versucht.« Das war zu viel. Das hatte sie nicht gesagt, weil sie ihm helfen wollte, sondern weil sie ihn nicht mochte. Niemand an seiner Schule mochte ihn, und er verstand wirklich nicht, warum. Ihm reichte es, und er stand auf, um zu gehen.
»Setz dich, Marcus. Ich bin noch nicht fertig mit dir.« »Aber ich bin mit Ihnen fertig.«
Er hatte nicht gewusst, dass er das sagen würde, und war ver
blüfft, als es heraus war. Er war noch niemals frech zu einem Lehrer gewesen, hauptsächlich deshalb, weil es noch nie notwendig gewesen war. Nun wurde ihm klar, dass er damit nicht an der allerbesten Stelle angefangen hatte. Wenn man sich Ärger einhandeln wollte, arbeitete man sich vielleicht besser langsam hoch, um Übung zu bekommen. Er hatte gleich ganz oben angefangen, was bestimmt ein Fehler war. »SETZ DICH HIN.«
Aber das tat er nicht. Er ging raus, wie er reingekommen war, und dann einfach weiter.
Sobald er Mrs. Morrisons Büro verlassen hatte, fühlte er sich anders, besser, als habe er sich losgerissen und würde jetzt durch den freien Raum trudeln. Es war ein wirklich aufregendes Gefühl, und es war viel schöner als das Gefühl festzusitzen, das er vorher gehabt hatte. Bis zu diesem Moment war er nicht in der Lage gewesen, es als »Festsitzen« zu beschreiben, aber genau das war es gewesen. Er hatte sich eingeredet, dass alles normal sei - schwierig, aber normal -, aber nun, nachdem er sich losgerissen hatte, konnte er erkennen, dass es alles andere als normal gewesen war. Normal erweise wurden einem nicht die Schuhe gestohlen. Norm alerweise stellte einen die eigene Englischlehrerin nicht als Spinner hin. Normal erweise bekam man keine Karamellbonbons an den Kopf geschmissen. Und das war nur das, was in der Schule abging.
Und nun war er ein Schulschwänzer. Er spazierte die Holloway Road entlang, während alle anderen in der Schule … tja, die aßen jetzt ihren Lunch, aber er würde nicht umkehren. Bald würde er die Holloway Road (na ja, wahrscheinlich nicht die Holloway Road, denn deren Ende hatte er fast erreicht, und die Lunchpause dauerte noch dreißig Minuten) während der Geschichtsstunde runterspazieren, und dann wäre er ein echter Schulschwänzer. Er fragte sich, ob es bei allen Schulschwänzern mit so einem Mrs.-Morrison-Moment anfing, in dem sie Rot sahen und weggingen. Das musste wohl so sein. Er hatte immer geglaubt, Schulschwänzer seien
Weitere Kostenlose Bücher