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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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Weihnachten.« Er betrachtete prüfend eine Packung Haiknorpelpillen, legte sie dann jedoch beiseite. »Nach Ladenschluss gingen wir bei
Garfield
einen trinken. Ich hatte ein paar Margaritas und schwups . . . jedenfalls bin ich irgendwann damit rausgeplatzt.«
    »Und?«
    »Der totale Reinfall.« Er seufzte resigniert. »Sie meinte, sie sei nicht im richtigen Beziehungsmodus.«
    »Beziehungsmodus«, wiederholte ich.
    »So hat sie es ausgedrückt.« Er leerte den Karton, faltete ihn zusammen. »Die Schlüsselcolliers würden sich gerade so sensationell verkaufen, sie müsse sich auf ihre Karriere konzentrieren, vielleicht irgendwann irgendwo ein größeres Geschäft eröffnen, nicht bloß einen besseren Verkaufsstand in einer Mall haben. Das Wesentliche im Blick behalten und so weiter und so fort.«
    »Reggie«, meinte ich behutsam, »das ist doch alles totaler Quatsch.«
    »Schon okay«, antwortete er. »Ich kenne Harriet seit ewigen Zeiten. Sie ist nicht der Typ, der sich leicht bindet.«
    Ich blickte erneut zu Harriet hinüber. Sie lachte, ihr Gesicht wirkte leicht erhitzt. Der Fotograf machte noch ein Bild von ihr. »Sie weiß nicht, was ihr entgeht.«
    »Nett von dir, das zu sagen«, meinte er, als hätte ich ihm ein Kompliment wegen seines Hemds gemacht. »Aber manchmal muss man einfach mit dem zufrieden sein, was Menschen einem geben können. Selbst wenn es vielleicht nicht das ist, was man sich wünscht, ist es wenigstens etwas. Verstehst du?«
    Ich nickte, obwohl ich genau entgegengesetzter Meinung war; zumindest seit ich mich am Valentinstag mit Nate gestritten hatte. Der Abstand zwischen uns, der Raum, von dem ich mal behauptet hatte, ich würde Wert darauf legen   – er war nicht nur Realität geworden, sondern eine Riesenkluft. Und was immer zwischen uns gewesen war   – nichts, irgendwas, was auch immer   –, es war vorbei.
    Das galt auch für unsere kleine Fahrgemeinschaft. Ich hatte mich nämlich nach ein paar Tagen, an denen im Auto auf dem Weg zur Schule sehr beklommenes Schweigen geherrscht hatte, still und heimlich ausgeklinkt. Hatte meine alten Fahrpläne ausgegraben, meinen Wecker gestellt und beschlossen, das Ganze positiv zu sehen, da meine Mathelehrerin, Ms Gooden, Frühaufsteherin war, die zur nullten Stunde jedem Rede und Antwort stand, der Fragen hatte. Und ich hatte viele. Also bat ich Gervais, Nate auszurichten, dass ich nicht mehr mitfahren würde. Er ließ sich nicht anmerken, wie er das fand. Aber man   – weder ich noch sonst irgendwer   – konnte dieser Tage sowieso nicht mehr wissen, was er dachte oder fühlte, weil er nur noch mit einem freundlichen Pokerface durch die Gegend lief.
    Sein Valentinstagsgeschenk hatte zunächst eine Weile unausgepackt, mit Schleife und allem, auf meiner Kommodegelegen; primär weil ich nicht wusste, wie ich es ihm zurückgeben sollte, ohne dass es absolut peinlich geworden wäre. Irgendwann stopfte ich es schließlich in eine Schublade. Man hätte meinen können, dass es mich irgendwie gestört hätte, nicht zu wissen, was drin war. Doch das stimmte nicht. Vielleicht hatte ich mittlerweile einfach begriffen, dass man manche Dinge am besten gar nicht erst wusste.
    Und was Nate betraf: Es sah so aus, als würde er rund um die Uhr arbeiten. Wie die meisten Leute aus der Abschlussklasse konnte er das zweite Halbjahr ziemlich locker angehen, weil sein Stundenplan schon relativ ausgedünnt war und er daher genügend Zeit für außerschulische Aktivitäten hatte. (Das galt natürlich nicht für die armen Menschen, die beispielsweise noch kurz vor knapp die Schule wechselten, weil sie hofften, ihre mittelmäßigen Zensuren aufpolieren und sich damit die Chance auf eine erfolgreiche College-Bewerbung bewahren zu können.) Die Mehrzahl meiner Mitschüler nutzte die ungewohnte Freizeit dazu, zwischen ihren wenigen Kursen auf dem Schulhof herumzuhängen oder ausgiebig Kaffee trinken zu gehen. Nate hingegen schien permanent in Bewegung zu sein, egal wo ich ihn sah, ob in der Schule oder bei uns im Viertel. Meistens schleppte er irgendwelche Kartons zu seinem Auto oder lud sie aus, das unvermeidliche Handy zwischen Ohr und Schulter. Offenbar liefen die Geschäfte bei
REST ASSURED
prächtig. Mir kam es allerdings zunehmend wie eine Ironie des Schicksals vor, dass er ausgerechnet mit Helfen, Einspringen, Retten in letzter Not sein Geld verdiente. Als gäbe es nur diese beiden Alternativen, wenn man einen ähnlichen familiären Hintergrund hatte wie wir

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