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Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition)

Titel: Abschalten: Die Business Class macht Ferien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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am Verkehrsknotenpunkt des Parcours anlegen lassen, was ihn für die desorientierten Orientierungsläufer zum meistbesuchten Posten macht.
    Kommt dazu, dass er von den als Überraschung aufgebotenen Wettkämpfergattinnen straff geführt und gut bestückt ist und über ein paar Sonnenschirme zum Unterstehen, ein Feuer zum Aufwärmen, ein gutes Sortiment an Energieriegeln und einige Thermoskannen mit heißen Getränken verfügt.
    Anfangs hielten sich die Sportler nur für ein paar lockere Sprüche und eine rasche Zwischenverpflegung dort auf, aber je länger der Wettkampf dauert und je ausgepumpter die Teilnehmer sind, desto ausgedehnter werden die Boxenstopps.
    Die extremen Verhältnisse und der Cognac, mit dem das Verpflegungspostenmanagement zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten inzwischen die heißen Getränke aufpeppt, sorgen in der zweiten Wettkampfstunde für eine Solidarisierung selbst unter den erbittertsten Gegnern.
    Gerade als die Teams sich darauf einigen, den Wettkampf aus Witterungsgründen abzubrechen und sich gemeinsam zu Verlierern zu erklären, treffen die durchgefrorenen Streckenposten ein. Gemeinsam feiern sie die Überschreitung des Zeitlimits.
    Doch als es am schönsten ist, wird das Waldfest von Frau Schürch, Eggmanns Assistentin, mit der Frage gestört: »Hat eigentlich jemand den Chef gesehen?«

Managementtraining ( IV )
     
    »Es hat aufgehört zu regnen«, sagt Küfer. Er ist der Schlussmann des Teams. Berger ist der Mittelmann, und Straub führt. Nicht, weil er besonders gut Karten lesen oder mit dem Kompass umgehen kann, sondern einfach, weil es sowieso scheißegal ist, wer die Führungsarbeit übernimmt. Die drei haben ausgemacht, dass sie sich darin in Zehnminutenabständen abwechseln.
    Straub sagt: »Es ist sowieso scheißegal, ob es regnet oder nicht, nasser kann ich nicht mehr werden.«
    »Aber man kann die Spuren besser lesen«, entgegnet Berger und muss dermaßen lachen, dass er sich setzen muss. Berger hat am Verpflegungsstand den nichtisotonischen Getränken am stärksten zugesprochen.
    Die beiden Teamgefährten nutzen den Lachanfall zu einer kurzen Pause und setzen sich neben Berger auf den morastigen Waldboden. Weil es sowieso scheißegal ist, wo sie sich hinsetzen.
    »Wenn ihr mich fragt, gehört das alles zu Eggmanns beschissenem ›Standortbestimmungs-Orientierungslauf‹«, behauptet Küfer.
    »Das hast du schon gesagt«, antwortet Straub. »Mehrmals.«
    »Weil es stimmt. Der sitzt irgendwo im Trockenen, beobachtet uns via Satellit und schreibt unsere Qualifikationen.«
    Berger steht auf, breitet die Arme aus und wirft Kusshände in den Himmel.
    Straub und Küfer rappeln sich hoch, und das Team marschiert weiter. Jetzt unter Bergers Führung.
    »Es hat wieder angefangen zu regnen«, stellt Küfer fest. Keiner antwortet.
    »Vielleicht ist ihm wirklich etwas zugestoßen«, sagt Straub.
    »Zum Beispiel was?«, will Küfer wissen.
    »In eine Schlucht gestürzt. Im lockeren Laufschritt eine unternehmerische Vision gehabt und: Zack! Kopfüber in eine Schlucht.«
    Berger muss sich wieder setzen vor Lachen.
    »Wo gibt’s denn hier eine Schlucht?«, fragt Küfer.
    »Hier.« Straub zeigt auf eine Stelle auf der Karte.
    »Woran siehst du das?«
    »Daran, dass die Höhenkurven so eng beieinanderliegen.«
    »Und wo ist das?«
    »Eben: hier.« Straub zeigt auf die gleiche Stelle.
    »Ich meine: auf der Welt. Wo auf der Erdkugel befindet sich diese Schlucht, in die Eggmann möglicherweise gestürzt ist?«
    »Da musst du unseren Teamleader fragen. Er ist für die Orientierung zuständig.« Straub zeigt auf Berger, der noch immer prustend im durchweichten Buchenlaub hockt.
    Die Bemerkung sorgt für so viel Heiterkeit, dass sich auch Straub und Küfer wieder setzen müssen.
    Als sie sich so weit erholt haben, dass sie gehen können, übernimmt Küfer die Führung.
    »Wahrscheinlich liegt er hier irgendwo mit gebrochenem Knöchel und wartet auf Hilfe«, vermutet Straub nach einer Weile.
    »Dann müssen wir ganz leise sein«, befiehlt Küfer.
    »Weshalb?«, erkundigt sich Straub.
    »Damit er uns nicht kommen hört.«
    »Und warum das?«
    »Damit er uns nicht wieder gehen hört.«
    Und schon sitzt das Team wieder im nassen Laub.

Managementtraining ( V )
     
    Eggmann weiß, dass ihn diese Extremsituation führungspersönlichkeitsmäßig weiterbringen wird. Für das Krisenmanagement lebenswichtige Charaktereigenschaften wie Durchhaltevermögen, Nervenstärke, Improvisationsfähigkeit,

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