Abschied in Dunkelblau
sprödes Lächeln auf den Lippen, ihr Körper schlank und geschmeidig, leicht, muskulös und schnell. An guten Tänzerinnen hängt kein loses Fett. Sie haben weder den Platz dafür noch die Zeit, welches anzusetzen.
Wie immer tat die gelangweilte Band für die Chook-Truppe ihr Bestes, und zum Programm gehörte eine gekonnte Satire auf alle Routineabläufe zwischen dem Meer und den Inseln.
Nach der Acht-Uhr-Vorstellung ließ ich Cathy eine Notiz zukommen und ging dann in das Hotelcafé. Sie kam fünf Minuten später, trug eine langweilige kleine Bluse, einen billigen Rock und noch die dick aufgetragene Bühnenschminke. Wir saßen an einem Ecktisch. Durch die Glaswand konnte ich das beleuchtete Schwimmbecken und die abendlichen Schwimmer sehen.
»Ich werde versuchen herauszufinden, ob etwas zu machen ist, Cathy.«
Die braunen Augen studierten mein Gesicht. »Das weiß ich wirklich zu schätzen, Mr. McGee.«
»Trav. Abkürzung von Travis.«
»Vielen Dank, Trav. Meinst du, du kannst etwas ausrichten?«
»Ich weiß es nicht. Aber wir müssen eine Art Vereinbarung treffen.«
»Was für eine?«
»Dein Vater hat irgend etwas versteckt, und Junior Allen hat es gefunden. Wenn ich herausbekomme, was es ist oder was es war und woher er es hatte, gibt es da möglicherweise jemanden, dem man es wiedergeben müßte.«
»Ich würde nichts wollen, was gestohlen ist.«
»Falls ich irgend etwas wiederbeschaffen kann, Cathy, werde ich die Spesen abziehen und den Rest mit dir halbe halbe teilen.«
Sie dachte darüber nach. »Ich schätze, das wäre gerecht verteilt. So, wie es jetzt ist, habe ich gar nichts.«
»Aber du darfst niemandem erzählen, daß wir diese Vereinbarung getroffen haben. Falls dich irgend jemand nach mir fragt, ich bin nur ein Freund.«
»Ich glaube, vielleicht bist du das ja auch. Aber was ist mit den Spesen, wenn du nichts wieder auftreiben kannst?«
»Das ist mein Risiko.«
»Solange ich am Ende nur nichts schuldig bleibe. Großer Gott, ich habe bei dem einen oder anderen schon genug Schulden. Sogar bei Chookie.«
»Ich möchte dir ein paar Fragen stellen.«
»Mach das ruhig, Trav.«
»Kennst du jemanden, der mit deinem Vater in der Armee gedient hat?«
»Nein. Die Sache ist die, daß er fliegen wollte. Er meldete sich zuerst bei der fliegenden Truppe. Aber er war zu alt oder hatte nicht genug Vorbildung oder so etwas. Er meldete sich 1942 freiwillig. Ich bin sechs Jahre alt gewesen, als er weggegangen ist. Er kam in ein Übungslager irgendwo in Texas, und schließlich war er bei der... irgendwas mit Luft Transit oder so.«
»LTZ? Luft-Transport-Zentrale?«
»Das war’s! Genau. Und auf diese Weise ist er zum Fliegen gekommen, er hat die Flugzeuge nicht selbst geflogen, aber er ist regelmäßig mit dem Flugzeug geflogen. Er war Gruppenleiter und machte gutes Geld, denn man hat uns diesen Bauplatz zugewiesen, und nachdem er da drüben war, sind ab und zu Zahlungsanweisungen über hundert Dollar gekommen. Einmal sogar drei gleichzeitig. Mama hat gespart, so viel sie konnte, bis er zurückkam. Wie sich herausgestellt hat, hat sie gut daran getan.«
»Aber du kennst keinen, mit dem er gedient hat?«
Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Manchmal hat er in seinen Briefen Namen erwähnt. Er hat nicht viel geschrieben. Meine Mutter hat die Briefe aufgehoben. Ich weiß nicht, ob Christy sie weggeworfen hat, als sie gestorben ist. Vielleicht sind sie immer noch bei uns zu Hause. Manchmal standen Namen drin.«
»Könntest du morgen mit mir dorthin fahren und nachsehen?«
»Ich denke schon.«
»Ich will auch deine Schwester treffen.«
»Warum?«
»Ich will hören, was sie über Junior Allen berichtet.«
»Sie wird sagen, daß sie mir das ja von Anfang an gesagt hat. Sie hat ihn nicht gut leiden können. Kann ich meiner Schwester erzählen, was du für uns tun willst?«
»Nein, lieber nicht, Cathy. Sag ihr einfach, ich bin ein Freund. Irgendwie werde ich sie schon dazu bringen, über Allen zu reden.«
»Was kann sie dir schon groß erzählen?«
»Vielleicht gar nichts. Vielleicht ein paar Dinge, die dir nicht aufgefallen sind.«
»Ich freu’ mich darauf, meinen Davie zu sehen.«
»Warum ist Allen ins Gefängnis gekommen?«
»Er hat behauptet, das sei ein großes Mißverständnis gewesen. Er ist zur Armee gegangen und Berufssoldat geworden. Er war Quartiermeister, da, wo sie Boote gehabt haben, wie die Marine, aber kleine Boote. Seenotrettungsboote heißen die, auf denen er gewesen ist.
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