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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Springfield umbenannt werden.
    Abes Vater, Thomas, hatte Indiana schließlich den Rücken gekehrt. Von John Hanks, einem Cousin von Abes Mutter, hatte er regelmäßig Berichte über die noch unerschlossenen Wunder von Illinois erhalten.
    John hatte ihm von der »weiten, fruchtbaren Prärie« dort geschrieben, von »flachem, wenig steinigem Land, das nicht erst gerodet werden muss und billig zu erstehen ist«. Das war Thomas Anreiz genug, Indiana und all die bitteren Erinnerungen, die er damit verband, zu verlassen.
    Im März 1830 hatten die Lincolns also all ihre Habe auf drei Ochsenkarren geladen und Little Pigeon Creek für immer verlassen. Fünfzehn erschöpfende Tage fuhren sie über schlammige Straßen und durchquerten eisige Flussläufe, bis sie schließlich in Macon County ankamen und sich »westlich von Decatur, im Herzen von Illinois« niederließen. Abe war zu diesem Zeitpunkt einundzwanzig Jahre alt gewesen. Zwei Jahre, nachdem er Zeuge des Massakers in New Orleans durch Vampire geworden war. Zwei Jahre, in denen er seinen hart verdienten Lohn an seinen Vater abgeben musste. Nun war er endlich frei, seine eigenen Wege zu gehen. Obwohl er es kaum erwarten hatte können, war er noch ein weiteres Jahr geblieben, hatte seinem Vater dabei geholfen, eine neue Blockhütte zu bauen, und abgewartet, bis seine Familie in dem neuen Haus heimisch geworden war.
    Aber nun war er zweiundzwanzig. Und so wahr ihm Gott helfe, sollte es der letzte Geburtstag sein, den er unter dem Dach seines Vaters verbrachte.
    [Mein Stiefbruder] John hatte darauf bestanden, dass wir nach Calhoun ritten, um meinen Geburtstag zu feiern. Erst wollte ich nichts davon wissen, denn für gewöhnlich machte ich nicht viel Aufhebens um solche Anlässe. Wie immer drang er so lange in mich, bis ich einwilligte. Erst auf dem Weg in die Stadt eröffnete er mir seine wahren Absichten, die sich, soweit ich mich erinnere, darauf beliefen, »sich gnadenlos zu besaufen und die Gunst einer Frau zu kaufen«. Er kannte einen Saloon in der sechsten Straße. An den Namen des Etablissements kann ich mich nicht mehr erinnern und auch nicht daran, ob es überhaupt einen Namen hatte. Ich weiß nur noch, dass es dort eine zweite Etage gab, auf der sich ein Mann für Geld verwöhnen lassen konnte. Troz [sic] Johns Absichten kann ich sagen, dass mein Gewissen diesbezüglich absolut rein blieb.
    Lincoln mochte zwar den Versuchungen durch die parfümierten Damen des Saloons widerstanden haben, aber dem Whiskey sprach er kräftig zu. Er und John machten Witze auf Kosten ihres Vaters, ihrer Schwestern und des jeweils anderen. Es war »Balsam für die Seele und eine sehr angenehme Art, seinen Geburtstag zu verbringen«. Wieder einmal hatte sich Johns Hartnäckigkeit ausgezahlt. Der Abend neigte sich bereits dem Ende zu und sein Bruder schäkerte mit einer üppigen Brünetten namens Missy (»wie der Mississippi, Süßer, nur doppelt so tief und ein gutes Stück wärmer«), als Abe einen Mann von durchschnittlicher Größe eintreten sah, der Kleidung trug, die »in so einer kalten Nacht recht unpassend« schien.
    Seine Wangen zeigten keinerlei Rötungen, wie ich sie in den Gesichtern der anderen Gäste beobachtet hatte, die in den warmen Saloon geeilt waren – und auch sein Atem war beim Eintreten nicht in der kalten Luft sichtbar gewesen. Er war blass und etwa dreißig Jahre oder etwas jünger, doch sein gelocktes, braunes Haar war dennoch von silbernen Fäden durchzogen, was ihnen insgesamt die Farbe von verwittertem Holz verlieh. Er ging geradewegs auf den Mann hinter der Theke zu (es war offensichtlich, dass die beiden sich kannten) und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin der kleine Wirt mit seiner Schürze unverzüglich die Treppe hinaufeilte. Der Mann war ein Vampir. Zum Teufel, es musste sich um einen Vampir handeln. Aber wie konnte ich mir nach all dem Whiskey so sicher sein?
    Plötzlich hatte Abe eine Idee.
    Meine Stimme war kaum mehr als ein Wispern. »Siehst du den Mann dort an der Bar?«, flüsterte ich John zu, der sich gerade am Ohr seiner Begleiterin zu schaffen machte. »Hast du jemals einen Menschen mit einem so abstoßenden Gesicht gesehen?«
    John, der nicht die leiseste Ahnung hatte, wie das Gesicht des Mannes aussah, brach dennoch in schallendes Gelächter aus. Auf mein Flüstern hin fuhr der blasse Mann herum und starrte mich direkt an. Ich lächelte ihm zu und erhob mein Glas. Kein anderes Wesen hätte meine beleidigenden Worte bei diesem

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