Abraxmata
Himmel in ein angenehmes blaues Licht hüllte. Murus nahm an, dass es sich hierbei um eine Hyacynthusblüte handelte.
»Und jetzt muss ich so schnell wie möglich zurück, um Abraxmata und die anderen zu finden und vor allem, um Abraxmata zu warnen. Vielleicht schwebt er schon in großer Gefahr.« Mit diesem Satz schloss er seine Schilderung und blickte in die angespannten Gesichter der Runde.
Alle hatten offenbar während seiner Erzählung richtig mit ihm mit gelitten. Nur Ranavalo sah ihn wieder aus einem ernsten, kühlen, aber dabei nicht unfreundlichen Gesicht an. Trotzdem hatte Murus das Gefühl, als hätte sich der Blick Ranavalos während seiner letzten Worte verfinstert. Lange Zeit herrschte Schweigen. Murus blickte in die Runde. Erst jetzt bemerkte er die Wesen, die als Zuhörer hinzugekommen waren. Vor allem die Feen fielen ihm auf. Nicht nur, weil sie sich ganz entschieden von den Uhlanoren abhoben, sondern auch, weil sie zwar viel Ähnlichkeiten mit den Waldfeen hatten, aber trotzdem auf faszinierende Weise anders waren. Diese Feen waren um einiges größer als die Waldfeen. Damit wirkten sie zwar gegenüber den Uhlanoren immer noch klein und pummelig, aber bei weitem nicht so klein und rund wie die Waldfeen. Auch ihre Haut hatte nicht diesen grünen Schimmer, wie ihn die Waldfeen und auch die Monolitos der Wälder hatten. Auf Murus wirkten sie insgesamt nicht so drollig wie die Feen, die er kannte, sondern irgendwie erhabener und dadurch wissender, aber der Schein konnte natürlich auch trügen, denn die Waldfeen im Mondschattenwald hatten sehr starke Fähigkeiten und waren auch sehr klug. Was Murus auch an ihnen auffiel, waren ihre Frisuren. Die Waldfeen hatten krauses Haar, das sie nicht versuchten zu bändigen. Nur ab und zu steckte sich mal eine einen Blütenzweig oder jetzt im Herbst einen schönen Beerenzweig in ihre Lockenpracht. Diese Feen allerdings hatten ihr Haar wunderschön frisiert. Zwar schienen sie auch diese störrische Naturkrause zu haben wie die Waldfeen, aber die Locken waren wohl mit irgendeiner Substanz geglättet und mit den goldenen Fäden, die die Uhlanoren als Schmuck an Händen und Füßen trugen, an den Kopf gebunden. Dadurch wirkten ihre Gesichter länglicher und schmaler.
Endlich brach Ranavalo das Schweigen. »Es tut mir Leid, dir mitteilen zu müssen, dass ein Wesen, das nicht sicher fliegen kann, keine Chance hat, Kismet zu verlassen. Das ist die Wahrheit, und du solltest sie wissen. Für Flügelwesen gibt es eine Möglichkeit, die allerdings nicht ganz ungefährlich ist. Nach deinen Schilderungen über deinen Sturz ins dunkle Tal zu urteilen, würdest du, wie jedes andere Wesen, den Aufprall in den Wäldern nicht überleben.« Ranavalo sah in Murus’ ungläubiges Gesicht, das eindeutig ausdrückte: Nein, das darf nicht sein. Es muss doch einen Weg geben.
Murus beobachtete Ranavalos Gesicht, dessen Blick zu einer der Feen schwankte. Murus verfolgte seinen Blick. Die Gesichtszüge der Fee waren sehr weich und sanft. Sie schloss die Augenlider und senkte den Kopf, um bejahend zu nicken, wobei Murus auffiel, dass die Oberseiten der Lider dunkellila funkelten.
»Es gibt Commodore, die nicht fliegen können, zumindest nicht sicher, und das sind sogar die meisten. Im Laufe der Evolution hat sich diese Fähigkeit bei den Commodoren immer mehr zurückgebildet, da sie offenbar nicht mehr benötigt wurde. Ich kenne im Grunde genommen nur noch einen Commodor, der die Kunst des Fliegens noch in der Ursprünglichkeit dieser Spezies beherrscht. Ein sehr weises Geschöpf, das uns sicherlich in dieser Situation behilflich sein könnte. Leider habe ich Zygan seit vielen Jahren nicht mehr gesehen und weiß gar nicht, ob er noch lebt.« Ranavalo machte eine kurze Pause und sah Murus durchdringend an. »Aber es gibt eine Tatsache, die nicht wegzudiskutieren ist, und sie ist gleichzeitig deine einzige Chance, wenn auch eine sehr kleine, deine Freunde wieder zu sehen und den Hüter des Schatzes zu warnen, was zweifelsohne von großer Dringlichkeit ist. Du bist ein Commodor und hast damit Flügel, wenn auch zurückgebildete und verkümmerte. Die einzige Möglichkeit ist, dir beizubringen, sie so gut es geht zu benutzen. Und auch dann noch musst du wissen, dass der Flug hinunter ein gefährliches Unterfangen ist.« Ranavalo erhob sich und gebot Murus mit einer Handbewegung das Gleiche zu tun und ihm zu folgen. Sie gingen nur wenige Schritte um den Kreis der Sitzenden herum, bis zu der
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