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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Holztreppe.
    »Gehen Sie mit ihr?« fragte Christine.
    »Nein.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein.«
    »Sie ist gesetzlich immer noch mit Kerr verheiratet, aber sie könnte auf böswilliges Verlassen hinaus und in sechs Monaten frei sein. Ein Mann könnte es wesentlich schlechter treffen. Sie ist stark und hübsch und tüchtig. Sie ist im Augenblick etwas traurig, aber wer sie glücklich macht, würde eine völlig andere Frau kennenlernen. Sie ist eine liebevolle Frau, lacht und singt dauernd, wenn sie glücklich ist.«
    »Ich nehme an, Junior Allen hat sie so traurig gemacht.«
    Sie schaute überrascht auf. »Sie wissen alles über ihn?«
    »Das meiste, denke ich.«
    »Sie muß Sie gern haben, um Ihnen das zu erzählen. Cathy ist älter als ich, aber jünger. Sie schätzt die Menschen nicht richtig ein. Ich habe ihn von hier wegjagen wollen. Das ganze Lachen und dauernde Lächeln, aber seine Augen haben nicht gelächelt. Dann hat er sich an sie rangemacht, so oft mit ihr geschlafen, daß sie nicht mehr geradeaus denken konnte, und dann war es zu spät, um ihn fortzuschicken. Sogar zu spät, um ihr zu sagen, daß er mich jedesmal angefaßt hat, wenn er die Gelegenheit dazu gehabt hat, und mich ausgelacht hat, wenn ich ihn beschimpft habe. Ich hab’ gewußt, er sucht was. Aber ich hab’ nicht gewußt, wonach oder wo es sein könnte. Das war ganz böse, was er mit ihr gemacht hat, Mr. McGee, sie so weit zu bringen, daß sie ihn gebraucht hat, und dann abzuhauen. Wäre besser für sie gewesen, wenn er nie wieder in ihre Nähe gekommen wäre, aber er ist mit unserem Geld hierher zurückgekommen und bei einer reichen Frau eingezogen, und keiner konnte irgend etwas dagegen machen, verdammt noch mal.«
    »Zur Polizei gehen?«
    »Zur Polizei? Was er uns weggenommen hatte, war bestimmt alles auch schon gestohlen. Die Polizei hat der Familie Berry noch nie einen Gefallen getan. Wenn man einen Daddy hat, der im Gefängnis gestorben ist, ist man mit der Polizei nicht gut Freund.«
    »Wann ist Allen das letzte Mal in der Gegend gewesen?«
    Argwohn verlieh ihrem gutmütigen Gesicht einen verkniffenen Ausdruck. »Sie sind nicht etwa eine Art Polizist?«
    »Nein. Überhaupt nicht.«
    Sie wartete ab, bis sich ihr Verdacht verflüchtigt hatte, und nickte kurz. »Er ist immer wieder gekommen und gegangen, hat sie mit dem Boot mitgenommen, hat da mit ihr gewohnt, und vor einem Monat etwa war das Boot weg, und sie saß alleine da. Am Haus steht ein Verkaufsschild, und sie bleibt die meiste Zeit im Haus, und man erzählt sich, sie hätte angefangen zu trinken, also ist Junior Allen vielleicht für immer weg.«
    »Vielleicht ist das auch besser so für Cathy.«
    »Er hat Schande über sie gebracht. Die Leute haben gewußt, was sich abgespielt hat. Und daß Kerr ihr davongelaufen ist. Junior Allen hat ihr Schimpfwörter nachgerufen, und die Leute haben es mitgekriegt. Man lacht über sie. Ich habe einer Klatschbase das Gesicht zerkratzt, und jetzt lachen sie vor mir nicht mehr. Was Cathy am wenigsten braucht, ist noch mehr Ärger. Denken Sie dran. Ich glaube, sie kann kein kleines bißchen Kummer mehr vertragen.«
    »Ich habe nicht vor, ihr welchen zu machen.«
    »Sie sieht jetzt ziemlich gut aus. Ganz schlank, wie ein Mädchen.« Sie seufzte. »Ich, ich gehe anscheinend immer mehr auseinander.«
    Cathy kam die Treppe heruntergeklappert mit einer verbeulten, weißen Pappschachtel, die von einem Gummiband zusammengehalten wurde. »Sie lagen ganz unten«, sagte sie. »Und dieses Foto war auch dabei.« Sie zeigte es Christine und brachte es dann mir. Es war ein Schnappschuß. Ein muskulös gebauter Mann hockte grinsend auf der obersten Verandastufe des alten Hauses. Neben ihm saß eine sanftmütige Frau in einem gemusterten Kleid. Der Mann hatte seinen Arm um ein blondlockiges Mädchen von etwa fünf Jahren gelegt, das in die Sonne blinzelte. Sie lehnte sich an ihn. Ein jüngeres Mädchen saß auf dem Schoß der Mutter, die Finger in den Mund gesteckt.
    »Lange her«, meinte Cathy sehnsüchtig. »Angenommen, jemand wäre damals zu uns gekommen und hätte uns gesagt, was daraus werden würde. Man fragt sich, ob das irgend etwas ausgemacht hätte.«
    »Ich wünschte mir, jemand würde sofort vorbeikommen«, sagte Christine. »Ich könnte gute Nachrichten brauchen. Uns steht auch ein bißchen Glück zu, Schwesterlein. Uns beiden.«
    Ich stand auf. »Ich gehe mal meine Besorgungen machen und hole dich später wieder ab, Cathy.«
    »Sollen wir

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