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Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Titel: Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Raumstation?«
    Ken schüttelt den Kopf. »Zum die Ponys Verbrennen. Wenn sie Rinderwahnsinn haben.«
    Lilith, die gerade die Mähne eines Ponys zu Zöpfchen flicht, steht auf und kickt das Legogebilde in Stücke.
    Es braucht die ganze pädagogische Erfahrung von Vreni, bis im Kinderzimmer wieder Frieden herrscht. Als die Kinder, viel später als sonst, im Bett sind, stellt Rohner fest, dass er tatsächlich total abgeschaltet hat.
    Am nächsten Abend geht er direkt vom Büro ins Kinderzimmer. »Willst du nicht zuerst eine Stunde abschalten?«, ruft ihm Vreni nach.

Eigenbild/Fremdbild
     
    »Schläfst du schon?«
    »Natürlich nicht, es ist ja erst halb zwei.«
    »Tut mir leid. Ich dachte, du könntest mir bei etwas helfen.«
    »Kann das eventuell auch morgen sein?«
    »Klar.« Leimgruber legt den Fragebogen, den er mit ins Bett gebracht hat, auf den Nachttisch und löscht das Licht. Er tut das mit einem so enttäuschten Gesichtsausdruck, dass Barbara ihr Leselicht einschaltet und sagt: »Dann gib halt her.«
    Er reicht ihr das Blatt. Es trägt den Titel »Selbsteinschätzung/Fremdeinschätzung«.
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Die Spalte ausfüllen. Unter ›Fremdeinschätzung‹. Einfach Kreuze machen unter den Zahlen eins bis fünf.«
    »Und was bedeuten die Zahlen?«
    »Eins heißt: trifft außerordentlich zu. Zwei sehr, drei ziemlich, vier weniger. Und fünf heißt: trifft nicht zu.«
    »Und wozu soll das gut sein?«
    »Für die Standortanalyse. Wie sehe ich mich, wie sehen mich andere. Das braucht man für das Bewerbungsmanagement. Nachher vergleichen wir.«
    Barbara macht sich an die Arbeit. Schon beim ersten Stichwort überlegt sie lange. »Und es ist egal, wenn es nicht mit deiner Bewertung übereinstimmt?«
    »Klar.«
    Barbara macht ihr erstes Kreuz.
    Sofort beugt sich Leimgruber zu ihr herüber. »Vier?«, fragt er. »Bei ›Planer‹? Das heißt ›trifft weniger zu‹.«
    »Ich weiß. Du hast gesagt, es sei egal, wenn es nicht mit deiner Bewertung übereinstimmt.«
    »Gewisse Abweichungen, habe ich gemeint. Aber nicht so krass. Ich habe dort eine Eins. Du könntest wenigstens eine Drei geben, für ›trifft ziemlich zu‹.«
    »Finde ich aber nicht.«
    »Ach ja? Du findest also, ich sei planerisch schwach?«
    »Ich finde, du bist ein Chaot.«
    »Interessant. Und wie belegst du das, wenn ich fragen darf?«
    »Zum Beispiel dadurch, dass du nachts um halb zwei Fragebogen ausfüllst.«
    »Warum gibst du mir dann für ›Planung‹ nicht gleich eine Fünf?«
    »Stimmt. Warum eigentlich nicht?« Sie radiert das Kreuz unter der Vier aus und setzt eines unter die Fünf.
    »Herzlichen Dank!«, zischt Leimgruber.
    »Dann füll’s doch selber aus und lass mich schlafen.«
    »Okay, okay. Nächstes Stichwort.«
    Barbara überlegt. »Darf ich fragen, was du dort hast?«
    Er schaut auf seinen Bogen. »Wenn ich bei ›Planer‹ eine Eins habe, kann ich bei ›Organisator‹ wohl schlecht davon abweichen.«
    »Eben«, sagt Barbara und macht ein Kreuz unter die Fünf.
    »Vergiss es, es hat keinen Sinn. In dieser Stimmung kannst du keine objektiven Resultate liefern.«
    »Und wie! Oder soll ich einen, der um halb zwei seine Frau weckt, damit sie ihm einen idiotischen Fragebogen ausfüllt, als Organisationsgenie bezeichnen?«
    »Weißt du, warum ich das in der Nacht machen muss? Weil ich den ganzen Abend durch mein Scheißfamilienleben von der Arbeit abgehalten werde!«
    »Ach ja? Vor dem Scheißfernseher hocken und Scheißfußballspiele schauen bezeichnest du also als deinen Beitrag zum Scheißfamilienleben? Willst du einmal die Scheißfremdeinschätzung davon hören?«
    Damit endet fürs Erste die gemeinsame Arbeit an der Eigen-/Fremdbildanalyse in der Familie Leimgruber.

Perlers Sonntagmorgen
     
    Sonntag, neun Uhr elf. Seit sieben Uhr drei liegt Perler wach. Bea schläft noch. Um acht Uhr zwölf hatte er einen Moment geglaubt, sie sei aufgewacht. Er hatte gegähnt, wie jemand, der sich mit aller Kraft gegen das Aufstehen sträubt. Sie hatte »psst« gemacht und weitergeschlafen.
    Am Sonntag ist Perler immer als Letzter aus den Federn. Man ist ja kein Roboter. Kein Mensch kann jeden Morgen kurz vor sieben aus dem Bett und hinein in den Sechzehnstundentag. Jedenfalls nicht auf Dauer. Einmal in der Woche auspennen, das ist das mindeste, was man einem Arbeitstier wie Perler zugestehen muss.
    Bea murmelt etwas.
    »Hmmm?«, macht Perler, wie aus einer tiefen Bewusstlosigkeit.
    Bea reagiert nicht. Nicht einmal mit

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