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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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tat sich auf. Schwarze Augen, bleiche Haut und Zähne so lang und scharf wie die eines Wolfs. Der Blitz soll mich treffen, wenn ich lüge.
    »… muss ich es mir auf andere Weise holen.«
    Abe starrte seinen Vater durch das Feuer hindurch an.
    Grauen. Vor Grauen zog sich mir der Magen zusammen. Grauen machte sich in meinen Armen und Beinen breit. Ich fühlte mich schwach. Mir wurde übel. Ich wollte nichts mehr davon hören. Nicht heute Nacht und auch sonst nie. Aber Vater konnte nicht aufhören. Nicht jetzt, so kurz vor dem Ende der Geschichte. Dem Ende, das ich bereits erahnte, aber einfach nicht glauben wollte.
    »Ein Vampir nahm mir den Vater … «
    »Hör auf … «
    »Holte auch die Sparrows … «
    »Genug!«
    »Und ein Vampir holte deine … «
    »Zur Hölle mit dir!«
    Thomas schluchzte.
    Sein bloßer Anblick weckte einen bis dahin ungekannten Hass in mir. Hass auf meinen Vater. Auf alles. Er widerte mich an. Ich rannte davon, aus Angst vor dem, was ich sagen oder tun könnte, wenn ich seine Anwesenheit noch einen Moment länger ertragen müsste. Meine Wut hielt mich drei Tage und Nächte davon ab, nach Hause zurückzukehren. Ich schlief in Ställen und Scheunen von Nachbarn, stahl Eier und Maiskolben. Lief so lange weiter, bis meine Beine vor Erschöpfung zu zittern begannen. Weinte um meine Mutter. Sie hatten sie mir genommen. Vater und Jack Barts. Ich hasste mich dafür, dass ich noch zu klein gewesen war, um sie zu beschützen. Ich hasste meinen Vater dafür, dass er mir so unerhörte, unbeschreibliche Dinge erzählte. Und dennoch wusste ich, dass es die Wahrheit war. Ich kann nicht erklären, woher ich diese Sicherheit nahm, aber so war es. Die Art und Weise, wie uns mein Vater immer über den Mund fuhr, wenn wir uns Vampirgeschichten ausdachten. Die Schreie, die der Wind des Nachts herübertrug. Das fiebrige Flüstern meiner Mutter, dass sie »dem Teufel ins Auge« gesehen hatte. Vater war ein Säufer. Ein abgestumpfter, gefühlloser Säufer. Aber er war kein Lügner. Diese drei Tage voll Wut und Trauer trieben mich an den Rande des Wahnsinns, und ich musste mir letzten Endes eines eingestehen: Ich glaubte an Vampire. Ich glaubte an ihre Existenz, und ich hasste sie bis aufs Blut.
    Als er schließlich wieder nach Hause zurückkehrte, zu einer besorgten Stiefmutter und einem schweigenden Vater, verlor Abe kein Wort über das Geschehene. Er griff nach seinem Tagebuch und schrieb einen Satz hinein. Einen, der den Verlauf seines Lebens radikal ändern und eine junge Nation an den Rand des Zusammenbruchs führen sollte.
    Ich habe beschlossen, jeden einzelnen Vampir in Amerika zu töten.
    III
    Sarah hatte gehofft, Abe würde ihnen nach dem Abendbrot vorlesen. Es war schon recht spät geworden, aber das Feuer brannte noch hell, und es blieb noch genügend Zeit für Jonas Abenteuer oder die Josefsgeschichte. Sie mochte die Art und Weise, wie Abe ihnen vorlas. So lebendig. Mit so viel Ausdruck und Klarheit. Er war weitaus reifer, als es sein tatsächliches Alter vermuten ließ. Er war ein Kind von außergewöhnlich gutem Benehmen und einnehmender Freundlichkeit. Er war, wie sie William Herndon 5 nach der Ermordung ihres Stiefsohnes anvertrauen würde, »der beste Junge, den ich je gesehen habe oder den ich mir vorstellen kann«.
    5 Lincolns späterer Kanzleipartner und Biograf.
    Doch ihre Bibel war nirgends aufzufinden. Hatte sie sie den Nachbarn geliehen und es vergessen? Hatte sie sie bei Mr. Gregson gelassen? Sie suchte überall. Aber vergeblich. Sarah würde ihre Bibel nie wiedersehen.
    Abe hatte sie verbrannt.
    Es war das unbesonnene Handeln eines wütenden Kindes, etwas, das er noch bereuen sollte (wenn auch nicht so sehr, scheint es, dass er seiner Stiefmutter je die Wahrheit darüber anvertraut hätte). Jahre später unternahm er folgenden Erklärungsversuch:
    Wie konnte ich einen Gott verehren, der [Vampire] existieren ließ? Einen Gott, der es zugelassen hatte, dass meine Mutter diesem Gräuel zum Opfer fällt? 6 Entweder war er zu schwach, es zu verhindern, oder ein Komplize ihrer Machenschaften. In beiden Fällen verdiente er meine Verehrung nicht. In beiden Fällen war er mein Feind. Dies sind die Gedanken eines wütenden Zwölfjährigen, der die Welt noch als Entscheidung zwischen zwei unvereinbaren Prinzipien betrachtet. Der denkt, dass eine Sache auf eine Art oder eben das Gegenteil davon sein muss. Ja, ich schäme mich für das, was ich damals tat. Aber es würde meine Scham nicht verringern,

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