Abschied in Dunkelblau
ich Angst davor habe, daß er mich noch einmal schlägt. Aber wenn die ganze Sache rauskäme, würde ich ganz bestimmt nie auch nur einen Pfennig wiederkriegen. Und ... außerdem hätte es dir ins Handwerk gepfuscht, Trav. Da wärst du in eine Polizeisache verwickelt worden.«
Was soll man mit so einem Menschen nur machen? Ich hob ihre Hand und küßte ihre aufgerauhten Knöchel und sagte: »Du bist mir aber eine, Cathy.«
»Ich komme mir aber ganz und gar nicht so toll vor.«
»Hier jedenfalls eine gute Nachricht. Es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, wem das Geld je gehört hat, also auch keine Möglichkeit, es jemandem zurückzugeben.«
»Was ist in dem Versteck gewesen?«
»Darüber reden wir, wenn du hier herauskommst.«
»Die wollen mir nicht sagen, wann. Aber ich bin heute schon kurz auf den Beinen gewesen. Etwas krumm und schwindelig, aber ich hab’ mich an einer Frau festgehalten und bin den ganzen Weg zum Klo gegangen. Also dauert es vielleicht nicht mehr so lange.«
Als ich mich von ihr verabschiedete, meinte sie: »Es ist sehr lieb von dir gewesen, mich zu besuchen. Danke sehr.«
An jenem Abend redete ich sehr lange mit Lois und gab eine bearbeitete Fassung meiner Abenteuer zum besten. Ich ging zu Bett. Als ich einschlief, konnte ich sie immer noch in der Dusche hören.
Sie tauchte in meinen Träumen auf und in meinem Bett, machte mich wach mit ihrem Mund auf meinem, und merkwürdigerweise war das weder ein Schock noch eine Überraschung. Mein Unterbewußtsein hatte geahnt, daß dies so kommen würde. Eine Dame ist ein ganz besonderes Ereignis, so duftend und zart und absolut makellos. Sie hatte ein durchsichtiges Etwas an, das am Hals zugebunden war, sich aber leicht öffnen ließ und sie mit ihrer unglaublich glatten Haut meiner erwachenden Umarmung darbot. Ihr Atem flatterte, sie gab mir hundert kleine schnelle Küsse. Ihre Zärtlichkeiten waren flüchtig und leicht, ihr Körper wand sich und drehte sich, schimmerte, glitt in verschiedene Haltungen bei dieser köstlichen Darstellung ihrer selbst, ihr Mund formte immer wieder das Wort Liebling, ihr Haar duftete süß in der Dunkelheit. Sie befand sich in einer einzigen, endlosen Bewegung, setzte sich ganz und gar ein, wie eine liebevolle Katze, die gegen einen prallt, sich um einen schlängelt, einen mit dem Kopf schubst und dabei schnurrt. Ich wollte sie zu ihren eigenen Bedingungen nehmen, sie so anmutig vorbereiten, wie sie sich selbst angeboten hatte, mir Zeit nehmen, all ihren Körperteilen zu huldigen, ein intimes Menuett von Angebot und Nachfrage, von Verlangen und Hinhalten, bis die Zeit gekommen war, all das, mangels eines besseren Begriffes, mit einem Anflug von Bedeutsamkeit zu besiegeln, in Besitz zu nehmen und in die Tat umzusetzen.
Aber plötzlich lief es nicht mehr gut. Sie ließ kurz von ihrer süßen Raserei ab, schwang sich wieder empor, aber nicht zu solchen Höhen. Wir waren noch nicht vereint. Sie versuchte, an ihrem ganzen Verlangen festzuhalten, aber es verebbte zusehends, ihr Körper sprach von Berührung zu Berührung weniger an.
Am Ende schluchzte sie laut auf und warf sich zur Seite, verkrampfte sich in der Haltung der ungeborenen Kinder, den Rücken zu mir gekehrt. Ich berührte sie. Ihre Muskeln waren hart.
»Lois, Liebes.«
»Rühr mich nicht an!«
»Bitte, Schatz, du mußt nur ...«
»Verrucht, verrucht, verrucht!« sagte sie mit leiser, brüchiger, klagender Stimme, die Vokale langgezogen.
Ich versuchte, sie zu streicheln. Ihr Körper war steif wie ein Brett von jener großen, inneren Anspannung, die mit hysterischen Anfällen einhergeht.
»Häßlich und verrucht«, stöhnte sie. »Du weißt das alles gar nicht, die ganzen häßlichen Sachen. Ich kann nie wieder zu jemandem nett sein. Ich habe Sachen mit mir machen lassen. Ich habe selbst schmutzige Sachen gemacht. Ich habe aufgehört, mich zu wehren.«
»Laß dir Zeit, Lois.«
»Ich ... liebe ... dich!« heulte sie, Protest und Klage.
»Du hast es zu früh versucht.«
»Ich habe dich gewollt.«
»Dazu ist doch noch Zeit.«
»Für mich nicht. Ich kann nicht abschalten. Das wird immer wiederkommen!«
Ich verschränkte die Hände hinter dem Kopf und dachte nach.
Das war ja alles ganz rührend. So eine gründliche Vorbereitung. Alles war zurechtgezupft und parfümiert, geschrubbt und eingeölt, die ganze Belohnung für den heldenhaften Retter voll bebender Erwartung. Dann kam in der Dunkelheit Junior Allen daher und grinste sie verächtlich
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