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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Mir stockte der Atem. Dort stand er, und sein Gesicht war über und über mit dem Blut meines Vaters besudelt, und er … ich schwöre bei Gott, er legte die Hände an die Brust und … fing an zu singen.«
    Er hatte die innige, reine Stimme eines jungen Mannes und sang mit unverkennbar englischem Akzent:
    »Wenn in der Leiden hartem Drang
    Das bange Herze will erliegen,
    Musik mit ihrem Silberklang –
    Weiß hülfreich ihnen obzusiegen.« 3
    3 Ein Lied von Richard Edwards aus dem sechzehnten Jahrhundert, erwähnt in Romeo und Julia (vierter Aufzug, fünfte Szene).
    Dass ein solch reiner Klang von etwas so Furchterregendem ausgehen konnte, dass sein bleiches Gesicht ein so weiches Lächeln tragen konnte, kam mir wie ein grausamer Scherz vor. Nachdem er das Lied zu Ende gesungen hatte, verbeugte sich der Dämon tief und lief wieder zurück in den Wald. »Lief, bis ich keinen Fetzen Weiß mehr zwischen den Bäumen erkennen konnte.« Der kleine Thomas kniete sich neben die verstümmelte, leere Hülle seines Vaters. Er zitterte am ganzen Leibe.
    »Ich wusste, dass ich lügen musste. Ich wusste, dass ich keiner Menschenseele erzählen konnte, was ich soeben gesehen hatte. Sonst würde man mich für einen Verrückten halten, einen Lügner oder Schlimmeres. Was hatte ich überhaupt gesehen? Möglicherweise hatte ich alles bloß geträumt. Als Mordecai mit dem Gewehr zurückkam, als er wissen wollte, was geschehen war, brach ich in Tränen aus und tischte ihm die einzig mögliche Geschichte auf, das Einzige, was er mir abgenommen hätte, nämlich dass eine Horde Shawnee unseren Vater getötet hatte. Ich konnte ihm unmöglich die Wahrheit sagen. Ich konnte ihm unmöglich sagen, dass es ein Vampir war.«
    Abe brachte kein Wort heraus. Er saß seinem sturzbetrunkenen Vater gegenüber und überließ es dem gelegentlichen Knacken der Holzscheite im Feuer, die Stille zu durchbrechen.
    Ich hatte Hunderten seiner Geschichten gelauscht, manche davon waren anderen widerfahren, manche ihm selbst. Aber ich hatte noch nie erlebt, nicht einmal in seinem momentanen Zustande, dass er eine Geschichte erfunden hätte. Offen gestanden, glaube ich nicht, dass sein Geist dazu überhaupt in der Lage gewesen wäre. Auch konnte ich mir keinen vernünftigen Grund vorstellen, warum er in einer solchen Sache lügen hätte sollen. Also blieb nur eine Möglichkeit, so beunruhigend sie auch war.
    »Du glaubst, ich bin übergeschnappt, oder?«, sagte Thomas.
    Das war exakt, was ich dachte, aber ich blieb ihm eine Antwort schuldig. Ich hatte gelernt, in einer solchen Situation besser den Mund zu halten, statt eine wütende Fehlinterpretation einer unschuldigen Bemerkung zu riskieren. Also beschloss ich, einfach schweigend dazusitzen, bis er mich wieder wegschicken oder einschlafen würde.
    »Verdammt, dazu hast du wirklich allen Grund.«
    Er nahm einen Schluck vom Tagwerk 4 der letzten Woche und blickte mich mit einer Sanftheit an, die ich noch nie zuvor an ihm gesehen hatte. Es machte alles andere vergessen, und wir waren plötzlich, was wir vielleicht in einem besseren Leben hätten sein können. Vater und Sohn. Dass sich seine Augen mit Tränen füllten, erstaunte und ängstigte mich zugleich. Ich spürte, dass er flehentlich hoffte, ich möge ihm glauben. Aber etwas so Törichtes konnte ich einfach nicht für bare Münze nehmen, schon gar nicht aus dem Munde eines Betrunkenen.
    4 Zwar betrieben viele Farmer damals kleine Destillerien, um sich einen Groschen dazuzuverdienen, doch Abe bezieht sich hier auf die Tatsache, dass Thomas seine Einkünfte als Schreiner oft für Whiskey ausgab – sehr zum Leidwesen seiner neuen Ehefrau.
    »Ich erzähle dir das, weil du es wissen musst. Weil du … die Wahrheit verdienst. Ich versichere dir, dass ich in meinem Leben schon zwei Vampire gesehen habe. Den ersten damals auf dem Feld meines Vaters und den zweiten … « Thomas wandte den Blick ab und kämpfte gegen die Tränen an. »Der zweite hieß Jack Barts … und ich sah ihn, kurz bevor deine Mutter starb … «
    Im Sommer 1817 beging Vater die Todsünde des Neids. Er war es leid, zuzusehen, wie seine Nachbarn fürstliche Gewinne einstrichen, indem sie auf ihrem Land Weizen und Mais anpflanzten. Er war es leid, sich den Buckel krumm zu arbeiten, um ihnen die Scheunen zu bauen, die sie brauchten, um reich zu werden, und selbst nichts von diesem Reichtum abzubekommen. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er so etwas wie Ehrgeiz. Das Einzige, was ihm fehlte,

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