Abraxmata
hinaus. Er fiel weinend zurück und wünschte sich, niemals die große, seidigweiche, blaue Blume in seinem Arm gespürt zu haben, die ihn damals so mit Stolz erfüllt hatte.
Das junge Licht des frühen Morgens begann in Abraxmatas Augen einzudringen und nahm einen kleinen Teil der Kälte, die auf seinen Gliedern lag, von ihm. Er starrte, ohne wirklich zu sehen, in die Weiten des wolkenverhangenen Himmels. Seine blauen Augen weiteten sich, als etwas Dunkelrotes durch die Wolken auf ihn zukam. Sanft glitt das Wesen auf den Wogen der Luft. Die weichen Schwingen waren im Verhältnis zu seinem kleinen Körper überdurchschnittlich groß. Als es ein Stück näher war, konnte Abraxmata das Tageslicht in seinen dunkelschwarzen Augen blitzen sehen. Abraxmatas Mund öffnete sich leicht und brachte, allerdings nur geflüstert, das Wort »Murus?« heraus.
Geschickt landete das Geschöpf auf einem der schmalen Felsspitzen neben Abraxmatas Mulde und krallte sich dort mit seinen feinen Füßen fest. Abraxmatas Gesichtszüge waren nun angespannt, als er dem Wesen, das sehr viel größer und majestätischer war als Murus, Auge in Auge, nur wenige Zentimeter von seinem spitzen Maul entfernt, gegenüberstand.
Ein kleineres dunkelbraunes Wesen kletterte von seinem Rücken vorsichtig auf die Felsspitze und ging zu Abraxmata in seine kleine Mulde. »Darf ich vorstellen: Das ist Zygan.« Und dann fügte Famora flüsternd hinzu: »Wenigstens einer von uns beiden hat sich darum gekümmert, dass wir nicht beide hier oben verhungern.«
Abraxmata war ein bisschen verwirrt, sodass es ihm nicht gelang, sich bei Famora zu bedanken, oder sich selbst bei Zygan vorzustellen, bevor dieser das Wort übernahm. Seine Stimme lief Abraxmata wie ein angenehmer Schauer durch den Körper. Sie klang mächtig und stark, aber gleichzeitig so sanft und gütig und dabei so bestimmt, dass Abraxmata sich schon beim ersten Wort sicher fühlte, froh um Zygans Anwesenheit.
»Wir müssen gleich aufbrechen, ich habe das Gefühl, um eure Freunde steht es nicht gut. Abraxmata, du wirst das verstehen, denn ich weiß, dass auch du dieses Gefühl hegst. Ich bringe euch zuvor zu einer nahen Quelle, an der ihr ein paar Schluck Wasser zu euch nehmen könnt, das wird euch stärken.« Dann breitete er seine mächtigen Schwingen aus, sodass Famora mit Leichtigkeit aufsteigen konnte.
Abraxmata blieb noch etwas skeptisch zurück, denn Zygans Körper war kaum größer als er selbst. »Bist du dir sicher, dass du mich tragen kannst, Zygan?«, fragte er vorsichtig.
»Steig auf«, sagte Zygan bestimmt, ohne näher auf Abraxmatas Bedenken einzugehen.
Zygan erhob sich trotz der schweren Last mit einer Leichtigkeit in die Lüfte, die Abraxmata und Famora kaum Turbulenzen spüren ließ. Das dunkle Tal lag unter ihnen wie ein schwarzer Schatten. Wenn sie keinen Auftrag zu erledigen gehabt hätten, wären sie mit Sicherheit nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Es dauerte nicht lange, bis sie einen von oben in die Tiefe stürzenden Bach erreichten. Während der Dauer des Fluges wurde kein Wort gewechselt, jeder schien vertieft in seine eigenen Gedanken. Zygan glitt an der dunklen Erdwand, an der das Wasser hinunterrauschte und immer mehr die Farbe der Erde annahm, hinauf, fast bis zum vertrauten Boden des Mondschattenwaldes.
Dort war ein kleiner Vorsprung in der Wand, an dem die beiden Freunde Halt fanden und die Möglichkeit hatten, von dem vorbeiströmenden Wasser zu trinken. Famoras Gesichtszüge wurden leichter und entspannter, nachdem sie sich mit ihren Schaufelhänden kräftig Wasser in den Mund gespritzt hatte. Die kleine Plattform war so schmal, dass Abraxmata hinter ihr stehend warten musste, bis sie genügend Wasser zu sich genommen hatte. Jetzt, wo das Ersehnte so nahe war, wurde Abraxmatas Verlangen danach unerträglich. Wie von einem unsichtbaren Faden fühlte er sich zum Wasser gezogen. Der Druck, der ihm unerklärlich schien, wurde so stark, dass er zu schwitzen begann von der Anstrengung, die es ihn kostete, sich davon abzuhalten, Famora nicht einfach wegzuschubsen, um endlich selbst trinken zu können. Er schämte sich für seine Gedanken, dafür, dass er den Willen verspürte, Famora hinunterzustürzen, dass es nicht sonnenklar für ihn war, ihr den Vortritt zu lassen, sondern dass er mit sich ringen musste.
»Ah, jetzt fühle ich mich viel besser, ich könnte Bäume ausreißen«, hörte Abraxmata sie reden, doch ihre Stimme klang ganz fern und fremd.
Obwohl er für
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