Abraham Lincoln - Vampirjäger
wenn ich behauptete, es sei nie geschehen.
6 Es ist nicht bekannt, wie Barts Nancy Lincoln und die Sparrows tötete, aber basierend auf den gesammelten Informationen aus den Tagebüchern erscheint es wahrscheinlich, dass er ihnen eine »winzige Dosis« seines eigenen Blutes verabreichte. Den Finger aufzuritzen und dem Opfer im Schlaf ein paar Tropfen einzuflößen ist eine gängige Methode. So eine verschwindend geringe Menge ist zwar genug, die Nebenwirkungen der Verwandlung (Krankheit, Tod) hervorzurufen, aber ohne die anhaltenden Vorteile, die mit dieser sonst einhergehen.
Nachdem er sich vom Glauben abgewandt hatte, ging Abe in seinem Vorsatz noch einen Schritt weiter, wie das folgende undatierte Manifest (vermutlich vom August 1820) verrät:
Fortan soll mein Leben von eißerner [sic] Disziplin und Hingabe gekennzeichnet sein. Ich werde in allen Bereichen nach Wissen streben. Ich werde ein größerer Krieger werden als Alexander. Mein Leben dient nur noch einem Ziel. Und dieses Ziel ißt [sic] es, so viele Vampire wie möglich zu töten. In diesem Tagebuch will ich vom Töten der Vampire berichten. 7 Niemand auser [sic] mir soll es jemals zu Gesicht bekommen.
7 Interessant ist die wiederholte Erwähnung des Wortes »töten« bzw. »Töten« in diesen frühen Einträgen. Später wird Abe viel präzisere Formulierungen finden, wie »auslöschen« und »abschlachten«.
Sein Interesse an Büchern, das bis dato schon unersättlich war, wurde geradezu obsessiv. Er lief zweimal pro Woche über eine Stunde zum Haus von Aaron Stibel, einem Schuhmacher, der eine Privatbibliothek von etwa hundertfünfzig Werken sein Eigen nennen durfte, um einen Arm voll Bücher zurückzubringen und sich neue auszuleihen. Er begleitete seine Mutter nach Elizabethtown, wann immer sie dort Verwandte besuchte, und begab sich dort in die Village Street zum Haus von Samuel Haycraft senior, einem der Stadtgründer und stolzer Besitzer von fast fünfhundert Büchern. Abe las viel über Okkultismus, fand allerlei Erwähnungen von Vampiren in der europäischen Folklore. Er erstellte eine Liste über ihre vermeintlichen Schwächen, Merkmale und Gewohnheiten. Stiefmutter Sarah gewöhnte sich daran, dass sie ihn morgens über seiner Lektüre eingeschlafen am Küchentisch vorfand.
Wenn er nicht seinen Geist schulte, dann stählte er unbeirrt seinen Körper. Er fing an, täglich doppelt so viel Holz zu hacken wie früher. Er häufte lange Steinwälle auf. Er übte, eine Axt in einen Baumstamm zu schleudern. Erst aus zehn Yards Entfernung. Bald schon aus zwanzig Yards Entfernung. Wenn sein Stiefbruder John nun Krieg spielen wollte, ergriff er die Gelegenheit beim Schopfe. Dann kämpfte er erbittert und schlug mehr als einem Nachbarsjungen die Lippe blutig. Basierend auf den Informationen, die er aus Büchern zusammentrug, schnitzte er ein Dutzend Holzpfähle und bastelte sich einen Köcher, um sie gut transportieren zu können. Er fertigte sogar ein kleines Kruzifix an (obwohl er Gott zu seinem Feind erklärt hatte, schien er gegen seine Hilfe nichts einzuwenden zu haben). Er gewöhnte sich an, kleine Beutel mit Knoblauchzehen und Senfkörnern bei sich zu tragen und schärfte seine Axt so lange, bis »alle, die die Klinge betrachten, geblendet« wurden. Des Nachts träumte er vom Tod, davon, wie er seine Feinde jagte und Pfähle durch ihre Herzen trieb, davon, ihnen den Kopf abzuschlagen, und von glorreichen Kämpfen. Jahre später, als der Bürgerkrieg bereits drohend am Horizont heraufzog, blickte Abe auf diesen jugendlichen Blutdurst zurück.
Es gibt zwei Arten von Männern, die sich nach Krieg sehnen: diejenigen, die nicht die geringste Absicht haben, ihn selbst auszutragen, und diejenigen, die nicht die geringste Ahnung haben, was sie erwartet. In meiner Jugend, das kann ich zweifellos sagen, traf auf mich Letzteres zu. Ich sehnte mich nach diesem »Krieg« gegen die Vampire, ohne mir über die Konsequenzen im Klaren zu sein. Ohne zu wissen, wie es ist, einen sterbenden Freund in den Armen zu halten oder ein Kind zu begraben. Jeder Mann, der dem Tod schon einmal ins Auge sah, weiß es besser und verzichtet gerne darauf, ihm erneut zu begegnen.
Aber im Sommer 1821 waren diese Lehren des Lebens noch in weiter Ferne. Abe wollte den Krieg gegen die Vampire, und nach Monaten der Studien und des Übens war er so weit, die erste Salve abzufeuern.
Er schrieb einen Brief.
IV
Für einen Jungen von zwölf Jahren war Abe außergewöhnlich
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