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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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stöhnte leicht, während sie ihr Gewicht auf dem Polster verlagerte. »Der Vergleich hinkt total.«
    Olivia schnaubte, verkniff sich allerdings jeden weiteren Kommentar, sondern kurvte durch den Kreisverkehr vor dem Schulgelände. Als sie den Blinker setzte, um links abzubiegen, fragte ich: »Können wir kurz in die andere Richtung fahren? Ist nicht weit.«
    »Da oben gibt es doch bloß Wald.«
    »Dauert auch nur eine Minute.«
    Sie warf Laney im Rückspiegel einen nicht zu deutenden Blick zu, machte im nächsten Moment jedoch tatsächlich kehrt. Gemächlich tuckerten wir den Hügel hoch, passierten einen Schulparkplatz nach dem anderen. Hinter dem letzten erstreckte sich verwildertes, mit niedrigen Büschen bewachsenes Brachland; auch daran fuhren wir vorbei. Nachdem wir ein paar Hundert Meter zurückgelegt hatten, bat ich Olivia, noch etwas langsamer zu fahren.
    »Hier«, meinte ich, als wir die Lichtung erreichten. Bingo! Zwei Autos parkten dort. Auf der Motorhaube des einen hockte Peytons Exfreund Aaron und rauchte eine Zigarette. Er war ein dicklicher Typ mit Babyface, der das durch schwarze Klamotten und einen permanent hochmütig beleidigten Gesichtsausdruck wettzumachen versuchte. »Danke fürs Mitnehmen.«
    Olivia blickte zu den Autos hinüber und dann wieder mich an. »Hier möchtest du aussteigen?«
    »Ja«, antwortete ich.
    Sie wirkte ziemlich skeptisch. »Und wie hast du vor zurückzukommen?«
    »Das kriege ich schon irgendwie hin«, antwortete ich. Stieg aus, schnappte mir meinen Rucksack. Da sie mich nach wie vor unverwandt anblickte, fügte ich hinzu: »Keine Panik, okay?«
    »Von wegen Panik«, erwiderte sie. »Ich kenne dich ja nicht einmal.«
    Trotzdem ließ sie mich weiterhin nicht aus den Augen. Laney öffnete die Tür, rutschte bedächtig vom Sitz, ließ sich alle Zeit der Welt, um vorn einzusteigen. Während sie die Tür schloss, sagte Olivia zu mir: »Ich kann dich nach Hause bringen, wenn du möchtest. Dank Laney verpasse ich die dritte Stunde sowieso schon.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich komme klar. Wir sehen uns in der Schule, okay?«
    Sie nickte zögernd. Ich schlug mit der flachen Hand zum Abschied auf das Autodach, wandte mich ab, steuerte auf die Lichtung zu. Aaron blickte mir mit zusammengekniffenen Augen entgegen. Richtete sich plötzlich kerzengerade auf. »Hey, Ruby«, rief er, während ich mich näherte. »Schön, dass du dich mal wieder blicken lässt.«
    »Danke«, antwortete ich. Setzte mich neben ihn auf die Motorhaube. Olivia, die regungslos am Steuer saß, hatte mir die ganze Zeit über nachgeblickt; doch nun fuhr sie los, wendete am Ende der Straße, die eine Sackgasse war. Der Motor stockte, spuckte, stotterte, bevor er in ein halbwegs gleichmäßiges Tuckern verfiel. Für einen Moment brach sich das Licht in der Prismascheibe am Rückspiegel, sodasssie hell aufleuchtete, ja Funken sprühte. Dann kroch der Wagen an uns vorbei, zurück in den Wald. Und entschwand unseren Blicken. »Ich find’s auch schön.«
    ***
    Eigentlich war ich in der Hoffnung gekommen, Peyton anzutreffen; sie hatte die zweite Stunde frei und schwänzte häufig die dritte gleich dazu, um weiter auf der Lichtung abzuhängen. Aber Aaron   – der kürzlich von der Schule geflogen und daher zeitlich sehr flexibel war   – behauptete, sie noch nicht gesehen zu haben. Deshalb hatte ich mich innerlich darauf eingestellt, auf sie zu warten. Seit mittlerweile drei, vier Stunden.
    »Hey.«
    Ich spürte eine Berührung an meinem Fuß. Und noch eine, schon heftiger. Als ich die Augen öffnete, sah ich, dass Aaron mir einen qualmenden Joint hinhielt. Ich versuchte, mich auf die glühende Spitze zu konzentrieren, sie innerlich scharf zu stellen, doch es gelang mir nicht: Immer wieder verschwamm der rote Punkt vor meinen Augen, rutschte aus meinem Gesichtsfeld, erst zur einen, dann zur anderen Seite. »Nein danke, alles klar«, sagte ich.
    »Aber sicher«, meinte er trocken, führte den Joint an seine eigenen Lippen, inhalierte tief. Im Kontrast zu seinem schwarzen Hemd und seinen schwarzen Jeans wirkte seine weiße Haut sehr hell, beinahe durchsichtig. »Klar ist bei dir alles klar.«
    Ich lehnte mich zurück. Meine Kopf schlug gegen etwas Hartes. Ich drehte mich halb um. Entdeckte ein ausgeprägtes Relief, schräg geneigtes Metall, roch Gummi. Trotzdem brauchte ich noch eine ganze Minute, bis mir klar wurde, dass ich an einem Auto lehnte. Unter mir war Gras, um michherum Bäume; wenn ich aufblickte,

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