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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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soll verhindert werden, dass ein Uhlanor oder ein anderes Wesen aus Kismet es wagt, das weiße Kabinett zu betreten.«
    Sie schritt mit einem Bein in die zuckende Luft, bevor sie mit dem ganzen Körper eintauchte. Um sie herum waren silberweiße Blitze zu sehen und auch die Luft um sie bildete silbern schimmernde Wolken. Dann war sie verschwunden und mit ihr das silbrige Licht.
    Murus ging ganz nah an die flimmernde Luft heran, dann schloss er die Augen und machte einen großen Schritt nach vorne. Entgegen seiner Erwartungen wurde er von einem angenehm wärmenden Gefühl umhüllt, das seine letzten steifen Glieder und seine Flügelspitzen wieder spürbar machte. Wie von einem sanften Sog wurde er nach vorne gezogen, bis dieser aufhörte und er sich in Ruhe befand. Wunderbarer Duft durchströmte seine Nase, als befände er sich mitten in einem Blütenmeer, aber er wagte es nicht, die Augen zu öffnen; aus Angst, sich immer noch in einem grellen, blendenden Licht zu befinden. Plötzlich spürte er auf seiner Schulter eine sanfte Hand.
    »Du kannst die Augen jetzt aufmachen«, sagte eine Stimme.
    Vorsichtig blinzelte er durch seine noch geschlossenen Lider und blickte in das lächelnde Gesicht von Tosjea. Mit einer ausschweifenden und zugleich sehr eleganten Handbewegung, die Tosjea für Murus noch erhabener und schöner wirken ließ, deutete sie in die Landschaft. »Willkommen in Kismet«, sagte sie.
    Murus gelang es endlich, seinen Blick von ihrem Gesicht zu lösen und das wunderschöne Land zu betrachten. Die Vorstellung, sich in einem Blütenmeer zu befinden, war keine bloße Einbildung. Soweit das Auge reichte, schimmerten die sanften Hügel in allen Farben. Er selbst stand mit Tosjea in einem Feld blauer Blumen, bei denen man das Gefühl hatte, dass sie die Luft um sich herum in einem Umkreis von mehreren Zentimetern um jede Blüte tiefblau leuchten ließen.
    »So, nun sollst du die Gastfreundlichkeit von Kismet kennen lernen«, sagte Tosjea und schritt voran durch das Blumenfeld. »Das sind übrigens Hyacynthusblüten. Von ihnen stammt der heilende Saft«, fügte sie hinzu.
    Auch als sie einige Zeit gegangen waren, konnte Murus noch immer Blumen bis zum Horizont sehen. Als er sich umdrehte, lag über dem Hyacynthusfeld das Blau der Blumen wie ein sanfter Schleier, der das Feld weithin strahlen ließ.
    Mindestens zwanzig Uhlanoren saßen auf einem Teppich aus kleinen weißen Blumen und unterhielten sich miteinander. Schon von der Ferne schimmerten ihre hellen lila Gewänder und die langen goldenen Haare. In ihrer Mitte lag ein feingewebtes goldenes Tuch, das aus dem gleichen Material war wie ihr Hand- und Fußschmuck. Auf diesem Tuch lagen jede Menge Blüten und am Rand standen zwei große Krüge.
    Ein junger hellhäutiger Uhlanor rief ihnen schon von weitem etwas zu: »Da seid ihr ja endlich. Wir haben schon einen Boten ausgesandt, weil wir dachten, es sei etwas passiert.«
    »Nein, alles in Ordnung«, sagte Tosjea. »Es hat nur lange gedauert, bis unser Gast aufgewacht ist und ich wollte ihn nicht wecken. Du weißt ja, Ranavalo, ohne zumindest durch Schlaf gestärkt zu sein, ist es fast unmöglich aus dem weißen Kabinett herauszukommen, auch mit Hilfe, aber jetzt sind wir ja da.«
    Und mit Vollendung ihrer letzten Worte waren sie neben dem Kreis der Uhlanoren angekommen.
    »Herzlich willkommen. Setz dich doch und stärke dich an unseren Speisen«, sagte Ranavalo, mit der gleichen eleganten Geste auf die Decke in ihrer Mitte weisend, mit der Tosjea Murus das Reich, in dem sie lebte, gezeigt hatte.
    Murus ließ sich zwischen Tosjea und Ranavalo nieder und konnte zum ersten Mal seit Tagen für einen Augenblick seine Sorgen verdrängen und sich an den neuen Freunden, die er gefunden hatte, freuen. Endlich war die Angst, die von seinem ganzen Körper Besitz ergriffen hatte, verschwunden, einfach von ihm abgeblättert.
    »Du musst uns nachher einiges erzählen. Wie du hierhergekommen bist vor allem«, sagte ein Uhlanor mit sehr kräftigem, langem Haar, das weit über seine Schultern reichte, und der Murus direkt gegenüber saß.
    »Jetzt lass unseren Gast erst in Ruhe essen und sich erholen«, wies ihn Ranavalo zurecht.
    Murus traute sich nicht, den Anfang mit dem Essen zu machen, obwohl er genau spürte, dass die anderen darauf warteten, aber er wusste nicht, wie man diese Blüten aß, denn er kannte nicht eine davon. Er ließ seinen Hilfe suchenden Blick zu Tosjea schweifen und dann auf die Blüten. Sie verstand,

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