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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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haben Sie vor, grob zu werden?«
    »Ich denke gerade darüber nach.«
    »Ich schätze, wenn diese Leute von der Steuer genau wüßten, wo sie suchen müßten und welche alten Geschichten sie überprüfen müßten, könnten sie mit ein bißchen mehr Munition bewaffnet wiederkommen, George.«
    Er schluckte, fummelte eine Zigarette aus der Packung und meinte: »Sie machen mir keine Angst. Kein bißchen.«
    »Ich denke, wir sollten die ganze Sache vergeben und vergessen, George.«
    Er glotzte mich an. »Sie sind gar nicht hier, um sich eine Scheibe abzuschneiden?«
    »Offen gesagt, glaube ich nicht, daß Sie genug haben, um sich davon etwas abzuschneiden, selbst wenn ich solche Sachen machen würde.«
    »Ich bin ein reicher Mann!« rief er entrüstet.
    »George, sie leben nur wie ein reicher Mann. Wenn Sie in zwei Jahren noch einen Nachttopf übrig haben, sollte mich das wundern. Alles, was ich von Ihnen gewollt habe, sind Informationen, und ich habe sicherstellen müssen, daß Sie keine Ausflüchte benutzen. Ich bin hinter dem her, was Dave mitgebracht hat. Alles, was man bisher gefunden hat, sind die Überreste der Feldflasche. Nach achtzehn Jahren in tropischem Klima ist das nicht mehr viel gewesen.«
    »Jemand war zuerst da?«
    »Aber großen Vorsprung hat er nicht, George.«
    Er probierte ein dünnes Lächeln. »Und mehr haben Sie nicht von mir gewollt?«
    »Hab’ ich ja versucht, Ihnen klarzumachen.«
    Er setzte sich aufrecht hin: »Wenn Sie ins Valley kommen, Trav, dieses Haus steht Ihnen jederzeit offen. Wenn Sie Ihrem Glück auf die Sprünge helfen wollen, ich habe überall hier Geschäfte laufen, zu denen ich noch nicht gekommen bin. In zehn Jahren wird diese Gegend eine der schönsten ...«
    »Ganz bestimmt, George.«
    Als ich im Flur stand, rief er mir nach. Ich ging noch einmal in das Zimmer zurück. Er befeuchtete seine Lippen. »Falls es irgendwelchen Ärger geben sollte, und falls Sie eine Menge Erklärungen abgeben müssen ...«
    »Ich glaube, Sie sollten mir lieber viel Glück wünschen.«
    Das tat er dann auch und ließ sich wieder in die Satinkissen fallen. Als ich rausging, schaute ich durch die gläserne Terrassentür auf das Schwimmbecken. Gerry und Angie standen am gegenüberliegenden Beckenrand und unterhielten sich eindringlich, während sie ein Sonnenbad nahmen, bevor der Tag zu heiß wurde. Angie hatte einen konservativen Badeanzug an, aber ihre Stiefmutter trug einen Bikini. Aus dieser Entfernung sahen sie beide gleichaltrig aus. Nach der vielversprechenden Figur, die Gerry in Kleidern gemacht hatte, war das eine kleine Enttäuschung. Sie hatte weit oben sitzende, kleine Brüste und einen langgezogenen Oberkörper. Der lange, knochige Torso endete in breiten, festen Hüften, fleischigen Oberschenkeln und kurzen, dicken Beinen. Noch während ich sie beobachtete, drehte sich Angie unvermittelt um und ging davon. Gerry rannte ihr nach, packte sie am Arm und hielt sie auf. Das Mädchen nahm eine störrische Haltung ein, den Kopf gesenkt, während Gerry auf sie einredete. Dann ließ sie sich zu einer Sonnenliege zurückführen. Sie streckte sich darauf aus und hielt ihr Gesicht der Sonne entgegen. Die Frau zog einen weißen Gartenstuhl aus Metall heran, setzte sich und redete weiter mit dem Mädchen. Vielleicht hatte mir die Sonne einen Streich gespielt, aber ich glaubte, einen silbern-feuchten Streifen auf der Wange des Mädchens zu sehen, als ich mich abwandte.
    Diese Familie war eine einzige Zirkusnummer, balancierte auf einer engen Plattform auf der Spitze eines schwankenden Pfahles, während die Menge »Aaahhh« stöhnte und auf die Katastrophe wartete. Ein eitler, dümmlicher Mann mit einer sorglosen jungen Frau und einem gequälten Kind, zur endlos rührenden Trommel hin- und herschwankend. Wenn die Nummer zum Absturz käme, ließe sich das charakterlose Modellhaus leicht verkaufen, ein mexikanischer Zahnarzt würde den Lincoln erwerben. Wer wohl überleben würde? Möglicherweise George, denn der hatte nicht mehr tief zu fallen.
    Auf der langen ost-südöstlichen Diagonale des Düsenfluges von Houston nach Miami, hoch über der stahlblauen Stille des Golfes, dachte ich an den sturen David Berry, wie er eines Nachts die schweren Steinplatten hochwuchtete, das glitzernde Vermögen unter der Steinsäule versteckte, die Steine wieder aufschichtete und dann wartete, bis seine Familie aufwachen und ihn finden würde. Er hatte auf ein bißchen Glück gehofft, hartnäckig geschworen, zu

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