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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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Farbe erinnerten diese Pilze Chamor an die Eukos im Mondschattenwald. Wenn Murus dicht über einem dieser Pilze vorbeiflog, tat es ein lustiges pfeifendes Geräusch und der Pilz verschwand zwischen seinen grünen Nachbarn. Über ihnen ertönte ein knatterndes Geräusch, und Chamor konnte einen Eldoren erkennen, der dem Zug der drei verwundert nachsah. Chamor freute sich, nun endlich auch einmal einen Eldoren gesehen zu haben. Aus Abraxmatas Erzählungen über den Krieg der Luftwesen wusste er genau, wie diese Flügelwesen des Morgentauwaldes aussahen und wollte seit dem schon immer mal einen sehen. Damals hatte er Abraxmata um seine Abenteuer noch beneidet, jetzt tat er das mit Sicherheit nicht mehr. Es war ihm unvorstellbar, wie Abraxmata diesen unsagbaren Druck aushielt. Er wäre längst zusammengebrochen, verrückt geworden, oder so etwas Ähnliches. Das Einzige, das sie noch nicht entdeckt hatten, waren Heinekinbäume, nicht eine einzige Pflanze, obwohl sie bereits einige Stunden unterwegs waren.
    »Ich brauche eine kurze Pause«, stöhnte Murus. »Ich kann mich einfach nicht mehr konzentrieren.« Murus landete sanft in dem weichen Grün und wartete, dass Chamor abstieg. »He! Chamor! Bist du eingeschlafen? Wir sind wieder auf deinem geliebten Boden. Du kannst jetzt absteigen«, versuchte Murus Chamor endlich loszuwerden.
    Chamor war der konfuse Bodenbewuchs nicht ganz geheuer. Vorsichtig tastend berührte er Zehe für Zehe die Blätter der Kräuter und Schlingpflanzen.
    Murus hatte wohl verstanden, was mit Chamor los war. »Die Pflanzen beißen nicht. Ich stehe doch auch drauf und lebe noch«, witzelte Murus, und Chamor war verärgert, dass Murus sich über seine Angst lustig machte.
    »Vielleicht gibt es im Morgentauwald überhaupt keine Heinekinbäume. Oder seid ihr schon einmal auf die Idee gekommen, dass das Blatt vielleicht von gar keinem Heinekinbaum stammt?«
    »Vielleicht werden in den anderen Wäldern ganz andere Pflanzen zum Überbringen von Nachrichten verwendet«, meldete sich Hevea zu Wort und zerstreute ein bisschen Chamors und wohl auch Murus’ Euphorie, der etwas enttäuscht schaute.
    »Dann ist es vielleicht eine gute Idee, einen der Bewohner nach solch einer Pflanze zu fragen«, sagte Murus, »beiläufig natürlich.«
    Hevea und Chamor nickten.
    Damit Murus ein bisschen seine Augen entspannen konnte, denn er war nicht wie ein Gilko für das Fliegen zwischen den Bäumen geschaffen, gingen Chamor und er das nächste Stück zu Fuß. Murus riss von Zeit zu Zeit von einer der Pflanzen am Boden ein Blatt ab und versuchte, mit seiner Kralle etwas hineinzuritzen.
    Als Chamor seine Angst, im Boden einzusinken, endlich vergessen hatte und fasziniert von der Vielfalt der Pflanzen war, hörte er Murus’ lang gezogenen Schrei. Dann glitt auch unter ihm der Boden zur Seite und er stürzte in die Tiefe.
    Alles um ihn herum war dunkel, stockdunkel, sodass Chamor nicht einmal mehr die eigene Hand vor den Augen erkennen konnte. Voller Schmerzen rappelte er sich hoch. Er musste bei seinem Sturz auf dem linken Bein gelandet sein, in dem er nun höllische Schmerzen hatte, sodass er nur sehr langsam und humpelnd vorankam. Vor jedem Schritt, den Chamor machte, tastete er um sich, um nicht irgendwo dagegen zu stoßen. Er wollte zu gerne wissen, wie weit er nach unten gefallen war, aber eine Decke über ihm konnte er weder fühlen noch sehen. Aber was ihn noch mehr verwunderte war, dass nirgends in der Nähe ein Loch zu sehen war, durch das Tageslicht eindrang. Entweder der Pflanzenboden über ihm hatte sich wieder verschlossen, nachdem er für Chamor die Falle gebildet hatte, oder … oder er war eine Zeit lang bewusstlos gewesen und jemand hatte ihn verschleppt. Das würde auch erklären, warum Murus und Hevea trotz seiner lauten Rufe keine Antwort gaben. Murus hatte versprochen, ihn nicht mehr alleine zu lassen, und jetzt war es doch geschehen, auch wenn Murus natürlich nichts dafür konnte.
    Chamor war auf ein Ende seines unterirdischen Aufenthaltsortes gestoßen. Vorsichtig tastete er die Wand so weit er konnte nach oben. Er fühlte, dass sie sich am höchsten Punkt, den er erreichen konnte, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte, nach innen zu einer Decke aufwölbte. In Augenhöhe hangelte er sich an der Wand entlang, immer mit einem leichten Angstgefühl, irgendetwas zu berühren, das er nicht fühlen wollte. Chamor kam es bereits wie eine Ewigkeit vor, während der er an der Wand entlanglief. Er hatte das

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