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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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entzündliche, stark riechende Substanz.
    Nun stand Abe im Obergeschoss des Saloons vor der fraglichen Tür mit einem solchen Märtyrer in der einen und der Axt in der anderen Hand. Licht, das unter der Tür hindurch nach außen drang, erleuchtete seine von einer Schneeschicht bedeckten Stiefel.
    Es drangen keine Stimmen mehr von innen zu mir nach draußen, und sogleich durchfuhr mich der Gedanke, dass ich die beiden Mädchen abgeschlachtet auf dem Bett vorfinden würde, die Laken besudelt mit ihrem Blute, das farblich zu dem Tapetenmuster passen würde. Mit dem stumpfen Ende der Axt klopfte ich dreimal an.
    Nichts.
    Nachdem ich ihnen reichlich Zeit gelassen hatte, zu antworten, klopfte ich erneut. Wieder verstrich ein Moment, ohne dass auf der anderen Seite auch nur ein Geräusch zu vernehmen war. Während ich noch abwägte, ob ich erneut anklopfen sollte oder nicht, hörte ich das Bett quietschen, gefolgt vom Knarzen der Bodendielen. Jemand kam von innen auf die Tür zu. Ich bereitete mich auf den Angriff vor. Da öffnete sich die Tür.
    Er war es. Lockiges Haar in der Farbe von verwittertem Holz. Nichts als ein langes Hemd schützte seine Haut vor der Kälte.
    »Was zur Hölle geht hier vor?«
    Abe fuhr mit der Spitze des Märtyrers über die raue Oberfläche der Wand.
    Nichts.
    Das verdammte Ding entzündete sich nicht. Ich hatte es wohl zu lange in der klammen Tasche meines Mantels aufbewahrt. Der Vampir sah mich fragend an. Weder traten seine Fänge hervor, noch wurden seine Augen zu schwarzen Murmeln. Doch als er die Axt in meiner anderen Hand erblickte, riss er sie weit auf und warf die Tür mit solcher Wucht wieder zu, dass das ganze Haus wackelte. Ich stand da und starrte die Tür so entgeistert an wie ein Hund ein Buch und gab dem Vampir damit jede Menge Zeit, sich aus dem Staube zu machen. Als mir mein Versäumnis endlich schwante, trat ich einen Schritt zurück und ließ die Tür die volle Wucht meines Stiefelabsatzes spüren. Mit einem lauten Knall flog sie auf – ein Geräusch, das ich falschlicherweise [sic] dem Zersplittern von Holz zuschrieb. Dass es sich dabei jedoch um einen Schuss handelte, wurde mir erst klar, als die Kugel nur knapp an meinem Kopf vorbeizischte und in die Wand hinter mir einschlug. Ich gebe zu, dass mich dies ziemlich erschütterte. So sehr, dass mein erster Gedanke nicht seiner Verfolgung galt, als ich ihn die Waffe fallen lassen und kopfüber durchs Fenster fliehen sah (wobei mich sein nacktes Hinterteil zum Abschied grüßte). Stattdessen befühlte ich meinen Kopf, aus Furcht, ich könnte doch von der Kugel gestreift worden sein und langsam verbluten. Nachdem ich mich jedoch vergewissert hatte, dass dies nicht der Fall war, betrat ich das Zimmer – wo sich die beiden Damen weitgehend unbekleidet und kreischend noch immer im Bett befanden. Ich hörte, wie die Türen entlang des Flurs nacheinander aufgerissen wurden, von neugierigen Gästen, die dem Tumult auf den Grund gehen wollten. Als ich am Fenster angelangt war, erblickte ich unten auf der verschneiten Straße meinen Widersacher, der sich mühsam aufrappelte und barfuß in die Nacht floh. Dabei rutschte er aus und fiel mindestens zweimal auf den nackten Hintern, bevor er schließlich verzweifelt um Hilfe schreiend aus meinem Blickfeld verschwand.
    Das konnte kein Vampir sein.
    Den gesamten Nachhauseweg über verwünschte ich mich lauthals selbst. Noch nie war ich so peinlich berührt gewesen oder hatte mir in meinem Suff einen solch groben Schnitzer erlaubt. Noch nie hatte ich mich so idiotisch gefühlt. Wenn es für mich überhaupt eine tröstliche Perspektive gab, dann diese: Bald würde ich endlich frei sein.
    Der Winter des Jahres 1831 war besonders hart, doch mit dem März kam endlich das Tauwetter. Es lockte auch die ersten Vögel herbei und ließ die ersten Grasbüschel sprießen. Für Abe bedeutete das Märztauwetter auch das Ende von zweiundzwanzig Jahren, die er mit Thomas Lincoln verbracht hatte. Jahre, über die ihr Verhältnis zueinander immer mehr abgekühlt war. Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich überschwänglicher verabschiedeten als mit einem Händedruck – wenn überhaupt. Über den Tag, an dem er sein Elternhaus für immer verließ, hatte Abe nicht mehr zu sagen als Folgendes:
    Bin auf dem Weg über Springfield nach Beardstown. John, John und ich hoffen, den Weg in drei Tagen zurückzulegen.
    Lincoln ritt zusammen mit seinem Stiefbruder John und seinem Cousin John Hanks gen Westen. Die drei

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