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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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Tanten und Onkel   – so viele Namen und Verwandtschaftsverhältnisse, die man sich hätte merken müssen, dass ich insgeheim schon aufgegeben hatte und stattdessen möglichst oft und ausgiebig lächelte, in der Hoffnung, meine Unwissenheit dadurch auszugleichen. Und selbst wenn nicht   – das Lächeln musste eben reichen.
    »Jetzt, da ihr alle hier seid«, fuhr Jamie fort, »möchte ich die Gelegenheit nutzen, euch noch etwas zu erzählen.«
    Da ich hinter ihm im Durchgang zur Eingangshalle stand, hatte ich die Anwesenden bei diesen Worten gut im Blick. Die Reaktion erfolgte in zwei Stufen. Zunächst die ganze Palette hoffnungs- und erwartungsfroher Gesichtsausdrücke sowie Gesten: Hände wurden auf die Brust gelegt, Münder klappten auf und gingen nicht wieder zu, Augenbrauen wurden hochgezogen. Und dann richteten alle gleichzeitig ihre Blicke auf Cora.
Ach du liebes bisschen
, dachte ich.
    Meine Schwester wurde prompt rot. Trank betont gelassen einen Schluck Wein, rang sich ein künstliches Lächeln ab. Zum Glück war Jamie mittlerweile klar geworden, wie missverständlich er sich ausgedrückt hatte.
    »Es geht um UMe«, fuhr er daher hastig fort. Langsam, fast widerwillig wandten sich die Gäste wieder ihm zu. »Unsere neue Werbekampagne. Offiziell startet sie erst morgen, und zwar landesweit. Aber ihr bekommt schon heute die Gelegenheit, sie zu begutachten.«
    Hinter einem Stuhl holte Jamie ein quadratisches Stück Fotokarton hervor, auf dem   – vergrößert   – die Anzeige abgebildetwar, die ich bereits gesehen hatte. Als ich wieder zu Cora blickte, stand nur noch ihr Glas da, achtlos ins Bücherregal gestellt. Anscheinend hatte sie sich in die Küche verkrümelt.
    »Ich hoffe, es gefällt euch.« Jamie hielt das Bild vor sich in die Höhe. »Und ihr kommt jetzt nicht auf die Idee, mich, äh, zu verklagen.«
    Ich verzog mich durch die Eingangshalle Richtung Küche und verpasste dadurch die Reaktion der Hunters weitgehend, kriegte allerdings noch ein paar erstaunte Ausrufe und ähnliche Überraschungslaute, gefolgt von weiterem Applaus, mit. Cora stand mit dem Rücken zu mir am Ofen, schob Brötchen zum Aufbacken hinein. Ohne sich umzudrehen, meinte sie: »Ich hab’s dir gesagt.«
    Ich wandte mich kurz um. Wie um alles in der Welt hatte sie wissen können, dass
ich
in der Tür stand und nicht jemand anders? »Aber es war ihm ultrapeinlich«, sagte ich. »Das sah man ihm deutlich an.«
    »Ja.« Sie schloss die Klappe des Backrohrs, warf den Topflappen, den sie benutzt hatte, auf die Arbeitsplatte. Aus dem Wohnzimmer drangen aufgeregte Stimmen zu uns herüber, die einander eifrig übertönten. Cora warf einen Blick in die Richtung, aus welcher der Lärm kam. »Die Anzeige scheint ihnen zu gefallen.«
    »Dachte er wirklich, das könnte anders sein?«
    Sie zuckte die Schultern. »Wenn es um die Familie geht, verhalten sich Menschen oft merkwürdig.«
    »Echt?« Ich setzte mich auf einen Hocker an der Küchentheke. »Von so etwas verstehe ich nichts.«
    »Ich auch nicht«, pflichtete sie mir bei. »Woher auch? Bei der wunderbaren Familie, aus der wir stammen.«
    Wir mussten beide lachen. Allerdings nicht laut genug,um die angeregte Stimmung im Wohnzimmer nebenan zu übertönen. Cora wandte sich wieder dem Ofen zu, spähte durch die gläserne Klappe.
    »Apropos Familie«, meinte ich. »Was bedeutet das Wort für dich?«
    Sie warf mir einen befremdeten Blick über die Schulter zu. »Warum fragst du?«
    »Ein Projekt für die Schule. Ich soll jeden, den ich kenne, dazu befragen.«
    »Ach so.« Sie schwieg einen Augenblick, wobei sie mir nach wie vor den Rücken zuwandte. »Und was sagen die anderen so, bisher?«
    »Ganz unterschiedliche Sachen«, erwiderte ich. »Ich muss zugeben, ich bin noch nicht sehr weit.«
    Sie trat an den Herd, hob einen Deckel, begutachtete den Topfinhalt. »Meine Definition ist deiner bestimmt ganz ähnlich. Wäre nur logisch, oder?«
    »Vermutlich«, antwortete ich. »Andererseits hast du jetzt eine neue Familie.«
    Nun blickten wir beide Richtung Wohnzimmer. Von da, wo ich saß, konnte ich sehen, dass Jamie die Vergrößerung der Anzeige auf den Beistelltisch gelegt hatte und alle darum herum standen. »Ja, wahrscheinlich«, sagte Cora. »Aber vielleicht gehört das einfach dazu. Dass man im Leben nicht nur eine hat.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe meine Ursprungsfamilie, also Mama und dich.« Sie rückte einen anderen Deckel auf seinem Topf zurecht. »Dann gibt es Jamies

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