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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Und dann ist er zur Logistik, und neunzehnhundertsiebenundfünfzig haben sie ihn drangekriegt, weil er einen Haufen regierungseigenes Zeug an Privatfirmen verkauft hat. Er hat zugegeben, ein bißchen verschoben zu haben, aber nicht so viel, wie die behauptet haben. Aber sie haben ihm für alles die Schuld gegeben, ihn unehrenhaft entlassen und acht Jahre nach Leavenworth gesteckt. Aber er ist nach fünf Jahren wieder rausgekommen. Und da ist er ein Zellengenosse von meinem Daddy gewesen, und er hat behauptet, er sei gekommen, um uns zu helfen, weil mein Daddy das so gewollt hätte. Das war die Lüge, die er uns aufgetischt hat.«
    »Wo stammt er ursprünglich her?«
    »Aus der Gegend von Biloxi. Er ist auf Booten aufgewachsen, deshalb hat die Armee ihn auf Booten eingesetzt. Er sagte, er hätte dort keine Verwandten mehr.«
    »Und du hast dich in ihn verliebt.«
    Sie warf mir einen eigenartigen, gequälten Blick zu. »Ich weiß nicht, ob das Liebe war. Ich wollte nicht, daß er mich so einfach nahm, bei mir zu Hause, als die Mutter noch lebte, und mit Davie im Haus und Christine und ihren beiden. Es war beschämend, aber ich schien nichts dagegen machen zu können. Hinterher habe ich überhaupt nicht verstanden, wie das passieren konnte. Trav, ich war verheiratet, und außer meinem Mann und Junior Allen hatte es nur einen anderen gegeben, aber mein Ehemann und dieser andere Mann waren nicht wie Junior Allen. Ich weiß nicht, wie ich das einem völlig Fremden sagen soll, ohne mich noch mehr schämen zu müssen. Aber vielleicht ist es nützlich, folgendes über ihn zu wissen. Die ersten Male hat er mich gezwungen. Er konnte zärtlich und liebevoll sein, aber erst hinterher. Hat gesagt, daß es ihm leid tut. Aber er ist auf mich los wie ein wildes Tier, zu grob und zu oft. Er hat gesagt, das sei mit ihm schon immer so gewesen, als ob er dagegen hilflos sei. Und nach einer Weile hat er mich verändert, so daß es mir nicht mehr so grob vorgekommen ist, daß es mir egal gewesen ist, wie oft oder wann er es mit mir getrieben hat. Es war alles zu einer Art Traum geworden, aus dem ich nicht recht aufwachen konnte, und ich ging durch die Gegend und fühlte mich ganz weich und verträumt und benommen, und ich kümmerte mich einen Dreck darum, was die anderen dachten, mir war nur wichtig, daß er mich wollte und ich ihn. Er ist ein kräftiger Mann, und die ganze Zeit, die wir zusammen gewesen sind, hat er nicht nachgelassen. Wenn man eine Frau so behandelt, glaube ich, daß sie in eine Art Trance verfällt, weil es wirklich zuviel ist, aber es gab keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten, und schließlich hab’ ich das auch nicht mehr gewollt, weil man sich daran gewöhnt, auf diese benommene Art zu leben. Als er dann zurückgekommen und bei Mrs. Atkinson eingezogen ist ... habe ich nur noch daran denken können, wie ...« Sie schüttelte sich wie ein nasses Hündchen, lächelte mich verlegen an und fuhr fort: »Wie man in einer einzigen, leichten Lektion lernen kann, ein verdammter Idiot zu werden. Er hat mich einfach nur benutzt, während er danach suchte, was mein Daddy versteckt hat. Und die ganze Zeit über dachte ich, daß ich ihm gefallen hätte.« Sie schaute auf die Uhr des Hotelcafés. »Ich muß allmählich gehen, um mich für die nächste Vorstellung fertig zu machen. Wann willst du morgen früh los?«
    »Wie wär’s, wenn ich dich gegen halb zehn abhole?«
    »Ich würde dann lieber zu deinem Boot kommen, wenn dir das recht ist.«
    »Das ist mir völlig recht, Cathy.«
    Sie machte Anstalten aufzustehen, setzte sich aber wieder und berührte schnell und leicht meinen Handrücken, zog ihre Finger zurück und meinte: »Tu ihm nicht weh.«
    »Was?«
    »Der Gedanke, daß ich jemanden auf ihn gehetzt hätte, der ihm weh tut, gefällt mir nicht. Im Kopf weiß ich, daß er ein böser Mensch ist, der eine Abreibung verdient, aber mein Herz sagt, tu ihm nicht weh.«
    »Nur, wenn es sein muß.«
    »Sieh zu, daß es nicht sein muß.«
    »So viel kann ich versprechen.«
    »Das ist alles, was ich wollte.« Sie legte ihren Kopf zur Seite. »Ich denke, du bist wahrscheinlich clever. Aber er ist listig. Er ist listig wie ein Tier. Kennst du den Unterschied?«
    »Ja.«
    Sie berührte noch einmal meine Hand. »Nimm dich in acht.«

Cuatro
    Cathy Kerr saß kerzengerade neben mir auf den echten Ledersitzen der alten Miss Agnes, während wir schnell südwärts durch Perrine, Naranja und Florida City fuhren, dann durch Key Largo, Rock

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