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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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bringen. Darauf legst du es an.«
    »Das Auto, das du mir geschenkt hast, steht seit zwei Monaten beim Händler, ohne dass sich ein Käufer findet. Was sollte ich machen? Ich habe dringend Geld gebraucht«, erwidert der Sohn störrisch.
    »Habe ich jemals nein gesagt, wenn du mich um Geld gebeten hast? Ich habe dir sogar einen Job mit fürstlichem Gehalt in der Firma angeboten. Doch du hast abgelehnt.«
    Ich wechsle einen Blick mit Peressiadis, der in der Tür steht und unmerklich den Kopf schüttelt. Demertsis’ Begleiter fühlt sich zum Einschreiten genötigt.
    »Herr Demertsis, hier ist nicht der passende Ort für eine solche Diskussion«, meint er.
    »Glauben Sie mir, Herr Prokopiou, ich wäre nicht hier, wenn seine Mutter nicht in Tränen aufgelöst wäre. Ich persönlich hätte größte Lust, meinen Sohn seinem Schicksal zu überlassen. Egal, wie das enden wird«, entgegnet Demertsis seinem Begleiter. Dann wendet er sich wieder seinem Sohn zu. »Das hier ist Themis Prokopiou, der beste Strafverteidiger Griechenlands. Wenn er deine Verteidigung übernimmt, paukt er dich wieder heraus.«
    »Ich habe schon einen Rechtsbeistand und brauche keinen zweiten«, sagt Demertsis junior trocken.
    »Sieh mal, wenn deine Anwältin mit Herrn Prokopiou zusammenarbeiten will, habe ich nichts dagegen. Sie muss nur akzeptieren, dass Herr Prokopiou aufgrund seiner Fachkenntnisse das Sagen hat«, antwortet der Senior und wirft mir einen Seitenblick zu.
    Peressiadis wird etwas unruhig, doch ich nehme mir an Kyriakos Demertsis’ stoischer Miene ein Beispiel.
    »Sagen Sie, Herr Kommissar«, wendet sich Demertsis junior an Peressiadis. »Ich bin doch volljährig. Habe ich dann nicht das Recht, meinen Verteidiger selbst auszuwählen?«
    »Klar«, erwidert Peressiadis.
    »Dann geht doch, du und dein Kofferträger«, sagt er zu seinem Vater.
    »Wenn ich jetzt gehe, dann komme ich nicht wieder. Dann kannst du sehen, wie du allein fertig wirst.«
    »Jedes Mal versprichst du mir das, doch nie hältst du dein Wort.«
    Demertsis wirft seinem Sohn einen gereizten Blick zu, verliert jedoch seine Selbstbeherrschung nicht. »Gehen wir, Herr Prokopiou. Er hat sein Schicksal verdient«, meint er zu dem Anwalt. »Ich verstehe nicht, wieso du mich so hasst«, sagt er, an den Sohn gerichtet. »Ich bin doch ein Mann mit fortschrittlichen Ideen, und als Student habe ich gegen die Junta für die Freiheit gekämpft. Ich bin kein autoritärer Rechter. Warum hasst du mich so?«
    Kyriakos Demertsis bleibt ihm die Antwort schuldig, und sein Vater scheint auch keine erwartet zu haben, denn er öffnet die Tür und tritt, gefolgt von Prokopiou, hinaus.
    »Demertsis, Zeit für den Ermittlungsrichter«, sagt Peressiadis zu dem jungen Mann, der sich wortlos erhebt. Beim Hinausgehen bleibt er vor mir stehen.
    »Ich habe einen Termin mit Ihrer Tochter«, sagt er mit einem unmerklichen Lächeln und verlässt, zusammen mit Peressiadis, das Büro.
    Nachdem Peressiadis ihn den Wachleuten übergeben hat, kehrt er zurück.
    »Aus solchen Familien stammen normalerweise die Drogenkonsumenten. Drogendealer sind die große Ausnahme«, erklärt er.
    Immer noch halte ich Kyriakos Demertsis’ Notizzettel in der Hand und grüble darüber nach, was die Ursache für den abgrundtiefen Hass zwischen Vater und Sohn sein könnte.

6
    Gestern Abend erwähnte Katerina beim Linsenessen, dass sie mit Pavlos telefoniert hatte. Die Nummer hatte sie nicht von mir, sondern beim Termin mit dem Ermittlungsrichter von Kyriakos Demertsis bekommen. Pavlos erzählte ihr von einem leerstehenden Hotel, das Kyriakos und er in ein Obdachlosenasyl umgewandelt hatten.
    Während Katerina – unterbrochen von Fanis’ und Adrianis Einwürfen – weitererzählte, dachte ich darüber nach, wieso mir Kyriakos Demertsis nicht aus dem Kopf ging. War es die Figur des Wissenschaftlers mit ihrer besonnenen und beherrschten Ausstrahlung, die mich zweifeln ließ, dass dieser Mensch ein Drogendealer war? Oder war es die Verachtung, die er seinem Vater gegenüber zum Ausdruck brachte? Da ich darauf keine Antwort finden konnte und meine Neugier geweckt war, ging ich auf Katerinas Vorschlag ein, mit ihr zusammen zum Obdachlosenasyl zu fahren. Außerdem schlug sie vor, Sissis mitzunehmen.
    »Aus zwei Gründen«, erläuterte sie mir. »Erstens, weil er das Lagerleben aus seinen Jahren als politischer Gefangener auf den Verbannungsinseln kennt. Daher weiß er, was die Leute brauchen. Und zweitens, weil ihm diese Aufgabe

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