Abraxmata
Fee, mit der Ranavalo zuvor Blickkontakt aufgenommen hatte. »Hiermit darf ich dir Toska vorstellen, Herrin der Feen von Kismet.«
Toska erhob sich mit einer Leichtigkeit, die Murus von den Waldfeen überhaupt nicht kannte. »Es freut mich, dich kennen zu lernen«, sagte sie mit einem Lächeln.
»Sie wird versuchen, dich auf den Abflug vorzubereiten. Es muss sehr schnell gehen, denn sie hat nur für einen Tag Zeit. Viel Glück! Wir werden uns noch einmal sehen«, schaltete sich Ranavalo ein und ging wieder zurück auf seinen alten Platz.
Murus stand etwas verdattert neben Toska, die zwar im Gegensatz zu den Uhlanoren klein war, im Gegensatz zu Murus aber immer noch groß. Sie legte ihre Hand auf Murus’ Schulter und drückte ihn etwas von der Menge weg.
»Wir werden das schon hinkriegen«, sagte sie. »Wie hat dir das Essen geschmeckt? Also, ich muss sagen, dass ich die roten Wasuka mit Abstand am liebsten mag. Die gelben schmecken mir überhaupt nicht. Bei so viel Süße bekomme ich immer so schrecklichen Durst. Das ist noch schlimmer, als wenn ich etwas furchtbar Scharfes gegessen habe …«
Murus hatte das Gefühl, von Toska totgeredet zu werden. Sie ließ ihn kein einziges Mal zu Wort kommen, obwohl er so viele Fragen gehabt hätte. Während Murus Toskas Redeschwall über sich ergehen ließ und dabei eine eindeutige Gemeinsamkeit mit den Waldfeen des Mondschattenwaldes feststellte, schlenderten sie über die weiß geblümte Wiese weiter, über mehrere andere Blumenfelder, deren Farbe Murus in der Dunkelheit nicht erkennen konnte. Nur von fern leuchteten die Hyacynthusfelder in ihrem schönen Blau weit in den Nachthimmel. Sie kamen schließlich an aus Blumen geflochtene Kobel, die Murus sehr stark an sein eigenes Nest erinnerten und genau genommen auch exakt so gearbeitet waren.
»Ich hoffe, du kannst in so einem Feennest schlafen«, sagte Toska. »Eine Steinhöhle, in der ihr Commodore normalerweise haust, gibt es in ganz Kismet nicht. Schlafe jetzt, du wirst morgen deine ganze Kraft brauchen.«
Murus kroch in das Nest, das ihm Toska zugewiesen hatte, vergrub sich unter seinen Flügeln und schlief trotz der Sorgen um seine Freunde und seine Angst vor der Rückkehr in die Wälder mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Endlich wusste er über die genaue Herkunft seines Nestes Bescheid.
Es war noch fast dunkel draußen, als er von Toska geweckt wurde, aber die ersten Strahlen des neuen Tages waren als lila Streifen schon am Himmel zu sehen.
»Uns bleibt nicht viel Zeit. Trenne dich von deinen Träumen und stehe auf. Jetzt wird kräftig gefrühstückt und dann gleich richtig losgelegt«, sagte sie mit ihrer hohen Stimme so laut, dass sich der noch völlig verschlafene Murus erst mal die Ohren zuhielt.
Noch etwas benommen und mit dem Wunsch, sich noch einmal hinlegen zu können, torkelte Murus wenig später aus seinem Gastquartier. Die Blumenwiese, die wohl der Schlafplatz der Feen war, leuchtete gelb. Erst jetzt sah Murus, wie viele Schlafnester hier gebaut waren. In vielen Reihen erstreckten sie sich weit über das riesige Feld. Murus schätzte, dass es wohl an die hundert Kobel waren.
Toska wartete bereits mit einem leckeren Frühstück auf ihn, das sie etwas abseits der Nester, vielleicht um die anderen Feen nicht in ihrem Schlaf zu stören, wieder auf einer goldenen Decke, die allerdings sehr viel kleiner als die des Vorabends war, ausgebreitet hatte.
»Setz dich«, sagte sie, nachdem sie sich selbst niedergelassen hatte.
Auf der Decke lagen einige große gelbe Blüten und ein Gebäck aus einer Art Korn. Toska nahm den Laib in die Hände und glitt sanft mit der Handkante über dessen Oberfläche. In kurzen Abständen drang dabei grelles Licht in Murus’ Augen, das ihn beim ersten Mal kräftig zusammenzucken ließ, da es unangenehme Erinnerungen in ihm aufwirbelte. Nach Sekunden legte Toska den Brotlaib, der nun sauber in mehrere gleichmäßige Scheiben aufgeschnitten war, wieder in die Mitte. Murus, der bis zu diesem Zeitpunkt nur zugeschaut hatte, wollte sich an seinem Frühstück auch selbst beteiligen und nahm eine der gelben Blüten, um sie der gleichen Prozedur zu unterziehen, wie er es am Abend zuvor mit den Wasukablüten gelernt hatte. Als er gerade dabei war, die ersten Blütenblätter zu entfernen, lachte Toska schallend auf.
»Nein, die Hattorablüten kann man doch nicht essen«, sagte sie kichernd.
Murus fragte sich, wozu die Blüten sonst da seien, doch bestimmt nicht nur als
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