Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
vorerst zurück. »Dann setzen wir uns besser etwas abseits«, erwidert er schließlich.
    Wir gehen zu einem Tisch ganz am Rand, obwohl die Cafeteria halb leer ist.
    »Was könnten wir zwei denn Privates besprechen?«, fragt er mich belustigt.
    »Ihr habt einen Drogendealer namens Kyriakos Demertsis erwischt.«
    »Meinen Sie den, den wir an Silvester festgenommen haben? Wir waren alle wegen der großen Party zum Syntagma-Platz beordert, und er hat dummerweise gerade in dem Moment seine Drogen vertickt, als ein Streifenwagen auf dem Weg dorthin an ihm vorbeifuhr und ihn in flagranti dabei erwischt hat.«
    »Hat er gestanden?«
    »Es blieb ihm nichts anderes übrig, da er bei der Geldübergabe gefasst wurde.«
    »Was ich Ihnen jetzt sage, bleibt unter uns. Meine Tochter hat seine Verteidigung übernommen.«
    Er spart sich jeden Kommentar und blickt mich wortlos an. »Hat sie mit ihm gesprochen?«, fragt er dann.
    »Ja, und er hat ihr gesagt, dass er alles zugegeben hat.«
    »Entschuldigen Sie, Kostas, aber mir ist nicht klar, wie ich Ihnen da helfen kann.«
    »Meine Tochter nimmt ihm die Geschichte nicht ab.«
    »Wieso? Meint sie, wir hätten ihn auf dem Kieker gehabt?«, fragt er mit verhaltenem Ärger. »Hält sie wie alle Verteidiger ihren Mandanten für ein unschuldiges Opfer der bösen Bullen?«
    »Demertsis’ Vater ist ein Bauunternehmer, der vom öffentlichen Sektor lebt. Also stammt er aus einer wohlhabenden Familie. Er hat Physik studiert und macht gerade seinen Master. Meine Tochter kann sich nicht vorstellen, warum ein junger Mann aus gutem Hause und mit diesen Qualitäten mit Drogen dealen sollte. Sie befürchtet, dass etwas anderes dahintersteckt, das er ihr aber verschweigt.«
    Peressiadis blickt mich nachdenklich an. »Jetzt, da Sie es sagen«, meint er, »die Besatzung des Streifenwagens hat in ihrem Bericht angemerkt, dass er genau zum Zeitpunkt der Geldübergabe gefasst wurde. Bei ihm selbst fand man keine Drogen, bei seinem Kunden schon. Daraus wurde geschlossen, dass er sie von Demertsis hatte.«
    »Und was sagte der Kunde?«
    »Der bestätigte das. Ein Drogenkunde gilt allerdings nicht gerade als glaubwürdiger Zeuge. Hätte Demertsis zum Beispiel gesagt, der andere habe ihm gerade Schulden zurückgezahlt und er habe nicht gewusst, dass er Drogen bei sich trug, lägen – mit seiner Familie und seiner Ausbildung im Hintergrund – seine Chancen auf einen Freispruch bei siebzig Prozent. Doch er hat sofort alles zugegeben.«
    »Habt ihr seine Wohnung durchsucht?«
    »Ja, er wohnt in Koukaki. Auch dort waren keine Drogen zu finden.«
    Offenbar kannte Katerina dieses Detail nicht. Stillschweigend zolle ich meiner Tochter Respekt dafür, dass sie gleich geahnt hat, dass dieser Fall einige Ungereimtheiten in sich birgt.
    »Ich werde Katerina nichts davon sagen«, meine ich zu Peressiadis. »Wie versprochen bleibt das Gespräch unter uns.«
    »Die Information bringt ihr ohnehin nichts. Er hat sich ja nicht herauszureden versucht, sondern gestanden.« Er verstummt und blickt mich an. »Wir überstellen ihn heute dem Ermittlungsrichter«, meint er dann. »Wenn Sie wollen, können Sie mit ihm sprechen.«
    »Sie wissen ja, dass es ein Formfehler war, Ihnen zu erzählen, dass Katerina seine Verteidigung übernommen hat.«
    »Was denn für ein Formfehler, Kostas? Es gibt hundert gute Gründe, den informellen Weg zu wählen. Man muss nur dazu stehen.«
    Ich weiß nicht, was mich mehr anstachelt: die Hoffnung, etwas herauszufinden, was Katerina weiterhilft, oder der angeborene Drang des Bullen zum Verhör.
    »Ein Gespräch kann nicht schaden. Vor allem, weil ich jetzt wirklich neugierig bin.«
    »Schön, dann fahren wir hoch, und ich rufe Sie dann rüber.«
    Auf dem Korridor stoße ich auf Vlassopoulos, der mir schon aufgelauert hat.
    »Es war die Hölle los«, sagt er.
    »Wie bitte? Warum denn das?«
    »Gestern haben sich eine ganze Reihe Einbrecher ihre Neujahrsgeschenke besorgt. Wegen gerade mal tausend Demonstranten wurden wir alle zum Syntagma-Platz abkommandiert, und Athen blieb unbewacht zurück. Resultat: fünfzehn Einbrüche. Seit dem Morgen posaunen es die Radio- und Fernsehsender lauthals aus. Von ›ineffizient‹ bis ›inkompetent‹ lauten die Komplimente.«
    »Und der Minister rennt von Sender zu Sender wie die Feuerwehr, vermute ich mal.«
    »Nur zur einen Hälfte, die andere hat der Polizeipräsident übernommen.«
    Nachdem er sich über das Thema ausgelassen hat, kehrt er zufrieden in sein

Weitere Kostenlose Bücher