Abraxmata
Landorvanen zu überbringen?«
Hevea schluckte, wie gerne hätte sie versucht durch geschicktes Fragen etwas aus Biharun herauszulocken, das ihnen nützlich sein könnte. Am liebsten hätte sie Abraxmatas Namen ganz beiläufig erwähnt, aber schon der bloße Gedanke verursachte ein schauderliches Gefühl und sie bekam Herzrasen. Sie durfte ihre Mission nicht gefährden. Die erste Hürde war genommen, aber die Bombe konnte immer noch platzen.
»Nein, Biharun. Die Landorvanen haben auf die letzte Nachricht von Askan geantwortet und es geht darum, die Antwort an Askan zurückzubringen«, sagte Hevea und versuchte ihre Angst zu verbergen. Erschrocken bemerkte sie den erstaunten Gesichtsausdruck des Santorinen.
»Ich dachte, Askan schreibt seine Nachrichten direkt an Dan Nor?«, fragte er, und in seiner Stimme klang etwas Misstrauisches mit.
»Ach so, ja natürlich. Das kann sein. Aber zugestellt werden die Nachrichten jedenfalls über die Landorvanen.« Hevea brachte es ziemlich gut hin, gleichgültig zu klingen, so als ob sie das einfach nicht für wichtig hielt, wer an wen und warum etwas schrieb.
»Bisher haben wir noch keine Nachricht Dan Nors an Askan zugestellt. Wieso hat eigentlich ein Gilko eine Nachricht von den Landorvanen geholt? Wo ist eigentlich Impala?«
Hevea hatte das Gefühl mit einem Berg von Rätseln überschüttet zu werden, mit dem Unterschied, dass in diesem Fall eine falsche Antwort ziemlich fatale Folgen haben könnte. Mit aller Macht versuchte sie sich irgendwelche Sätze abzuringen, die zumindest einigermaßen einen Sinn ergaben. »Impala? Sie ist ziemlich beschäftigt mit den Landorvanen und den Aufträgen von ihm … So wie ihr auch … Sie konnte nicht kommen, deshalb hat sie mich geschickt.«
»Was soll das heißen, wir auch. Wir haben Dan Nor noch nie zu Gesicht bekommen, geschweige denn einen Auftrag von ihm erhalten«, antwortete Biharun scharf, als müsse er ein Schuldbekenntnis zurückweisen. »Jetzt gib den Wisch schon her«, sagte er und riss Hevea das Jamorablatt aus der Hand.
Ein Blitz durchfuhr ihren Körper. Sie hatte gedacht, Biharun würde sie gefangen nehmen und war erschrocken darüber, wie nahe sie ihm im Laufe des Gesprächs gekommen war. Erschrocken ließ sie ihre Kugel mit dem Jetto fallen und flog schnell hinterher. Plötzlich erschien Biharuns schwarze, haarige Hand unter ihr und hob sie mitsamt dem Jetto nach oben.
»Nette Idee«, sagte er. »Macht nicht so einen Stress wie der Jetto von Impala, den sie immer in den Händen hält und der ihr grundsätzlich hier unten auskommt.«
Die anderen lachten über die Bemerkung ihres Anführers. Die meisten hatten sich wieder ihrem Essen zugewendet. Hevea zögerte noch wegzufliegen. Biharun hatte das Blatt noch immer in der Hand. Es war die letzte Hürde. Wenn er die Nachricht lesen würde, dann wäre alles umsonst. »Wird erledigt«, lächelte Biharun und klatschte das Jamorablatt neben sich auf den Tisch, um dann noch einmal mit der Hand darauf zu klopfen. In dem fahlen Licht des Jettos sah sein lächelndes Gesicht richtig gespenstisch aus.
Hevea senkte ehrfürchtig ihren Kopf und flog rückwärts bis zum Ende des Saales, wo sie sich umdrehte und die Santorinen verließ. Keiner von ihnen beachtete sie mehr.
Hevea tippte selbst an die bewachende Pflanze, um kein Aufsehen zu erregen. Als ihr Kopf an der Oberfläche erschien, war ihr Gesicht unbewegt, aber sie spürte, wie Chamor, Murus und Araton sie erwartungsvoll anstarrten. Dann musste sie lächeln. Freudig stürmten die drei auf ihre Heldin zu.
»Ah, es hat also tatsächlich funktioniert«, quiekte Murus vergnügt.
»Ich habe doch gleich gesagt, dass die Santorinen nicht wissen, was sie da tun, genauso wenig wie sie verstehen, dass ihre Gastfreundschaft für uns keine ist«, sagte Araton und sein berechnender Gesichtsausdruck zeigte, dass er stolz darauf war, Recht gehabt zu haben. »Jetzt heißt es also nur noch warten, bis einer der Santorinen auftaucht.«
Mit Proviant bewaffnet versteckten sich die vier in den Bäumen, auf einen langen Tag und vielleicht auch eine lange Nacht eingestellt.
Abraxmata lief zurück zum Mondschattensee. Wie er vermutet hatte, war Askan nicht mehr hier. So schwer es ihm fiel, es zu begreifen, aber Hevea, Murus oder Chamor aufzusuchen, brachte ihn nicht das geringste Stück vorwärts. Keiner konnte ihm helfen. Er musste aus eigener Kraft aus den Fängen seines größten Feindes und aus denen Askans entkommen. Die Emoren hatten
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