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Abschaffel

Titel: Abschaffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Genazino
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Abschaffel. Also, was willst du, wir haben jetzt nur noch etwas mehr als eine Stunde Zeit, fein und lang können wir dann gar nicht mehr machen. Also einfach, sagte Abschaffel.
    Er beugte sich über sie, und sie nahm sein Geschlecht in die Hand und half ihm beim Einführen. Sie bog die Beine weit auseinander, und Abschaffel bewegte sich regelmäßig. Margot hielt still. Ihr Mund verzog sich leicht. Hoffentlich kam es ihm schnell; er hatte das Gefühl, erst dann, wenn alles vorüber war, sich wieder frei fühlen zu können. Es kam ihm schnell, und es ärgerte ihn. Er konnte gar nicht aufheulen und stöhnen, so verstockt war er. Margot öffnete die Augen, und Abschaffel drehte sich von ihr herunter und legte sich neben sie. Hast du Tempotaschentücher, fragte sie, oder hast du vielleicht ein altes Handtuch, das wäre mir lieber. Willst du mein Unterhemd nehmen, sagte er. Ja, sagte Margot. Sie legte es sich zwischen die Beine und zog eine Wolldecke über sich und ihn. Und jetzt machst du mir keine Szene, sagte er. Nein, sagte sie; ein Mann muß öfter als eine Frau, und eine Frau muß ihm dazu Gelegenheit geben. Meinst du das wirklich, sagte er. Nein, sagte sie, das meine ich nicht wirklich, ich möchte es nur gern meinen, im Grunde bin ich genauso egoistisch wie jeder Mann, sagte sie. Schämst du dich jetzt, sagte er. Ja, sagte Margot, ein bißchen.
    Sie lagen nebeneinander. Um sie herum war Ruhe. Abschaffel selbst fühlte sich beruhigt. Es war halb zehn geworden, Abschaffel sah auf seine Armbanduhr. Wenn sie ins Kino wollten, mußten sie aufstehen und sich fertig machen. Woran denkst du, sagte sie. An meine Arbeit morgen früh und an das Büro, sagte er, und wie sehr ich diesen Dingen ausgeliefert bin. Wie sind die Leute, deine Kollegen, fragte sie. Nichts Besonderes, wie alle anderen, sagte Abschaffel. Kommt es vor, daß du auch mal gern zur Arbeit gehst, oder gehst du nie gern, fragte sie. Das weiß ich gar nicht mehr, sagte er, ich kann keine Unterschiede mehr feststellen. Ich muß einfach hin. Ich hasse meine Arbeit, sagte er, und der Haß hat mich still gemacht, er erregt mich nicht, und er stimmt mich auch nicht gegen die Arbeit ein. Der Haß auf meine Arbeit hat mich auch perfekt gemacht, sagte Abschaffel, ich bin eine gute Kraft geworden. Der Haß und die Stille in mir, beide brauchen einander, sagte er, denn der Haß muß still bleiben, und die Stille meines Lebens in dieser Arbeit muß voller Haß sein.
    Während Abschaffel redete, hatte Margot sein Geschlecht wieder in die Hand genommen. Sie bewegte es leicht, und Abschaffel konnte dabei gut sprechen. Hast du auch schon während der Arbeitszeit onaniert, fragte sie. Ja, sagte Abschaffel, das machen viele in der Firma. Die Mädchen und Frauen belassen es beim Frischmachen und Händewaschen, aber die Männer onanieren, einige jedenfalls, sagte er. Ich sehe es ihnen an, wenn sie aus der Toilette herauskommen, dann hassen sie sich noch mehr, weil sie nichts mehr verstehen können. Es ist ungeheuerlich, sagte Abschaffel. Man muß sich immer davor hüten, aus lauter Verzweiflung nicht diese armen Beutel zu hassen, diese Kollegen, jeden Tag bin ich in Versuchung, meinen Haß einfach auf sie zu konzentrieren und gegen sie böse zu werden. Das machen auch einige, weil sie keinen anderen Ausweg mehr wissen. Und das geht schnell. Man braucht sich nur einige Details am Verhalten der anderen zu merken, die man nicht ausstehen kann, je öfter man sie beobachtet, und schon ist der Haß fertig, und er kommt jeden Tag von neuem. Mein Ausweg ist das Stillwerden. Oft habe ich in dieser Stille plötzlich eine irrsinnige Hoffnung. Ich könnte am Schreibtisch anfangen zu heulen, weil ich überzeugt bin, es gibt eine Erlösung. Natürlich heule ich nicht, ich bin still und versuche, alles zu verstehen. Das ist auch so ein Ergebnis der Stille: Ich versuche, alles zu verstehen. Und der, der alles versteht, ist am Ende der Dumme, weil er auch noch die Leiden seiner Peiniger versteht. Und der Haß ermüdet mich, sagte Abschaffel. Die Arbeit selbst spielt überhaupt keine Rolle; sie ist einfach und idiotisch, und der ganze Haß entzündet sich an der Überlegung, warum man wegen dieser Arbeit sein Leben lang irgendwo festgehalten wird, sagte er. Mache dein Angesicht hart wie Kieselstein, steht in der Bibel, sagte Margot. Ach, die Bibel, sagte Abschaffel; wie heißt das noch mal? Mache dein Angesicht hart wie Kieselstein, wiederholte sie; das soll man tun, wenn man inmitten seiner

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