Abraham Lincoln - Vampirjäger
Sie dieser Bedrohung zu begegnen gedenken!« Mit der größten Gelassenheit, die ich aufbringen konnte, gestand ich ihm die Wahrheit – dass ich am nächsten Morgen eine Truppe von fünfundsiebzigtausend Mann einberufen würde; dass ich diese Rebellion mit der ganzen Macht meines Amtes und dem gesamten uns zur Verfügung stehenden Waffenarsenal zu unterdrücken gedachte. Diese Beteuerung schien ihn jedoch nur noch tiefer in Panik zu stürzen. Er drängte mich, dreimal so viele Soldaten einzuberufen. »Mr. President«, sagte er, »Sie kennen die unredlichen Ziele dieser Männer nicht so wie ich. Sie kennen nicht, und das sage ich mit dem allergrößten Respekt, Sir, das wahre Gesicht des Feindes, dem Sie hier gegenüberstehen.«
»Oh, aber ich versichere Ihnen, Mr. Douglas – ich kenne den Feind nur allzu gut.«
Dank Henry wusste Abe seit der Kandidatur für den Senat drei Jahre zuvor um Douglas’ Verbindung mit den Vampiren aus dem Süden. Douglas jedoch hatte nie vermutet, dass der schlaksige, ergraute Mann vor ihm einmal der beste Vampirjäger entlang des Mississippi gewesen war.
Ich kann sein Erstaunen kaum beschreiben, als er hörte, wie mir das Wort »Vampire« über die Lippen kam. Nachdem die Wahrheit nun endlich heraus war, erzählten wir uns gegenseitig unsere Geschichte: Ich die vom Tode meiner Mutter und von den Jahren, die ich mit der Jagd auf Vampire verbracht hatte; Douglas von dem schicksalhaften Tage, als er – ein junger, ergeiziger Demokrat im Parlament von Illinois – von zwei »bleichen Männern aus dem Süden« angesprochen wurde. »Damals hörte ich zum ersten Male etwas von [Vampiren]«, sagte er. »Und damals ließ ich mich auch von ihrem Geld und ihrem Einfluss einlullen.«
Douglas zeigte sich für ihre Unterstützung erkenntlich, indem er im Senat gegen Sklavereigegner eiferte und indem er sein Redetalent darauf verwendete, Sklavereibefürworter im ganzen Land um sich zu scharen. Aber in den letzten Jahren hatte er angefangen, seine vampirischen Förderer infrage zu stellen.
»Warum schlagen sie jeden Kompromiss mit dem Norden aus?«, fragte er. »Warum sind sie so versessen auf einen Krieg um jeden Preis? Und warum, bei Gott, stützen sie die Institution [der Sklaverei] überhaupt mit einer solchen Leidenschaft? Ich konnte darin keine Logik mehr erkennen, und ich konnte nicht mit gutem Gewissen auf dem Pfad der Entzweiung voranschreiten.«
Es wurde schnell klar, dass Douglas nicht die ganze Wahrheit kannte, und ebenso klar wurde, dass man ihn – auch wenn er sich des einen oder anderen kleineren Verrates schuldig gemacht hatte – nicht mit einem wie dem Hochverräter [Jefferson] Davis vergleichen konnte. Bewegt von seinen Schuldgefühlen, beschloss ich, ihm alles zu offenbaren: die Verbindung zwischen der Sklaverei und den Vampiren aus den Südstaaten. Ihren Plan, alle Menschen zu versklaven; auch uns Weiße bald in Käfigen und Ketten zu halten, wie wir es mit den Sklaven tun. Ich berichtete ihm von ihrem Plan, ein neues Amerika zu schaffen; eine Nation von Vampiren – frei von jeder Bedrängnis, erlöst von der Dunkelheit und gesegnet mit einem Überfluss an Menschen, an denen sie sich gütlich tun könnten.
Als ich zu Ende gesprochen hatte, weinte Douglas.
_
In dieser Nacht saß Abe am Kopfende eines langen Tisches in seinem Büro zusammen mit Staatssekretär William Seward zu seiner Linken. Auch das restliche Kabinett war vertreten, allesamt gespannt darauf, zu erfahren, warum sie von ihren Abendbrottischen ins Weiße Haus zurückbeordert worden waren.
»Gentlemen«, sagte ich schließlich, »heute Abend möchte ich mit Ihnen über Vampire sprechen.«
Abe hatte sich seit seinem Amtsantritt fast täglich mit dem Kabinett getroffen. Sie hatten jedes Detail des bevorstehenden Krieges besprochen: Uniformen, Nachschubwege, Befehlshaber, Schlachtrösser, Proviant – alles, außer die Wahrheit darüber, wofür sie tatsächlich kämpften und gegen wen sie in Wirklichkeit kämpften.
Und dennoch hatte ich von diesen Männern verlangt, einen Krieg für mich zu planen! War das nicht so, als würde man einer Gruppe blinder Männer befehlen, einen Raddampfer zu steuern?
Die Unterredung mit Douglas hatte Abe seine Meinung ändern lassen. Als sie sich an jenem Abend trennten, hatte er Nicolay beauftragt, sofort das Kabinett einzuberufen.
Ich hielt es für äußerst wichtig, dass diese Männer – diese Männer, die mir Berater in unbeschreiblichem Unheil würden sein müssen –
Weitere Kostenlose Bücher