Abraxmata
weißen Dampf zu.
»Nein!«, schrie Famora, rannte auf ihn zu und schüttelte ihn, als wollte sie ihn aus einem bösen Traum aufwecken.
Als er sich umdrehte, erschrak sie fast vor seinen kalten, teilnahmslosen Augen. Ohne ein Wort riss er sich los, rannte über die schwarze Masse und verschwand im weißen Nebel.
Famora kullerten Tränen herunter, die auch Tränen der Erschöpfung waren. Sie hatte seit zwei Tagen und zwei Nächten nicht mehr geschlafen und war nahe daran einfach umzukippen. Der Mangel an Schlaf hatte allerdings auch sein Gutes, denn er war ein bisschen wie eine Betäubung, auch der Gedanken, die so zumindest nicht ununterbrochen in ihrem Kopf herumschwirrten. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet und Famora konnte kleine Wirbel in den Wolken verschwinden sehen. Sie trat ein Stückchen näher heran. Umrisse waren zu erkennen. Die knotenbildenden Äste der Heucherelle wanden sich hin und her, und Abraxmata hatte sich mit seiner Vorderhand an einen der unteren Äste gekrallt. Zuerst dachte Famora, die Pflanze hätte auch ihn geschnappt und zog ihn nun zu sich hoch. Der Knoten löste sich immer mehr, die Äste der Heucherelle türmten sich auf wie Schlangen im Todeskampf und sanken schließlich leblos zu Boden. Famora konnte ein blaues Blitzen erkennen, das dann in Richtung der dunklen Flüssigkeit fiel. Abraxmata streckte seine kräftigen Beine aus und fing es damit auf. Dann blieb er weiter regungslos hängen.
»Wieso kommt er da nicht raus, worauf wartet er?«, murmelte Famora verzweifelt vor sich hin.
Die letzten beiden Äste, die noch zusammengerollt waren, lösten sich. Ein Schrei ertönte, den Famora nicht zuordnen konnte. Der weiße Wirbel drehte sich immer schneller und begann einen Teil des Stammes freizugeben. Famora konnte von ihren Freunden nichts erkennen und begann zu schreien und Namen zu rufen.
Abraxmata konnte sich kaum noch halten. Er begann mit seiner Hand an dem dünnen Ast zu rutschen, während der Nebel um ihn herum wieder dichter wurde und sich schneller und schneller drehte. Er musste sich sehr darauf konzentrieren, nicht von dem hellen Dampf erfasst und mitgeschleudert zu werden. Er sah zwischen den schwarzen Ästen bereits die grüne Haut des Monolitos blitzen, hatte aber noch absolut keine Idee, wie er ihn, der noch größer und schwerer war als er selbst, auffangen und aus dem Wirbel und dem schwarzen See herausbringen sollte. Noch bevor ihm viel Zeit zum Überlegen blieb, gab der Baum Chamor und Hevea frei. Abraxmata ließ den Ast, der ihn vor der schmerzenden Flüssigkeit bewahrt hatte, los, griff den Arm von Chamor und begann einfach zu laufen.
Die Schmerzen der betäubenden Flüssigkeit krochen an ihm hoch. Er konzentrierte sich darauf weiterzulaufen und sich nicht umzusehen. Hevea hatte er sich auf die Schulter geworfen und die Angst, die Bewusstlose könnte herunterrutschen, behinderte ihn bei seiner Flucht. Als seine Füße wieder trockenen Boden unter sich spürten, lief er trotzdem weiter und kümmerte sich nicht darum, wie er Chamor hinter sich herzog, oder um das entsetzte Gesicht von Famora, die schließlich den lauten Platsch hören konnte, mit dem sich Abraxmata zusammen mit seiner Fracht in den Fluss gestürzt hatte.
Es dauerte bis der Mond als blasse Sichel am Himmel des alten Tages zu sehen war, bis sich Hevea und Chamor langsam erholten und zum ersten Mal die Augen aufschlugen. Abraxmata hatte ununterbrochen Wache gehalten und keinen, auch Famora nicht, die von der Müdigkeit übermannt eingeschlafen war, auch nur für eine Sekunde aus den Augen gelassen. Ein leichter Windhauch regte sich an seinem Ohr, der ihn veranlasste, seinen Blick für kurze Zeit zum Himmel zu richten.
Leicht und majestätisch flog Zygan heran, den Rücken beladen mit Köstlichkeiten aus dem Mondschattenwald. »Stärkt euch, ihr werdet es brauchen«, sagte er mit seiner tröstenden Stimme. »Ihr seid nicht alleine.« Und dann erhob er sich wieder in die Lüfte und war so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war.
Der geheime Rat
Oh Mann, was hat er denn jetzt schon wieder für ein Problem. Der glaubt doch nicht wirklich, dass auf diesem hoch gewachsenen grauen Baum Beeren wachsen und wenn, würde er mit Sicherheit nicht drankommen. Er ist überhaupt so komisch in letzter Zeit, verändert, dachte Murus und beobachtete kopfschüttelnd Abraxmatas Blick, der starr in die Krone des hohen Baumes gerichtet war, an dem Murus einfach nichts Interessantes erkennen konnte. »Es ist
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