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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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graubärtigen Besitzer. Am Schluss folgte ein weißer Aufseher mit seinem Gewehr, der bereit war, jeden Sklaven, der die Flucht wagen würde, zu erschießen. Beide Männer ritten bequem zu Pferde. Abe achtete sorgsam darauf, gebührenden Abstand zu halten, während sie ihren Weg durch den Wald zurücklegten.
    Ich ging eine Viertelmeile hinter der Gruppe. Nah genug, um die gelegentlich gebellten Befehle des Aufsehers hören zu können, aber weit genug entfernt, dass der Vampir meine vorsichtigen Schritte nicht vernahm.
    Die Nacht brach bereits herein, als sie die Plantage erreichten, die sich acht Meilen nördlich der Stadt und eine Meile vom östlichen Flussufer entfernt befand.
    Es war eine Plantage, wie es sie überall entlang des Mississippi Rivers gab. Sie bestand aus einer Schmiede, einer Gerberei, einer Getreidemühle, mehreren Scheunen, Geräteschuppen, einer Weberei, einer Reihe von Ställen und etwa fünfundzwanzig Sklavenunterkünften rund um das Wohnhaus des Plantagenbesitzers. Es waren einfache Hütten mit nur einem Raum, in denen wohl jeweils etwa ein Dutzend Neger hausten. Sie schliefen auf dem blanken Boden oder auf Strohmatten. Drinnen brannten Holzfackeln, damit die Frauen die ganze Nacht über Näharbeiten verrichten konnten. Bei Tagesanbruch würden sich die dunklen Felder ringsum mit dem Lärm und Leben der arbeitenden Sklaven füllen. Trupps von hundert Männern würden in langen Reihen Gräben ausheben und Frauen in der sengenden Hitze Pflüge führen. Die weißen Aufseher würden vom Pferderücken aus Ausschau nach den kleinsten Verstößen halten und die Sklaven mit Peitschenhieben auf die nackten Rücken bestrafen. Im Mittelpunkt von alledem thronte das Herrenhaus. Diejenigen Sklaven, die das »Glück« hatten, dort zu arbeiten, blieben zwar von der zermürbenden Plackerei auf den Feldern verschont, aber auch ihr Leben war keineswegs leicht, denn auch sie bekamen beim kleinsten Fehler die Peitsche zu spüren. Ferner waren Sklavinnen jeglichen Alters oft den unsäglichen Neigungen ihrer Herren ausgesetzt.
    Abe hielt weiterhin Abstand, als die zwölf Sklaven am maison principale vorbei und in eine große Scheune geführt wurden, die von Fackeln und Öllampen erleuchtet war. Er versteckte sich etwa zwanzig Yards entfernt hinter einer Hütte, von wo aus er einen guten Blick durch das offene Scheunentor hatte.
    Dort trat ein großer Neger zu ihnen (der Besitzer und der Aufseher hatten sich zwischenzeitlich ins Haus begeben). Er hatte eine Peitsche in der Hand, die er über den Köpfen der Neuankömmlinge knallen ließ, und befahl ihnen, sich in der Mitte der Scheune in Reih und Glied aufzustellen. Dann hieß man sie hinsetzen. Noch immer waren sie mit dem Seil um die Taille aneinandergebunden. Daraufhin erschien eine Mulattin, die einen großen Korb unter den Arm geklemmt trug (dies schürte die schlimmsten Befürchtungen der Neuankömmlinge, denn sie hatten zweifelsohne davon gehört, dass manche Herren ihre Sklaven mit Brandzeichen versahen). Doch glücklicherweise war der Korb voll mit Essen, und die zwölf Sklaven wurden eingeladen, sich daraus nach Lust und Laune zu bedienen. Ich sah, wie ihre Augen beim Anblick von gebratenem Schweinefleisch und Maiskuchen, von frischer Kuhmilch und haufenweise Zuckerwerk zu leuchten anfingen. Ich sah die große Erleichterung in ihren Gesichtern, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie nicht gewusst, welche Grausamkeiten sie erwarten würden. Sie konnten sich ihre hungrigen Bäuche gar nicht schnell genug vollschlagen.
    Abe fragte sich, ob er nicht zu voreilig geurteilt hatte. Henry war schließlich der Beweis dafür gewesen, dass es auch Vampire gab, die zu Freundlichkeit und Selbstbeherrschung fähig waren. Waren diese Sklaven vielleicht sogar mit der Absicht gekauft worden, sie freizulassen? Oder würde man ihnen zumindest Mitgefühl entgegenbringen?
    Das Festmahl dauerte etwa eine halbe Stunde. Ich beobachtete, wie eine Gruppe weißer Männer vom Haupthaus zur Scheune hinüberging. Es waren zehn an der Zahl, einschließlich des Besitzers, dem ich aus New Orleans hierher gefolgt war. Sie waren verschiedenen Alters und von unterschiedlicher Statur, doch alle wirkten sehr wohlhabend. Als sie in der Scheune angekommen waren, schnalzte der große Neger wieder mit der Peitsche und befahl den Sklaven, sich zu erheben. Dann löste er das Seil, das sie um die Taillen gebunden hatten. Die Mulattin nahm den Korb wieder an sich und wandte sich ohne Hast zum

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