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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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Azillos hatten sich nicht von der Stelle gerührt. Sie sah auch nicht nach oben, wie der Feuerball direkt auf die Nadelbäume und auf sie zuraste. Abraxmata wusste, dass er nichts ausrichten konnte, dass er im Gegenteil immer mehr von sich verriet, was ihm vielleicht einmal Kopf und Kragen kosten würde, und nicht nur ihm. Aber in diesem Moment konnte er nicht mehr an später und vielleicht denken.
    Er dachte überhaupt nicht. Er handelte instinktiv. Mit einem Satz sprang er nach vorne. Wie ein Torpedo sauste sein silbernes Schild auf die Azillos zu und bildete eine Wand zwischen ihnen, dem Himmel und den Bäumen. Je weiter die Gefahr auf sie zuraste, umso schlimmer wurde dieses rasende Gefühl in Abraxmata. Es machte ihn so fertig, dass er begann, sich selbst im Kreis herumzudrehen. Er begriff. Er sollte hier sein, genau hier, und zusehen, wie seine Freunde starben, daneben stehen und nichts tun können. Er wollte ihn damit quälen, zu Tode quälen. Abraxmata konnte den Aufprall schon sehen, in seinen Kopf, in seine Gedanken gebrannt, er hörte schon den Schlag und das zischende Geräusch der in Feuer aufgehenden Bäume und sah die züngelnden Flammen gegen den Frühlingshimmel. Er vergrub sein Gesicht in der Hand, verzweifelt, am Boden zusammengekauert. Die ganze Erde unter ihm zitterte, als ein riesiger Knall zu hören war, und er hatte das Gefühl, dass alle seine Eingeweide mitzitterten. Das Brennen von Holz, von stolzem, lebendem Holz, war zu hören und die vernichtende Wärme der Flammen war bis zu ihm hinüber zu spüren.
    Es vergingen Minuten, bis er mit aufgedunsenen Augen hinüberblickte.
    Sein Schild leuchtete mit den Flammen um die Wette. Alle elf Azillos standen davor. Sie rührten sich nicht vom Fleck, standen starr, während ihre Höhlen hinter ihnen zu Asche verbrannten und die Bäume in den Flammen verbluteten. Die Landorvanen wanden sich. Von den anderen Azillos, die zuvor noch bei den schwarzen Gestalten gestanden hatten, war nichts mehr zu sehen. Sie waren verschwunden. Schwarze lange Gebilde wie Hände langten nach oben zu den schwarzen Kapuzen und legten sich schützend vor eventuelle Gesichter, mit denen sie verschwammen, sodass nichts als schwarze Masse zu erkennen war. Wie von einem Windhauch weggeblasen, schwebten die Landorvanen davon, ohne dass man eine lebende Bewegung irgendwo unter ihren Gewändern erkennen konnte, erst langsam und dann so schnell, dass man zusehen konnte, wie sie verschwanden. Abraxmata blickte ungläubig zu den übrig gebliebenen Azillos. Als Atma unter Tränen zusammenbrach, rannte er zu ihr, aber seine Hände glitten wie Luft durch ihren Körper hindurch und konnten ihn nicht spüren. Ein anderer Azillo kam ihr zu Hilfe und trug sie weiter weg vom Feuer.
    Abraxmata sah ungläubig mit an, wie ein älterer Azillo den Stuhl schnappte, der vor seiner Höhle gestanden hatte. In Abraxmatas Kopf flogen Bilder aus seiner Kindheit vorbei. Oft war er hier vorbeigekommen und immer hatte der alte Agonon in seinem Stuhl gesessen, und wenn sie zu ihm gingen, dann erzählte er ihnen von der alten Zeit, als es zwei der fünf Wälder noch gar nicht gab, von den alten Sagen und unglaublichen Geschöpfen. Agonons Hand griff durch das silberne Züngeln, als ob es nicht da wäre, und zog den alten Stuhl ohne Widerstand zurück hinter das Schild. Es wurde unerträglich heiß. Wie konnte er nur so dumm sein zu glauben, dass alle tatenlos zusehen würden und nur auf ihn warteten.
    »Keinen Fuß setze ich mehr da hinunter«, sagte Chamor und verschränkte die Arme. Er versuchte einfach nur trotzig zu wirken, denn er wollte seine Angst nicht zeigen.
    »Ich weiß«, antwortete Araton. »Das hast du jetzt schon mindestens zehn Mal betont, und weißt du was, du darfst gar nicht gehen.«
    »Nein?«, fragte Chamor und klang leicht überrumpelt.
    »Wir brauchen nämlich ein Flügelwesen, und da Murus zu groß ist, wird der mutigste Gilko gehen, den ich kenne.«
    Hevea war erschrocken, fühlte sich aber natürlich auch gleichzeitig geschmeichelt.
    Murus war noch nicht so ganz überzeugt. »Glaubst du wirklich, Biharun wird sich durch die Bitten eines Gilkos überreden lassen?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich bin überzeugt davon, dass er sich hereinlegen lassen wird«, sagte Araton und dieses Lächeln, das er hatte, wenn es darum ging, etwas Neues zu entdecken, lag wieder auf seinem Gesicht.
    Murus hatte manchmal das Gefühl, dass alles nur ein Spiel für Araton war, dass er alles nicht ernst

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