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Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Titel: Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Nizza.« Und im Betrieb würde es tönen: »Hoppla, nicht schlecht: Nizza!«
    Deshalb hatte er zu Charlotte gesagt: »Strandferien! Du weißt doch, wenn ich mehr als zwei Tage herumliege, drehe ich durch.« Was natürlich nicht stimmte. Dass er es nicht aushält, nichts zu tun, gehört zu einer der am schwersten aufrechtzuerhaltenden Lebenslügen von Heinz R. Werder, und Charlotte wusste das.
    »Keine Angst, die vier Kilos kriege ich weg bis im Juli«, hatte sie gesagt und sich über der Hüfte sorglos in die Seiten gekniffen. Werder kannte und fürchtete die Taktik Du-willst-nicht-mit-mir-an-den-Strand-weil-du-dich-meiner-schämst. Damit hatte sie ihn vor Jahren auf die Seychellen gelotst. Herrliche drei Wochen des hemmungslosen Nichtstuns, völlig unvereinbar mit dem Bild, das er von sich hatte. Die Sprachregelung in seinem Vorzimmer hatte damals gelautet: »Tut mir leid, Herr Werder ist außerhalb des Kontinents, aber falls Sie eine Message haben, wir reporten täglich.«
    Trotzdem war »Seychellen« durchgesickert, und er war zu einem Vertuschungsmanöver gezwungen gewesen, das in einer aufwendigen Evaluation einer diversifikativen Beteiligung am betreffenden Reiseunternehmen ausgeartet war.
    »In der Nähe einer Stadt«, hatte Werder vorgeschlagen, »wo man beide Optionen hat: Strand und Kultur.« Er hatte etwa an die Costa Brava gedacht. »Sorry, Woche 29/30 hab ich Barcelona«, würde gehen.
    »Acapulco ist quasi eine Stadt«, hatte Charlotte eifrig gesagt. Werder hatte kurz überlegt. »Woche 29/30 bin ich in Acapulco zu erreichen«, war undenkbar. Aber »einmal im Jahr brauche ich die Staaten als Inspiration, blockieren Sie mir Woche 29/30«, könnte gehen. Aber stammte das nicht von Scherrer?
    In zähen Verhandlungen waren Kreuzfahrten, Safaris und Ferienparadiese erwogen und verworfen worden, bis Charlotte schließlich ohne große Hoffnung gesagt hatte: »Evelyne und Bobby waren letzten Herbst in der Krim. Absolut phantastische Strände und noch nicht so überlaufen.«
    Krim könnte gehen. Wirtschaftspionierland. Kein Mann der Wirtschaft geht zum Vergnügen in die ehemalige Sowjetunion. »Stadt in der Nähe?«, hatte er noch gefragt, und Charlotte hatte herausgefunden: »Jalta.«
    »Tut mir leid, Herr Werder ist an einer Konferenz. – In Jalta.«
    »Donnerwetter, mutet sich der Mann nicht zu viel zu?«

Weder lässt sich inspirieren
     
    Ein Manager vom Schlage Weders bleibt auch in den Ferien am Ball. Er liest – wenn auch mit einem Tag Verspätung – die heimische und internationale Presse, hält per Fax und Handy den Kontakt zum Backoffice aufrecht und auch sonst die Augen offen.
    Weder ist kein Strandmensch, dazu fehlen ihm Geduld und Körperbau. Während seine Frau und die Kinder den Wucherpreis für Strandzelt, Schirme und Liegestühle amortisieren, hält er sich lieber im Schatten der Straßencafés auf. Dort holt er sich seine Inspiration.
    Wenn einer ein gutes Auge hat und ein Gespür dafür, wo die Dinge geschehen, kann er sich teure Reports und Newsletters von selbsternannten Trendforschern ersparen. Bereits am zweiten Ferientag fällt Weder ein junges Mädchen auf. Nicht ihr brauner, geschmeidiger Körper, ihre knappen Shorts und ihr enges, nabelfreies T-Shirt faszinieren ihn, obwohl sie ihm auch nicht gerade entgehen. Es ist der Anblick ihrer Schuhe, der ihn nicht mehr loslässt. Zuerst sieht er von seinem Beobachtungsposten aus nur den linken und glaubt einen Moment, es handle sich um eine orthopädische Maßanfertigung, mit der das Mädchen eine Verkürzung des linken Beines korrigiert. Er fragt sich, wie lang dann erst das unverkürzte Bein sein muss, und senkt die Financial Times ein paar Zentimeter. Aber auch am rechten Fuß trägt sie dieses Schuhwerk, das aussieht wie der geglückte Versuch eines Herstellers von Braunkohleförderanlagen, einmal etwas Unförmiges herzustellen. Das Mädchen, eigentlich zum Schweben gebaut, verlässt das Lokal mit dem schweren Schritt eines ausgemusterten Haflingers.
    Von da an sieht er immer mehr schlanke Fesseln zartgliedriger Frauen in Schuhen wie ferngesteuerte Minensuchgeräte verschwinden. Hat er etwa einen neuen Trend entdeckt?
    »Fällt dir auch auf, dass die jungen Frauen so klobige Schuhe tragen?«, fragt er am dritten Ferientag seine Frau beim Apéro.
    Sie schaut ihn müde an. »Nicht mehr«, antwortet sie. »Ich habe mich längst daran gewöhnt.«
    Weder entnimmt dieser Antwort den leisen Vorwurf, dass es sich um einen Trend handelt, der ihm

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