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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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war Kapital.
    Jack Barts war ein untersetzter, einarmiger Mann mit einem Faible für teure Kleidung und einer florierenden Seereederei in Louisville. Außerdem war er einer der wenigen Leute aus Kentucky, die Geld verliehen. Thomas hatte als junger Mann für ihn gearbeitet. Er hatte für zwanzig Cent am Tag auf dem Ohio River Lastkähne beladen und entleert. Barts hatte ihn immer freundlich behandelt und pünktlich bezahlt, und als sie auseinandergingen, geschah das mit einem Handschlag und der Einladung, er könne jederzeit zurückkehren. Über zwanzig Jahre später, im Frühjahr 1818, kam Thomas Lincoln auf dieses Angebot zurück. Mit gebeugtem Haupt, den Hut in den Händen, saß Thomas in Jack Barts Büro und bat ihn um einen Kredit in Höhe von fünfundsiebzig Dollar – genau den Betrag, den er benötigte, um einen Pflug, einen Ackergaul und Saatgut zu kaufen sowie »alles andere, das man brauchte, um bei wenig Sonne und Regen Getreide anzubauen«.
    Barts, der »in seinem veilchenblauen Gehrock gesund und munter wirkte wie eh und je«, willigte ohne Umschweife ein. Die Bedingungen waren simpel: Thomas musste ihm lediglich spätestens Anfang September neunzig Dollar (also das Kapital plus zwanzig Prozent Zinsen) zurückerstatten. Alles, was er darüber hinaus mit dem Kredit erwirtschaften würde, wäre seins. Zwanzig Prozent waren mehr als das Doppelte von dem, was jede seriöse Bank verlangt hätte. Aber da Thomas praktisch nichts besaß außer einer Parzelle Land in Little Pigeon Creek, verfügte er über keinerlei Sicherheiten und konnte sich an niemanden sonst wenden.
    Vater akzeptierte die Bedingungen und machte sich an die Arbeit. Er fällte Bäume, grub die Stümpfe aus, pflügte die Erde und brachte die Saat aus. Es war eine äußerst strapaziöse Arbeit. Alles in allem pflanzte er sieben Morgen Getreide von Hand an. Wenn er dreißig Scheffel pro Morgen ernten würde, was eine vernünftige Schätzung war, würde er genug verdienen, um Barts auszuzahlen, und hätte sogar noch genug Geld übrig, um seine Familie durch den Winter zu bringen. Im nächsten Jahr würde er dann schon mehr anpflanzen und im Jahr darauf eine Hilfskraft nehmen können. Nach fünf Jahren hätten wir die größte Farm der Gegend, und in zehn würde uns das größte Gut des ganzen Bundesstaats gehören. Nachdem er das letzte Saatkorn ausgebracht hatte, lehnte sich mein Vater zurück und wartete darauf, dass seine großartige Zukunft aus dem Boden sprießen würde.
    Doch der Sommer 1818 sollte der heißeste werden, an den man sich erinnern konnte. Im Juli gab es in ganz Indiana kaum einen gesunden Stängel zu ernten.
    Thomas war ruiniert.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Pflug und das Pferd zu verkaufen, egal zu welchem Preis. Da es in jenem Jahr nichts zu ernten gab, war sein Besitz nicht viel wert. Thomas schämte sich, Barts vor die Augen zu treten, also schickte er ihm am ersten September achtundzwanzig Dollar zusammen mit einem Brief, den er Nancy diktiert hatte, und versprach, den Rest so schnell wie möglich beizubringen. Das war alles, was er in dem Moment tun konnte. Aber das reichte Jack Barts nicht.
    Zwei Wochen später fand sich Thomas flehend in der beißend kalten Nacht wieder. Ein paar Minuten zuvor hatte etwas seine Wange gestreift und ihn aus dem Schlaf gerissen. Der Ärmel eines blauen Seidenmantels. Eine Handvoll Banknoten, achtundzwanzig Dollar insgesamt. Die Gestalt von Jack Barts, die sich über sein Bett beugte.
    Barts war nicht den weiten Weg hergekommen, um zu verhandeln, sondern um ihn zu warnen. Er mochte Vater. Hatte ihn immer geschätzt. Deshalb wollte er ihm drei weitere Tage gewähren, um das restliche Geld zu besorgen. Geschäft war nun mal Geschäft. Wenn es sich herumspräche, dass Jack Barts säumigen Schuldnern Zugeständnisse machte, dann würden es sich auch andere zweimal überlegen, wenn es ans pünktliche Bezahlen ginge. Und wo würde ihn das dann hinführen? Ins Armenhaus! Nein, nein. Es war überhaupt nichts Persönliches. Es war lediglich eine Frage der Solvenz.
    Sie gingen zum Nebengebäude, damit sie mit ihrem Geflüster niemanden aufweckten. Barts fragte ihn noch einmal: »Kannst du das Geld in drei Tagen Frist auftreiben?«
    Thomas ließ den Kopf hängen. »Nein.«
    Barts lächelte und wandte sich ab: »Dann … «
    Als er sich Thomas wieder zuwandte, war sein Gesicht wie verwandelt – denn an seiner statt blickte Thomas nun in die Fratze eines Dämons. Ein Fenster zur Hölle

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