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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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ausgeführt haben könnten – weder Gikas noch Gonatas, nicht einmal meine Familie und Sissis wissen davon.
    Gikas rieb sich die Hände, als er erfuhr, dass der Fall abgehakt werden konnte. Das Geständnis der beiden Beschuldigten reichte aus, um die Presseerklärung zu formulieren, und von überflüssigen Einzelheiten wollte er gar nichts wissen. Der Einzige, der noch Zweifel hegte, war Gonatas.
    »Glauben Sie, dass Chalatsis und Demertsis diese Taten wirklich allein zu verantworten haben?«, fragte er mich, als ich meinen Bericht bei Gikas beendet hatte und wir vor seinem Büro standen. »Gab es keine weiteren Komplizen? Das will mir nicht in den Kopf.«
    »Selbst wenn, können wir es nicht beweisen, solange Chalatsis und Demertsis alles auf ihre Kappe nehmen«, entgegnete ich. »Da die Kinder der Opfer weit weg vom Tatort waren, sind sie aus dem Schneider. Wie soll man rausfinden, wer sonst noch eingeweiht war, wenn die beiden Beschuldigten den Mund nicht aufmachen?«
    Das hatte ihn überzeugt, und er hakte nicht weiter nach.
    Adriani, Fanis und Sissis essen schweigend weiter. Katerina und ich haben die Gabeln sinken lassen und blicken uns an.
    »Warum findest du, dass Demertsis einen renommierten Strafverteidiger braucht? Du befasst dich doch auch mit Strafrecht, wenn du Drogenabhängige vertrittst«, halte ich ihr entgegen.
    »Ja, aber das sind keine Mordfälle, Papa. Strafrecht ist nicht gleich Strafrecht. Hier haben wir es mit drei Kapitalverbrechen zu tun, und da fehlt mir einfach die Erfahrung.«
    »Aber Schatz, das ist doch eine Chance für dich. Warum willst du sie ausschlagen?«
    »Mama, du siehst überall Chancen für deine Tochter. Wenn ich hier versage, ist meine Reputation unwiderruflich im Eimer. Es soll nicht irgendwann heißen, Demertsis hätte für die Unerfahrenheit seiner Verteidigerin büßen müssen.«
    »Ich glaube an dich. Du schaffst das«, beharrt Adriani mit dem Stolz der Mutter, in deren Augen ihr Kind alles erreichen kann.
    »Die Frage ist, ob die Richter und die Geschworenen das auch so sehen.«
    Auch ich wünschte mir, sie möge Kyriakos’ Verteidigung übernehmen. Nicht so sehr wegen der beruflichen Chance, die sich ihr damit bietet, denn bestimmt wird sie noch viele ähnliche Gelegenheiten bekommen. Sondern vielmehr, weil Kyriakos’ Fall ihr schon vertraut ist und Katerina wahrscheinlich die einzige Strafverteidigerin ist, die seine Motive nachvollziehen kann. Aber das behalte ich erst mal für mich.
    »Und was wird mit Chalatsis?«, fragt mich Fanis.
    »Das liegt doch auf der Hand«, antworte ich. »Sein Sohn wird ihm einen Staranwalt besorgen, und ein Starpsychiater wird ihn als geistesgestört einstufen und in eine Anstalt einweisen.«
    »Begreifst du, was das heißt?«, wendet sich Katerina an Fanis. »Alles bleibt an Kyriakos hängen, und die Gefahr ist groß, dass er mit mir als Verteidigerin die Höchststrafe bekommt. Kommt nicht in Frage!«
    Sissis hört auf zu kauen und blickt sie an.
    »Als Anwältin weißt du, dass er keine Chance hat, glimpflich davonzukommen. Wenn man den eigentlichen Täter regulär verurteilen würde, könnte Kyriakos vielleicht mit einer milderen Strafe rechnen. Wenn der Mörder aber für verrückt erklärt wird, dann werden sich unter dem Druck der Öffentlichkeit alle auf Kyriakos stürzen.«
    »Du hast recht, Onkel Lambros. Genau so wird es sein«, stimmt Katerina zu.
    »Und gerade weil es genau so sein wird, braucht er keinen Anwalt mit Starallüren, sondern einen Anwalt, der sich in ihn hineindenkt und hinter ihm steht, weil er an ihn glaubt«, fährt Sissis fort. »Am Strafmaß ist ohnehin nicht zu rütteln. Aber der Beistand eines Anwalts endet nicht im Gerichtssaal. Den wird er auch später noch brauchen. Ein renommierter Strafrechtsexperte wird Kyriakos’ Fall ad acta legen, sobald der Prozess vorbei ist. Doch du wirst auch dann noch an seiner Seite sein. Und das ist wichtig für ihn. Das sage ich dir aus eigener Erfahrung. Weißt du, wie viele Verfahren ich hinter mir habe? Bei jedem Prozess wusste ich schon im Voraus, wie die Strafe ausfallen würde, und ich lag immer richtig. Deshalb wollte ich einen Anwalt haben, der versteht, warum ich das alles getan habe und wie gerechtfertigt mein Motiv war. Genau das braucht jetzt auch Kyriakos. Das ist der Grund, warum du den Fall übernehmen solltest.«
    Jetzt geht mir auf, was mich von Lambros Sissis unterscheidet. Es ist weder die Politik noch die Ideologie. Sicher, wir hatten beide, an ganz

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