Abraxmata
eine Weile seine Wunde vollkommen vergessen hatte, wurde der Schmerz, als er auf den kleinen Bach zuschritt, schlimmer und stechender denn je. Unter großen Schmerzen quälte er sich die wenigen Schritte bis zum Wasser vor und kniete sich hin. Mit seiner Vorderhand schöpfte er im wohltuenden Nass. Er blickte in das klare, spiegelnde Wasser, als ein greller Blitz daraus hervorzuschießen schien. Erschrocken schüttete er das Wasser weg und langte sich an seine brennenden, geblendeten Augen. Voller Schmerzen wälzte er sich am Boden, alles um ihn war dunkel, er konnte nichts sehen.
Famora lief sofort auf ihn zu, voller Unverständnis, was sich hier zugetragen haben mochte. »Abraxmata, ist alles in Ordnung mit dir? Was ist passiert?«, fragte sie mit aufgebrachter Stimme.
Obwohl Abraxmata wollte, konnte er ihr einfach nicht antworten, er brachte kein Wort über seine Lippen. Famora sah mit ängstlichem Blick Zygan an, der sich nicht von der Stelle bewegt hatte und sorgenvoll in die Ferne blickte.
»Wir können nichts für ihn tun. Er muss es alleine schaffen, und ich bin überzeugt, das wird er«, sagte Zygan, den Blick noch immer nicht vom dunklen Tal abgewendet.
Als endlich wieder schummriges Licht in Abraxmatas Augen drang, war dies wie eine Erlösung für ihn. Das noch etwas verschwommene Bild Famoras drang in seine Augen und es tat gut, ein Lächeln auf ihren Lippen erkennen zu können. Abraxmata hatte keinerlei Erinnerung mehr an die Zeit, die sich an die schmerzvollen Blitze angeschlossen hatte.
»Wie lange bin ich hier so gelegen?«, fragte er und seine Stimme klang noch sehr dünn und schwach.
»Der Tag neigt sich dem Nachmittag zu, also wohl für einige Stunden«, antwortete Zygan, den Abraxmata erst jetzt bemerkte, da er noch immer unbewegt am Rande der Erdplatte stand. »Wie geht es dir jetzt? Glaubst du, du schaffst es bis nach unten ins Tal?«, fuhr Zygan fort.
»Es wird gehen müssen«, sagte Abraxmata, während er versuchte, sich nach oben zu ziehen. Er betrachtete seine Wunde, die wieder ein kleines Stück aufgerissen war, aber trotz allem bereits relativ gut verheilte.
»Du solltest zuvor noch etwas trinken, solange du noch die Gelegenheit dazu hast, aber sehe nicht wieder direkt in den Wasserspiegel, das ist gefährlich. Am besten wird sein, du schließt die Augen.«
Nachdem er getrunken hatte, fühlte sich Abraxmata bereits sehr viel besser. Nach Famora kletterte auch er vorsichtig auf Zygans Rücken, der ruhig, dem dunklen Tal entgegen, abwärts glitt.
»Eigentlich erwarte ich jetzt schon einmal eine Erklärung von dir. Wie konntest du es mir antun, auch noch zu verschwinden?«, sagte Abraxmata, der sich nun endlich seiner schweifenden Gedanken entreißen und auf die Wirklichkeit konzentrieren konnte.
»Hunger und Durst wurden so unerträglich und ließen mir keine Ruhe. Dein Gesicht war von deinen inneren und äußeren Schmerzen so gezeichnet, dass ich große Angst um dich hatte. Zuerst wollte ich meine letzten Kräfte nur sammeln, um vielleicht ein paar heilende Wurzeln für dich zu finden, natürlich mit dem Hintergedanken, dabei auch essbare Wurzeln und etwas Wasser zu finden. Dann fiel mir die Erhebung in der glatten Erdwand auf. Ich habe sie lange beobachtet, immer zwischen dem Gefühl der Hoffnung und der Furcht hin und her gerissen, bis ich glaubte, eine Bewegung bemerkt zu haben. Ich bin näher hingeklettert, als ein Teil eines dunkelroten Körpers zum Vorschein kam. Damit wusste ich nicht nur, dass es sich um eine Höhle handeln musste … Ich bin voller Freude so schnell ich konnte am Erdhang entlanggeklettert, in dem Glauben, du weißt schon wen dort entdeckt zu haben. Dir ging es genauso, als Zygan auf dich zugeflogen kam, ich habe es an deinem Gesichtsausdruck gesehen. Dieses erleichterte und glückliche Lächeln zugleich, das dann innerhalb von Sekunden wieder aus dem Gesicht verschwindet.« Famora machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr. »Ich bin ziemlich erschrocken, als sich ein Commodor vor mir erhob, majestätisch und mit Flügeln, die wohl dreimal so groß sind wie die von Murus. Aber als seine Stimme erklang, so ruhig und erhaben, habe ich zumindest einen Teil meiner Angst verloren, sonst wäre ich vor lauter Zurückweichen wahrscheinlich ins dunkle Tal hinabgestürzt.« Famora schmunzelte. »›Wir müssen sofort aufbrechen, eure Freunde schweben in großer Gefahr. Mein Name ist Zygan.‹ Das war alles, was er gesagt hat. Und ich weiß nicht warum, aber ich
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