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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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parallel zur Grenze, zuerst in die eine und dann auch in die andere Richtung, zu machen. Als er von der Ferne leise Stimmen vernahm, zwang er sich stehen zu bleiben, um zu verstehen, worüber sich die Stimmen unterhielten.
    »Zerelinor«, flüsterte die eine Stimme, und Chamor war sich nicht sicher, ob er es richtig verstanden hatte, denn das Wort ergab für ihn keinen Sinn. »Der Ort, an dem sich der geheime Rat trifft. Aber warum in einer Glaskugel? Irgendetwas muss man von ihr aus bewirken können, sonst macht es keinen Sinn«, erreichte Chamor wieder der Hauch einer Stimme. »Wenn der Ort immer wieder verschoben wird, dann ist das vielleicht von der Kugel aus möglich. Aber jetzt haben wir andere Sorgen, Abraxmata hat nie mit Askan gesprochen, weil ihm etwas dazwischen gekommen sein muss.«
    Bei dem Wort Abraxmata horchte Chamor auf. Jetzt wurde es interessant. Durch das Flüstern konnte Chamor die Stimmen nicht zuordnen. Mit pochendem Herzen schlich er deshalb näher an die Gestalten heran.
    »Woher willst du das wissen?«, zischte wieder eine der Stimmen, und dann war es lange still.
    Chamor wusste nicht mehr, in welche Richtung er weiterschleichen sollte und hatte schon befürchtet, dass die Redner sich entfernen würden, als wieder eine der Stimmen erschallte, jetzt sehr viel deutlicher, sodass Chamor nun zu wissen glaubte, wer sich dort unterhielt.
    »Verstehst du, ich traue niemandem mehr, nicht einmal dem Rat und besonders nicht Zygan. Wieso also sollte Askan die Wahrheit sagen? Vielleicht haben auch alle Zwölf bemerkt, dass sie jemand beobachtet hat. Vielleicht wussten sie sogar, dass du es bist und haben dir eine Komödie vorgespielt, denn besonders weise klingt das Gespräch, so wie du es mir geschildert hast, ja nicht gerade«, flüsterte Murus.
    Chamor hatte die beiden zwischenzeitlich hinter einem der Bäume entdeckt.
    »Wenn wir nicht mal mehr den Zwölf vertrauen können, wem dann? Ich glaube, du spinnst. Und zu ihrem Gespräch: Sie sind eben auch in einer angespannten Situation. Schließlich wissen sie am besten, wie es um die Wälder und dein Kismet steht«, schnaubte Hevea und zwar absolut nicht mehr in einem flüsternden Ton.
    Murus sah sie ermahnend an. »Na super, schrei doch noch ein bisschen lauter, damit auch der letzte Wassertropfen weiß, dass wir da sind und Chamor gleich hundertprozentig wach wird.«
    Chamor trat jetzt hinter seinem Versteck hervor. »Das ist schon geschehen«, sagte er und freute sich, dass Murus und Hevea anfangs etwas zusammengezuckt waren wegen seines plötzlichen Erscheinens. »Ich habe mich im Übrigen mindestens genauso erschreckt, als Murus plötzlich verschwunden war«, sagte er, obwohl er sich vorgenommen hatte, kein Wort über seine Panik zu verlieren.
    Zu seiner Überraschung spottete Murus kein bisschen darüber, sondern sah im Gegenteil ein, dass er einen Fehler gemacht hatte. »Es tut mir wirklich Leid. Ich habe unüberlegt gehandelt und bin ohne dir Bescheid zu sagen dem vertrauten blauen Huschen in der Luft gefolgt. Ich verspreche dir, es wird nicht wieder vorkommen, dass ich dich alleine lasse«, gab Murus klein bei, und er schien es wirklich genauso ehrlich und ernst zu meinen, wie er es gesagt hatte. Dann setzte Murus wieder seine kämpferische Miene auf. »Ich würde vorschlagen, wir brechen sofort auf«, sagte er.
    Wenig später schossen Hevea, Murus sowie Chamor, der auf Murus’ Rücken saß, durch den Morgentauwald. Nicht ganz so schnell wie am Tag zuvor durch den Mondschattenwald, denn alle drei waren überwältigt von all dem Neuen, um sie herum. Obwohl es Winter war und nur ein Bruchteil der Vegetation zu sehen war, hinterließ der Morgentauwald einen völlig neuen Eindruck. Er wirkte viel dichter und undurchdringlicher auf die Freunde als der Mondschattenwald. Manchmal standen die Bäume so dicht beieinander, dass man die einzelnen Äste kaum noch zuordnen konnte und das Gefühl hatte, die Baum-riesen würden sich alle umarmen. Am Boden schlängelten sich trotz des Winters Tausende verschiedener Kräuter und Schlingpflanzen. Chamor war sich nicht einmal sicher, ob es hier überhaupt schneite, schließlich konnte er nichts als einen grünen Teppich erkennen, von dem niemand wusste, wie tief er war und ob man darin versinken würde, wenn man sich darauf stellte. Ab und zu leuchtete der bunte Schirm eines Pilzes am Boden. Chamor fiel besonders eine orange Art auf, von der er schon mindestens fünf Pilze gesehen hatte. Mit ihrer kräftigen

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