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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Geräuschpegel oder über so eine Distanz hinweg hören können! Es bestand also kein Zweifel! Und doch konnte ich nicht zuschlagen. Nicht hier. Nicht vor so vielen Zeugen. Beim Gedanken daran, dass man mich verhaften und des Mordes beschuldigen würde, musste ich unwillkürlich lächeln. Was hätte ich zu meiner Verteidigung vorzubringen? Etwa, dass es sich bei meinem Opfer um einen Vampir handelte? Außerdem befand sich mein Vampirjägermantel mit den Waffen draußen in der Satteltasche. Nein, es musste einen anderen Weg geben.
    Der Wirt kehrte mit drei Frauen im Schlepptau zurück und ließ sie sich vor dem Tisch des Vampirs aufstellen.
    Nachdem er zwei ausgewählt hatte, folgte er ihnen die Treppe hinauf, und der Wirt läutete zur letzten Runde.
    In Abes vom Whiskey vernebeltem Kopf fing es an zu rotieren, bis ihm »eine weitere segensreiche Idee« kam. Da er wusste, dass ihn sein Bruder niemals allein durch die nächtlichen Straßen streifen lassen würde, eröffnete er John, er habe es sich anders überlegt und wolle »Arrangements« treffen, um die Nacht doch noch mit einer Frau zu verbringen.
    John hatte (vermutlich inbrünstig) darauf gehofft, dass dieser Fall eintreten würde, und traf umgehend eigene Arrangements. Wir wünschten uns gegenseitig eine gute Nacht, als der Wirt schließlich die Laternen ausblies und seine Flaschen wegsperrte. Nachdem ich meinem Bruder und seiner Bekannten ausreichend Zeit gelassen hatte, ihr Zimmer aufzusuchen, stieg auch ich allein die Treppe hinauf. Oben angelangt, befand ich mich auf einem engen, ins trübe Licht von Öllampen getauchten Flur, dessen Wände mit einer Tapete aus einem raffinierten Muster von Rottönen geschmückt waren. Zu beiden Seiten ging eine Reihe von Türen ab, die allesamt geschlossen waren. Am Ende des Flurs erblickte ich eine weitere Tür, die vermutlich zu einem weiteren Treppenhaus führte. Ich schritt den Flur langsam ab und lauschte auf Hinweise darauf, in welchem der Räume sich der Vampir wohl befand. Zu meiner Linken vernahm ich Gelächter. Vulgäres zu meiner Rechten. Geräusche, für deren Beschreibung mir schlicht die Worte fehlen. Als ich das Ende des Flurs erreicht hatte, hörte ich rechts schließlich doch noch das, was ich erwartet hatte – die Stimme zweier Frauen aus ein und demselben Zimmer. Indem ich meinen Bruder John den warmen Umarmungen einer Fremden überließ, eilte ich hinaus in die Kälte und schlüpfte dort in meinen langen Mantel. Ich wusste, der Vampir würde seine dunklen Machenschaften bald beendet haben und sich noch vor Sonnenaufgang aus dem Staube machen. Und wenn er das tat, dann würde ich ihn erwarten.
    Doch nachdem er zwei Stunden lang vor dem Saloon auf und ab gegangen war, siegten Müdigkeit, Kälte und Langeweile schließlich über ihn.
    Die erfolgreiche Jagd auf bereits sechzehn Vampire zuvor hatte mich zugegebenermaßen etwas wagemutig werden lassen. Da ich ungern noch länger in der Kälte herumstehen wollte, beschloss ich, dass es nun genug war. Ich stieg die verschneite Treppe an der Rückseite des Gebäudes hoch, immer bedacht, möglichst leise aufzutreten, und zückte meinen Märtyrer.
    »Märtyrer« war der Name, den Abe einer selbst entworfenen Waffe gegeben hatte. Aus einem früheren Tagebucheintrag:
    Neulich las ich etwas über die Errungenschaften eines englischen Chemikers namens Walker, der eine Methode entwickelt hat, Feuer allein mithilfe von Reibung zu erzeugen. Nachdem ich mir die nötigen Chemikalien besorgt hatte, mithilfe derer ich diese Schwefelhölzer 16 selbst herstellen konnte, machte ich mich daran, eine Reihe von dünnen Holzstöckchen in diese Mixtur zu tauchen. Nachdem die Chemikalien getrocknet waren, band ich zwanzig der Stöckchen fest zusammen (das Bündel war in etwa so dick wie zwei Füllfederhalter) und tauchte alles bis auf die Spitze an einer Seite in Harz. Wenn man das freiliegende Ende an einer rauen Oberfläche reibt, ist die daraus resultierende Flamme kurz, heftig und greller als die Sonne. Damit kann ich meine schwarzäugigen Gegner kurzzeitig blenden, was mir wiederum die Gelegenheit gibt, sie leichter in Stücke zu hacken. Ich habe sie schon zweimal mit enormem Erfolg eingesetzt (auch wenn die Brandnarben an meinen Fingern von früheren missglückten Versuchen zeugen).
    16 John Walkers Streichhölzer (die er selbst Sulphurata Hyper Oxygenata Frict nannte) wurden aus einer Mischung aus Stibnit, Kaliumchlorat, Harz und Stärke gemacht. Heraus kam eine extrem leicht

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