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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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einfallslos. Und es gab keine Möglichkeit mehr, sie zurückzunehmen. Es machte ihr klar, daß bald wieder Verpflichtungen auf sie zukämen, die weit über den nächsten Tag hinausreichen würden. Jedenfalls, wenn sie bei Verstand blieb. Ich hatte die zerbrechliche, neue Konstruktion zum Wackeln gebracht. Diese dunklen, hübsch schräg stehenden Augen bekamen einen gequälten Ausdruck, sie saugte an ihren Lippen und verknotete die Hände ineinander. »Nicht jetzt gleich«, sagte ich und versuchte, es wiedergutzumachen. »Irgendeines schönen Tages.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wie war’s in New York, Trav? Heiß war’s in New York, Lois. Wie war’s in Texas, Trav? Heiß war’s in Texas, Lois. Hat es Ihnen Spaß gemacht, Trav? Spaß würde ich es nicht nennen, Lois. Ich wüßte nicht, wie ich es nennen soll.«
    Sie gestand mir ein ganzes halbes Lächeln zu. »Ach, hören Sie schon auf!«
    »Gehen wir heute abend essen?«
    »Oh, nein! Ich koche, wirklich.«
    Ich schaute auf die Uhr. »Ich muß noch einen Krankenbesuch machen. Richten Sie’s so ein, daß wir danach essen. Sagen wir vierzig Minuten, nachdem ich zurück bin, damit ich Zeit zum Duschen und Umziehen habe.«
    »Ja, mein Gebieter. Oh, ich schulde Ihnen noch sechs Dollar und dreißig Cents fürs Telefon.«
    »Diese Hosen sind sehr sexy, Mrs. Atkinson.«
    »Ich habe Harp angerufen und mit Lucille gesprochen. Ich habe ihnen kaum etwas erzählt. Nur, daß ich krank gewesen bin und daß es jetzt wieder besser geht.«
    »Sie erröten ja, Mrs. Atkinson!«
    »Dann reden Sie nicht von diesen Hosen. Die habe ich heute erst gekauft. Ganz wohl fühle ich mich darin noch nicht.«

    Cathy lag in einem Sechsbettzimmer. Ich zog einen Stuhl heran, küßte sie auf die Stirn und setzte mich zu ihr. Hoffentlich hatte sie das Entsetzen in meinem Gesicht nicht gesehen. Das blasse, nachdenkliche, ziemlich hübsche und fein gezeichnete Gesicht war einmal. Jetzt bestand es aus einem stürmischen Sonnenuntergang, einer reifen Aubergine und einem schweren, dunklen Pilz. Ihr braunes Auge mußte sich mit einem einzigen Sehschlitz begnügen. Ihre linke Hand war geschient. »Hallo«, sagte sie tonlos mit dick geschwollenen Lippen. Ich stand auf, zerrte die Vorhänge vor, setzte mich wieder hin und nahm ihre unverletzte Hand. Sie ruhte matt, warm und trocken in meiner.
    »Junior Allen?« fragte ich leise.
    »Sie brauchen sich nicht um mich zu sorgen, Mr. McGee.«
    »Ich habe gedacht, wir sind bei Cathy und Trav ... Warum hat er das getan?«
    An blutunterlaufenem Fleisch kann man keinen Gesichtsausdruck ablesen. Sie beobachtete mich und verbarg sich hinter Schmerzen und verletzter Würde. »Diese Sache hat nichts mit dir zu tun.«
    »Ich will es aber wissen, weil ich dein Freund bin.«
    Ihr Augenschlitz blieb so lange geschlossen, daß ich mich schon fragte, ob sie eingeschlafen war. Sie machte ihn aber wieder auf. »Er ist hierher in den Bahama-Saal gekommen, und ich habe die Nummer schlimm vermasselt, als ich ihn unter den Zuschauern entdeckt habe. Ich weiß nicht, ob das ein Zufall gewesen ist oder ob er irgendwie davon erfahren hat oder was. Danach bin ich schnell in meine Kleider geschlüpft und raus, aber er ist schon weggewesen. Dann bin ich nach draußen gegangen und habe gesehen, wie er über den Parkplatz gegangen ist, da bin ich ihm nachgerannt. Ich habe ihn eingeholt und ihm gesagt, daß ich mit ihm reden wollte. Er hat gesagt, wir hätten nichts miteinander zu bereden. Ich habe ihm gesagt, wir müßten über Geld reden. Da hat er gezögert. Wir sind zum Strand gegangen. Dann habe ich ihm gesagt, wenn er mir nur ein bißchen von dem Geld geben würde, was er bekommen hat, vielleicht wenigstens tausend Dollar, dann würde ich ihm wegen dem Rest keine Scherereien machen. Er hat mich gefragt, was ich mit Scherereien meine, und ich habe ihm geantwortet, daß er etwas gefunden hat, was ihm nicht gehört. Er hat kurz und häßlich aufgelacht und gesagt, ich hätte überhaupt keine Ahnung, was Scherereien sind. Dann hat er schnell nach mir geschnappt und mit der einen Hand meinen Nacken gepackt und mir mit der anderen ins Gesicht geschlagen und ein paarmal in den Bauch. Es ist mir ganz schwarz vor Augen geworden, während er auf mich eingedroschen hat, und ich bin erst im Krankenwagen wieder aufgewacht. Es ... es tut jetzt nicht mehr so weh.«
    »Cathy, warum hast du das nicht der Polizei erzählt?«
    »Hätte ich fast gemacht.«
    »Und warum hast du es nicht getan?«
    »Nicht, weil

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