Abraham Lincoln - Vampirjäger
verantwortlich waren.
V
Am 4. März 1861 wurde Abraham Lincoln – außergewöhnlicher Spross der Sinking Spring Farm, Augapfel seiner verstorbenen Mutter, Überlebender der Prüfungen Hiobs und einer der fähigsten Vampirjäger der Nation – als sechzehnter Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt.
Wir sind keine Feinde, sondern Freunde. Wir dürfen uns nicht bekriegen. Auch wenn unser Eifer es arg strapaziert haben mag, das Band der Zuneigung zwischen uns darf dadurch nicht durchtrennt werden. Der geheimnisvolle Klang der Erinnerung, der von jedem Schlachtfeld und Heldengrabe zu jedem lebendigen Herzen und jedem Herd in diesem weiten Land getragen wird, soll den Chor der Union noch lauter erklingen lassen, wenn er erneut von den guten Engeln in unserem Wesen angestimmt wird.
Zehntausende versammelten sich vor einem überdachten hölzernen Podium auf den Stufen des Capitols, um ihn reden zu hören. Diese Menschen ahnten nicht, dass sie soeben Zeugen der bis dato akribischsten Sicherheitsvorkehrungen der Geschichte wurden. In der ganzen Stadt waren Truppen positioniert worden, die alle gewaltsamen Proteste oder großangelegten Angriffe niederschlagen sollten. Polizeikräfte standen (uniformiert und in Zivil) am Fuße des Podiums, auf dem Abe seine Rede hielt, und passten auf, dass niemand einen Revolver oder ein Gewehr zückte. Ganz in der Nähe des Präsidenten in spe lauerte Ward Hill Lamon mit zwei unter dem Mantel verborgenen Revolvern und einem Langmesser am Gürtel. Die Dreifaltigen waren an verschiedenen Stellen stationiert, aber niemals weit von Abe entfernt.
Erst später erfuhr ich, dass zwei Männern während meiner Rede diskret mitten ins Herz geschossen worden war. Anders als bei den Attentätern in Baltimore hatte es sich diesmal um Vampire gehandelt.
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Fünf Wochen nach Abes Amtsantritt riss das strapazierte Band der Zuneigung schließlich doch entzwei.
Fort Sumter, ein föderativer Stützpunkt in Charleston Harbor, South Carolina, wurde seit Januar von Konföderierten belagert. Die Südstaatler forderten, dass die Truppen der Union (befehligt von Major Robert Anderson) das Fort aufgaben, da es sich in South Carolina befand und deshalb ihrer Ansicht nach nicht zum Hoheitsbereich des Nordens zählte. Abe hatte alles getan, was in seiner Macht stand, um zu verhindern, dass die Feindseligkeiten im Land eskalierten, aber die Essensvorräte für Andersons Männer wurden bedenklich knapp, und die einzige Möglichkeit, sie mit Nachschub zu versorgen, bestand darin, Kriegsschiffe ins Gebiet der Konföderation zu schicken.
Ich bin nun gezwungen, zwischen zwei Übeln zu wählen. Entweder muss ich es zulassen, dass einige Soldaten verhungern, oder einen Krieg provozieren, dem zweifelsohne unzähli g e Soldaten zum Opfer fallen werden. Sosehr ich mich auch anstrenge, ich sehe keine dritte Möglichkeit.
Abe schickte die Flotte.
Das erste Schiff erreichte Charleston Harbor am 11. April. Am nächsten Morgen, noch vor Sonnenaufgang, erteilte James Chestnut, Oberst der Konföderation, den Befehl, auf das Fort zu schießen.
Es waren die ersten Schüsse des Amerikanischen Bürgerkriegs.
ELF
VERLUSTE
Mitürger, wir können uns der Geschichte nicht entziehen. An uns aus diesem Kongress und dieser Regierung wird man sich unwillkürlich erinnern. Weder persönliche Bedeutung noch Bedeutungslosigkeit kann uns dies ersparen. Die Feuerprobe, durch die wir gehen, wird ihr Schlaglicht, ehrenhaft oder unehrenhaft, bis zur jüngsten Generation auf uns werfen.
Abraham Lincoln in einer Nachricht an den Kongress
vom 1. Dezember 1862
I
Am 3. Juni 1861 wurde Stephen A. Douglas tot im Treppenhausschacht seines Wohnhauses in Chicago aufgefunden.
Ich habe die entsetzliche Nachricht erst in dieser Stunde erhalten. Obwohl die ganze Wahrheit noch nicht ans Licht gekommen ist, hege ich keinerlei Zweifel daran, dass dies das Werk von Vampiren ist – und dass ich zum Teil verantwortlich für seine Ermordung bin.
Öffentlich wurde als Todesursache Typhus angegeben, obwohl sich keiner von Douglas’ Freunden erinnern konnte, dass er sich in der Nacht, bevor er aufgefunden wurde, unwohl gefühlt hätte. Die Leiche wurde mit der Kutsche ins Mercy Hospital gebracht, wo sie von dem jungen Chicagoer Arzt Dr. Bradley Milliner untersucht wurde. Aus dem Autopsiebericht:
– Vier kleine, runde Einstichwunden am Körper des Toten , zwei an linker Schulter direkt über Achselschlagader, zwei Einstichwunden am Hals gleich über
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