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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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habe ihm vertraut. Auf dem Flug zu dir wollte ich mehr von ihm wissen: Woher er von Hevea und Murus weiß, und vor allem, woher er weiß, wo du dich befindest und wie er in die kleine Höhle hier im dunklen Tal kommt, ob er weiß, wie das Tal entstanden ist, ob es schon immer da ist. Er hat über meine Fragerei nur geschmunzelt und gemeint, es gäbe noch genügend Zeit, Antworten zu geben, im Moment wären andere Dinge wichtiger. Erst dann ist mir aufgefallen, dass ich mich noch gar nicht vorgestellt hatte. ›Übrigens mein Name ist Famora‹, habe ich gesagt. ›Ich weiß‹, war seine Antwort. Und ich glaube, weil ich meine Augen so weit aufgerissen habe vor Erstaunen, hat er hinzugefügt: ›Einige deiner Fragen sind ganz einfach zu beantworten: Ich habe Augen im Kopf und zwar sehr gute. Es tut mir allerdings Leid, dir mitteilen zu müssen, dass ich von eurem Freund Murus leider nichts weiß.‹ Von da an haben wir dann kein Wort mehr miteinander gewechselt, bis wir bei dir waren.«
    Das dunkle Tal gab langsam seine Konturen preis. Die Leblosigkeit, die es versprühte, schlug sich Abraxmata und Famora aufs Gemüt. Der Fluss wirkte schon von sehr weit oben, noch ehe sie erkennen konnten, dass er nicht fließt, seltsam und tot. Die flachen, unbelaubten Bäume sahen bedrohlich aus, sodass Famora, als sie endlich unten angekommen waren, noch ziemlich weit vom Ufer des Flusses und damit von den Bäumen entfernt, sich zunächst weigerte, von Zygans Rücken abzusteigen und den dunklen Boden zu betreten.
    »Es sind Heucherellen, sie sind gefährlich, aber nicht solange man sie im Auge behält und solange man sie nicht ärgert«, sagte Zygan, um Famora zu beruhigen.
    Abraxmata erkannte jedoch, dass sie das Wort »gefährlich« keineswegs beruhigen konnte, weshalb er sich entschloss, den ersten Schritt zu machen und vor Famora vorsichtig von Zygan abstieg. Er reichte ihr die Hand, wobei er merkte, dass ein Beben und Zittern durch ihren Körper ging. Die Dunkelheit des Tages hier unten im Tal schien ihr weit mehr zu schaffen zu machen als ihm.
    »Euren Freunden ist ihre Unwissenheit über diese Bäume zum Verhängnis geworden, als sie euch helfen wollten. Nun sind sie auf eure Hilfe angewiesen. Ich werde gebraucht.« Und mit diesen Worten war Zygan so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war.
    Abraxmata und Famora sahen ihm verdutzt nach.
    »So eine Gemeinheit, er geht einfach und lässt uns hier unten sitzen, obwohl er genau weiß, dass wir alleine hier nie wieder herauskommen werden«, ärgerte sich Famora über Zygan.
    Abraxmata ließ seinen Blick nach oben schweifen. Zygan war schon fast nicht mehr zu sehen. Er schien ohne ihre Last noch sehr viel schneller fliegen zu können, sodass er schon nach wenigen Minuten die graue Wolkendecke mit seinen weiten Schwingen durchschnitt.
    »Er wird zurückkommen, wenn wir Hevea und Murus gefunden haben, und uns nach oben bringen«, sagte Abraxmata, und Famora sah ihn dabei erstaunt an. »Aber was mir sehr viel mehr Kopfzerbrechen bereitet ist die Frage, wieso er immer von Freunden redet und gleichzeitig offensichtlich zu dir gesagt hat, dass er von Murus nichts weiß. Bist du dir sicher, dass er das gesagt hat?«
    Famora schaute ein bisschen beleidigt, als sie ihm Antwort gab. »Natürlich, ich bin doch nicht taub.«
    »Besonders an diesem Ort kann man nie wissen, ob einem die Sinne nicht einen Streich spielen, vor allem wenn man wie wir von Durst und Hunger benebelt ist«, antwortete ihr Abraxmata. Abraxmata hatte das Gefühl, dass sich das Grau des Tages bereits wieder zu verdunkeln begann. »Ich glaube, wir sollten zuerst diese Heucherellen hier in der Nähe absuchen, vielleicht finden wir ja irgendwo einen Hinweis auf Hevea. Sie muss auch hier irgendwo in der Nähe nach unten gekommen sein.«
    Famora nickte.
    Als sie losgingen, konnte Abraxmata sie gerade noch davon abhalten, sich durch die Erde zu wühlen. »Du weißt nicht, wen oder was du dabei aufschrecken könntest, oder wo überall die dunklen Äste der Heucherellen verborgen liegen«, sagte er, wobei die Bemerkung über die Heucherellen wohl wirkte.
    Ein leichter Wind strich ihnen um die Nase und der Himmel hatte sich schwarz gefärbt. Durch den Wind schien die dicke Wolkendecke ein Stück aufgerissen zu sein und gab einen kleinen Teil des Mondes frei, der mit seinen silbernen Strahlen das schwarz-rote Tal in ein seltsames Licht tauchte. Der Fluss machte eine kleine Biegung, an der Stelle, an der Famora ein kleines

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