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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Zähne inspiziert werden konnten. Man verlangte, dass sie auf und ab gingen, Kniebeugen machten und sich wieder aufrichteten, damit auch ja keine Lähmung oder Schwäche verborgen blieb. Man ließ sie zudem ihre eigenen Talente aufzählen. So trugen sie selbst dazu dabei, ihren eigenen Preis in die Höhe zu treiben.
    Das widersprach jedoch ihrem eigenen Interesse, denn je höher ihr Kaufpreis 14 war, desto weniger wahrscheinlich wurde es, dass sie jemals so viel Geld ansparen konnten, um sich von den Besitzern, wenn diese überhaupt so freundlich waren, dies zu erlauben, freizukaufen.
    14 Mit einem gesunden Mann in seiner Blüte konnte man bis zu 1100 Dollar erzielen (ein Betrag, den ein Sklave niemals ansparen konnte), während eine ältere Frau oder Sklaven mit Behinderungen ganz gleich welcher Art oft lediglich 100 Dollar einbrachten.
    Welch Drama! Männer, Frauen, Kinder und Säuglinge wurden diesem ruppigen Mob von sogenannten »wehrten Herren« vorgeführt! Ich sah ein kleines Negermädchen von vielleicht drei oder vier Jahren, das sich ängstlich an seine Mutter klammerte und nicht verstand, warum es in diese Verkleidung gesteckt worden war und nun auf dieser Tribüne stehen musste, während die versammelten Männer davor Zahlen brüllten und mit Zetteln in der Luft herumwedelten. Wieder einmal fragte ich mich, warum ein Schöpfer, der so viel Schönheit ersonnen hatte, sie mit solcher Boshaftigkeit verriet.
    Falls Lincoln die Ironie darin erkannte, dass er den ganzen weiten Weg flussabwärts gefahren war, um Waren an ebendiese Sklavenhalter zu verkaufen, dann hat er es zumindest mit keinem Wort in seinem Tagebuch erwähnt.
    »Wehrte Herren, richten Sie bitte nun Ihre geschätzte Aufmerksamkeit auf eine wahre Musterfamilie! Ein Mann wie ein Stier namens Israel – mit kräftigem, regelmäßigem Gebiss und einer ungewöhnlich großen Statur. Sie werden weit und breit keinen besseren Reispflanzer finden! Seine Frau Beatrice – mit Armen und einem Kreuz fast so kräftig wie die eines Mannes und dennoch Händen so zart, um das Kleid einer Dame zu flicken! Ihre Kinder – ein Junge von zehn oder zwölf, der sicher einmal ein genauso bärenstarker Arbeiter wird wie sein Vater, und ein Mädchen von vier Jahren mit einem Gesicht so süß wie ein Engel. Sie werden keine besseren Exemplare finden!«
    Die Sklaven verfolgten ihren eigenen Verkauf mit lebhaftem Interesse, ihre Augen sprangen zu dem jeweiligen Bieter. Wenn sie von einem Herrn ersteigert wurden, der den Ruf genoss, freundlich zu sein, oder von einem, der bereits nahe Verwandte erstanden hatte, verließen sie die Bühne zufrieden – ja sogar froh. Aber wenn sie an einen Käufer gingen, der besonders brutal wirkte, oder sie wussten, dass sie ihre Lieben nie mehr wiedersehen würden, dann war die stille Qual auf ihren Gesichtern unbeschreiblich.
    Insbesondere einer der Käufer zog meine Aufmerksamkeit auf sich – ein Mann, dessen Brieftasche schier unerschöpflich war und dessen Einkäufe töricht erschienen. Er tauchte erst auf, nachdem die Auktion bereits angefangen hatte (allein das war ungewöhnlich), und kaufte schnell ein Dutzend Sklaven auf, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Fähigkeiten. Tatsächlich schien er lediglich an jenen Negern interessiert, die als »Schnäppchen« angepriesen wurden. Aber es waren nicht nur seine Einkäufe, die mich auf ihn aufmerksam werden ließen. Er war ein schlanker Mann in einem edlen, bis zur Hüfte reichenden Gehrock und etwas kleiner als ich (wenn auch immer noch recht groß). Er hatte einen ergrauenden Bart, der eine Narbe kaschierte, die ihm quer vom Ohr über die Lippen bis zum Kinn verlief. Er trug einen Sonnenschirm und eine dunkle Brille. Falls er kein Vampir war, dann diente ihr Stil ihm wenigstens als Vorbild. Was hatte das zu bedeuten? Warum kaufte er gleich zwei ältere Frauen mit ganz ähnlichen Fähigkeiten? Und einen Jungen mit lahmem Fuß? Warum brauchte er überhaupt so viele Sklaven?
    Ich beschloss, ihm zu folgen und der Sache auf den Grund zu gehen.
    V
    Zwölf Sklaven machten sich barfüßig auf den Weg nach Norden, entlang der schlammigen Straße, die dem Flusslauf des Mississippi folgte. Es waren sowohl Männer als auch Frauen im Alter zwischen vierzehn und sechsundsechzig. Manche kannten sich bereits ihr ganzes Leben lang, andere waren sich erst ein oder zwei Stunden zuvor begegnet. Alle zwölf waren mit einem Seil um die Taille aneinandergebunden. Der Tross wurde angeführt von ihrem neuen

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