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Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Titel: Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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ist die Sekretärin von Kunz, ihre Informationen über den Chef sind normalerweise gesichert. »Er hat die übernächste Woche für Termine freigegeben«, erwidert sie sachlich.
    Pfander seufzt. »Warum müssen wir das ausgerechnet in einem alkoholfreien Lokal besprechen?«
    »Ich könnte jetzt auch etwas Stärkeres vertragen«, nickt Menzel.
    Favre, der die Sitzung einberufen hat, gibt nicht so schnell auf. »Der Flug ist allerdings noch nicht storniert.«
    Alle schauen Stefanie Rutzer an. Sie nickt. »Er will es erst im letzten Moment tun. Seine Familie soll nicht wissen, dass er es schon eine Woche vorher wusste.«
    »Seine Familie wusste es schon ein Jahr vorher«, sagt Pfander verächtlich. »Er sagt jedes Mal ab.«
    »Diesmal hat er schwören müssen, dass es dieses Jahr nicht passiert. Es ist das letzte Mal, dass die ganze Familie zusammen Ferien machen kann. Claudia ist nächstes Jahr in L.A. Und Ronnie wollte schon dieses Jahr nicht mehr mit.«
    Die drei Herren schütteln die Köpfe. »Und er hat das Herz, diesen letzten Wunsch seiner Familie auszuschlagen«, entsetzt sich Menzel.
    »Es bricht ihm fast das Herz, behauptet er. Aber er könne sich nicht zweiteilen.« Die Herren lachen auf. Die Vorstellung eines zweigeteilten Kunz gefällt ihnen. In die Stille, die jetzt folgt, murmelt Pfander: »Manchmal gibt es in Tearooms Liköre.« Niemand geht darauf ein.
    Es ist wieder Favre, der konstruktiv wird: »Hat jemand eine Idee?«
    »Wir könnten ihm die Arbeit abnehmen, die ihn daran hindert, zur Familie in die Ferien zu fahren«, schlägt Menzel vor. Er ist noch nicht so lange in der Firma.
    »Welche Arbeit?«, fragen die andern wie aus einem Mund. Menzel wird etwas verlegen. »Ich meine die angebliche.«
    »Der kann ja nicht einmal die richtige delegieren«, gibt Pfander zu bedenken.
    Favre meldet sich: »Vielleicht sollte jemand von uns mit ihm reden. Ihm sagen, dass wir lieber drei Wochen auf ihn verzichten als für immer. – Schon gut, schon gut, war ja nur ein Vorschlag.«
    Es ist Stefanie Rutzer, die schließlich den rettenden Vorschlag hat: »Ich rufe seine Frau in Nizza an und gebe ihr einen Tipp von Frau zu Frau.«
    An einem gewöhnlichen Donnerstagmorgen treffen sich Frau Kunz und ihre beiden Kinder in einem Strandcafé in Nizza. Es ist eine kurzfristig anberaumte Krisensitzung. »Bestrebungen sind im Gange, Papa daran zu hindern, die Ferien abzusagen.«

Quality Time

Die Work-Life-Balance
     
    »Ich muss Schluss machen, Walter kommt heute zum Abendessen nach Hause.«
    »Zum Abendessen nach Hause? Ich kann mich nicht erinnern, wann Peter das zuletzt getan hat.«
    »Bei Walter kommt es auch selten vor.«
    »Aber es kommt immerhin vor. Ich koche nur noch Kindermenüs.«
    »Wem sagst du das? Fertigpizzas, Tomatenspaghetti. Tomatenspaghetti, Fertigpizzas.«
    »Und heute? Was kochst du heute?«
    »Einen kleinen gemischten Blattsalat mit Kürbiskernöl und Zitrone, pochierten Lachs auf dem Lauchbett mit jungen in Olivenöl sautierten Kartoffeln. Und für alle Fälle habe ich noch Ingwer- und Mangosorbet im Gefrierfach. Obwohl: Walter steht nicht so auf Desserts.«
    »Ich beneide dich darum, richtige Menüs kochen zu dürfen.«
    »Wie gesagt, es kommt selten vor. Deswegen muss ich jetzt anfangen. Sonst geht es mir dann wie dir, und ich sehe meinen Mann auch nur noch an den Wochenenden.«
    »Ach, du siehst ihn an den Wochenenden?«
    »Ab und zu. Die Wochenenden gehören der Familie, sagt Walter immer.«
    »Und was macht ihr dann so?«
    »Am Samstag einkaufen. Und am Sonntag ausschlafen, später Brunch, Quality Time mit den Kindern und so weiter.«
    »Du Glückliche! Wenn Peter mal an einem Weekend zu Hause ist, muss er arbeiten. So eingespannt ist er.«
    »Eingespannt ist Walter auch.«
    »Immerhin kann er zum Essen nach Hause kommen.«
    »Ausnahmsweise.«
    »Und die Wochenenden der Familie widmen.«
    »Alles eine Frage der Organisation.«
    »Ab einem gewissen Maß an Verantwortung nützt die beste Organisation nichts mehr. Manchmal gäbe ich viel darum, Peter wäre auch etwas entbehrlicher.«
    »Wie gesagt: Beim letzten Mal, als Walter zu Hause aß, konnten wir noch im Garten essen. So lange ist das her.«
    »Im Garten? Du isst mit der ganzen Familie im Garten? Manchmal frage ich mich wirklich, ob Peter zugunsten der Lebensqualität nicht auch ein paar Abstriche machen sollte bei der Karriere.«
    »Walter macht keine Abstriche bei der Karriere.«
    »Das braucht er auch gar nicht zu tun. – Es gibt ja auch

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