Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Titel: Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
Vom Netzwerk:
Flexibilität und analytisches Denken werden hier simultan trainiert. Die nasse Rottanne ist wie ein Flugsimulator für Manager. Er, Eggmann, lonely at the top, in der dünnen, kalten Luft der Gesamtverantwortung, und unter ihm, zähnefletschend, die beiden Rottweiler als Verkörperung der Konkurrenz, der internen und der externen. Und der Wald als Markt, mit all seinen Gefahren, Tücken und Unwägbarkeiten.
    Eggmann hockt schlotternd, aber zielorientiert auf dem sechsten Ast und motiviert sich mit dem zukünftigen Rückblick auf die Gegenwart für das Troubleshooting.
    Dem Trouble Number One, der Kälte, begegnet er autogen. Er konzentriert sich ausschließlich auf seinen Körper und stellt sich vor: »Mir wird ganz warm.«
    Trouble Number Two, die Rottweiler, bekämpft er suggestiv. Er sitzt einfach auf dem Baum und lässt die Tiere seine überlegene Präsenz spüren. Die Taktik wirkt: Sie haben aufgehört zu bellen und lassen nur noch, wenn er seine Position wechselt, ein drohendes Knurren vernehmen.
    Das Problem bei diesem Approach besteht darin, dass Eggmann sich ständig zwischen seinem und dem Körper eines der Rottweiler entscheiden muss. Denn sobald er den Tieren seine Präsenz aufzwingt, verstärkt sich das Schlottern. Und kaum hat er sich wieder etwas warmsuggeriert, werden sie unruhig.
    Kurz nach Kontrollschluss des Orientierungslaufs sucht Eggmann die direkte Auseinandersetzung mit den Rottweilern. Er steigt von Ast sechs auf Ast fünf und, als sich das Rasen der Hunde etwas gelegt hat, weiter hinunter auf Ast vier. Dort verharrt er lange Zeit und überlegt sich, ob der Wirtschaft in diesen Zeiten ein Schlag wie der Verlust einer Führungspersönlichkeit seines Kalibers zuzumuten ist.
    Da schrillt plötzlich ein Pfiff durch den Wald. Augenblicklich hören die Bestien auf zu bellen, heben die Schädel und sind verschwunden, wie sie gekommen sind.
    Eggmann lässt zur Sicherheit eine weitere halbe Stunde verstreichen. Dann macht er sich an den Abstieg.
    Alles geht gut bis zu Ast eins, schätzungsweise drei Meter über dem Boden. Das kleine Geäst, mit dessen Hilfe er in seiner Panik hinaufgeklettert war, hängt geknickt im Regenwind. Und einen Sprung aus drei Metern Höhe will er seinen kalten Knochen nicht zumuten.
    In dieser Situation kommen Eggmanns Erfindungsgeist und Flexibilität voll zum Tragen. Er entledigt sich seiner Hose, hängt sie rittlings über den Ast und – seilt sich an den Hosenbeinen ab. Das Material ist so stretchbar, dass er erst loslassen muss, als seine Zehenspitzen bereits den sicheren Boden berühren.
    Lautlos schnellt die Hose in die Höhe, das linke Hosenbein verfängt sich in den Zweigen, das rechte fällt schlaff zurück bis schätzungsweise vierzig Zentimeter oberhalb von Eggmanns Reichweite.
    In einem roten sportlichen Herrentanga und mit Tränen der Verzweiflung immer wieder nach seiner von einer Tanne herunterbaumelnden OL -Hose springend, wird Eggmann schließlich vom Suchtrupp Weinmann-Blumer-Schenk aufgefunden.
    Drei junge Mitarbeiterinnen aus dem Bereich Sekretariat/Administration.

Remmlers meditative Seite
     
    Remmler meditiert.«
    »Manchmal sieht es ganz danach aus. Dieses geistesabwesende Glotzen.«
    »Nein, ich meine nicht, wenn er einfach so dasitzt und verdaut. Ich meine richtig. Er betreibt Meditation.«
    »Remmler?«
    »Da staunst du.«
    »Woher hast du das?«
    »Von Gerda.«
    »Und sie?«
    »Vom Telefonbeantworter.«
    »?«
    »Sie wollte seine Frau anrufen, und der Telefonbeantworter sagte, sie seien gerade am Meditieren.«
    »Danke für Ihren Anruf, wir sind gerade am Meditieren?«
    »Ruedi und Alice Remmler sind am Meditieren und rufen Sie später zurück.«
    »Du nimmst mich auf den Arm.«
    »Ich schwör’s.«
    »Seine Stimme?«
    »Ihre.«
    »Mit Meditationsmusik im Hintergrund?«
    »Das nicht, aber mit irgendwie beseelter Betonung, sagt Gerda.«
    »Kannst du dir Remmler im Lotussitz vorstellen?«
    »Beim Ethikseminar saß er auf einem Medizinball.«
    »Eben.«
    »Man kann auch in anderen Positionen meditieren.«
    »Im Kopfstand, zum Beispiel.«
    »Oder liegend. Remmler sehe ich eher liegend.«
    »Du meinst, Remmlers liegen in losen Gewändern auf dem Spannteppich des abgedunkelten Elternschlafzimmers, und im Hintergrund läuft Vollenweider?«
    »Oder tibetanische Klangschale.«
    »Ich kotz gleich.«
    »Und auf dem Nachttischchen brennt ein Räucherstäbchen.«
    »Hör auf! Ich will mir das nicht vorstellen.«
    »Aber er will, dass wir uns das

Weitere Kostenlose Bücher